Hamburg/Berlin. Drei Jugendliche wurden in Hamburg bewusstlos aufgefunden. Sie sollen Oxycodon genommen haben – ein Mittel mit großem Suchtpotenzial.

Die Jugendlichen hatten Glück, dass ein Spaziergänger sie am Rand einer Hamburger Kleingartenanlage entdeckte. Zwei Jungen (beide 17) und ein Mädchen (14) lagen bewusstlos auf dem Boden – offenbar hatten sie mit Rauschmitteln experimentiert, bei ihnen sollen Tabletten gefunden worden sein. Notärzte reanimierten einen der jungen Männer und brachten alle drei in Kliniken.

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung hat das Trio ein Schmerzmittel konsumiert, das synthetische Opioid Oxycodon. Experten warnen davor, dass Oxycodon zu einer Modedroge werden könnte. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verzeichnet seit einem Jahr eine deutliche Zunahme beim Missbrauch.

Oxycodon wirkt nach dem gleichen Prinzip, aber deutlich stärker und schneller als Morphin, wodurch es zu Euphorie-Schüben kommen kann. Zudem hat es hustenreizlindernde, beruhigende und angstlösende Eigenschaften. Während Oxycodon in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, verschreiben Ärzte in den USA Mittel mit diesem Wirkstoff selbst bei moderaten Schmerzen freizügig.

Oxycodon: Treiber der US-Drogenkrise

Das Problem: Das Opioid macht schnell abhängig. Laut Deutscher Apotheker Zeitung können bereits einige Wochen Konsum ausreichen, „um nach dem Absetzen körperliche Symptome ähnlich denen einer schweren Grippe hervorzurufen“.

In den USA sind tatsächlich schon massenweise Patienten abhängig geworden: Wenn sie Oxycodon nach der Behandlung nicht mehr auf Rezept bekommen, besorgen sie es sich oft auf dem Schwarzmarkt, wo sie mit der Zeit auf eine billigere Alternative ausweichen: Heroin.

Oxycodon kann Euphorie-Schübe hervorrufen. In Deutschland fällt es unter das Betäubungsmittelgesetz.
Oxycodon kann Euphorie-Schübe hervorrufen. In Deutschland fällt es unter das Betäubungsmittelgesetz. © Getty Images

Opioide gelten als Treiber der US-Drogenkrise: Zu Beginn der Pandemie wurden laut Gesundheitsbehörde CDC erstmals mehr als 100.000 Drogentote in einem Jahr verzeichnet. Rund drei von vier dieser Toten in den USA starben an einer Überdosis Opioide.

Eine vergleichbare Entwicklung wird es in Deutschland nicht geben – zu diesem Schluss kommt eine Studie von Universität Bremen und Handelskrankenkasse. Zu unterschiedlich sind die rechtlichen Rahmenbedingungen. Doch schon jetzt sind 1,6 Millionen Menschen in Deutschland abhängig von Schmerzmitteln. Untersuchungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zeigen, dass sich der Missbrauch und die Abhängigkeit von Medikamenten in Deutschland weiter erhöht. (fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.