Bangkok. Kurz vor seiner Krönung beschert Rama X. den Thailändern eine neue Ehefrau. Der Jetset-Monarch ist für seine Eskapaden berüchtigt.

Das Paar fällt auf in der Menschengruppe, die an der Talstation auf die Seilbahn zur Zugspitze wartet. Während die anderen Besucher in Outdoor-Jacken gehüllt sind – es ist ein frischer Apriltag – tragen der Mann und die Frau sich ähnelnde, knappe Stretch-Oberteile, die an Sport-BHs erinnern.

Der Mann, der dort mit seiner Begleiterin Deutschlands majestätischsten Berg besichtigen will und offenbar an warmer Kleidung spart, ist Thailands König, der reichste Royal der Welt. Er erbte nach dem Tod seines Vaters Bhumibol Adulyadej im Oktober 2016 ein Vermögen von 35 Milliarden Euro.

Maha Vajiralongkorn Bodin Dradebaya Warangkun heißt er, das bedeutet in etwa „König der Blitze, Abkömmling von allmächtigen Gottheiten“. Jetzt soll der skandalumwitterte Rama X., wie der Jetset-Monarch auch genannt wird, richtig was tun: Am Sonnabend wird er in einer pompösen, zweitägigen Zeremonie offiziell gekrönt.

König Rama X. erklärte Bayern zu seiner Wahlheimat

Für Überraschungen ist er immer gut – ob er bauchfrei vor seinen Generälen aus dem Flieger steigt, mit einer Boeing 737 wochenlang durch Europa düst, ohne auszusteigen, oder mit einer Entourage zum Erdbeerpflücken auf einem Feld in seiner bayerischen Wahlheimat einfällt.

Und auch kurz vor der Krönung sorgte er mit einer Blitz-Aktion für Aufsehen: Am Mittwoch heiratete der 66-Jährige seine langjährige Leibwächterin und Lebensgefährtin, die frühere Thai-Airlines-Stewardess Suthida Tidja (40).

Damit bescherte er den 67 Millionen Thailändern plötzlich eine neue Königin. Im Oktober 2016 zeichnete Rama X. seine Partnerin für ihre Verdienste in der Leibgarde mit einer Medaille aus. Später beförderte er sie in den Rang einer Generalin der thailändischen Armee.

Vierte Ehe in der Zeitung angekündigt

Der gestorbene König Bhumibol (l.) mit seiner Frau Sirikit und Sohn Maha Vajiralongkorn, damals noch Kronprinz, im Jahr 2007.
Der gestorbene König Bhumibol (l.) mit seiner Frau Sirikit und Sohn Maha Vajiralongkorn, damals noch Kronprinz, im Jahr 2007. © dpa | Royal Household Bureau

Ihr neuester Karriereschritt, die Erhebung zur Königin und damit Nachfolgerin von Bhumibols Witwe Sirikit (86), wurde durch eine Veröffentlichung in der „Königlichen Gazette“ bekannt gemacht. Erst bei dieser Gelegenheit erfuhren die Thailänder auch, dass ihr Monarch zum vierten Mal verheiratet ist.

Die beiden traten bei offiziellen Anlässen häufig gemeinsam auf, auch zusammen mit dem wahrscheinlichen Thronfolger, Prinz Dipangkorn Rasmijoti (14). Zusammen haben sie keine Kinder.

Das Protokoll sieht für die Ehefrau des Monarchen eine eigene Zeremonie vor. Die für den König selbst sprengt an Komplexität und Prunk jeden Rahmen. „Es gibt keine andere Monarchie in der Welt mit einem so steifen und komplizierten Zeremoniell wie in Thailand“, sagt ein Diplomat des Sultanats Brunei.

Negative Presse über den König ist verboten

13 Brücken Bangkoks erstrahlen bereits in Festbeleuchtung. Die Gouverneure der 76 Provinzen brachten „heiliges Wasser“ in die Hauptstadt. Ein weißer Elefant wartet bereits in einem Stall, um als Symbol buddhistischer Stärke dem neuen König übergeben zu werden.

Seit Tagen laufen die Generalproben mit Paraden – 40 Straßen im Stadtviertel Dusit sind rund um die Uhr gesperrt – und Ruderern, die die mit reichlich Gold verzierte königliche Barke steuern.

Obwohl die strengen Gesetze gegen „Majestätsbeleidigung“ vor negativer Presse schützen – die Thailänder haben die vielen Eskapaden ihres neuen Königs durchaus zur Kenntnis genommen. Gleichwohl wissen sie, dass Rama X. keine Witzfigur ist.

Neuer König erweist sich als machtbewusst

Während der vergangenen eineinhalb Jahre erwies er sich als machtbewusster Monarch, der im Gegensatz zu seinem Vater eine weitaus direktere Rolle im politischen Geschehen angenommen hat. Er entmachtete die Queen’s Guard, aus deren Reihen die Putsch-Generäle stammten, die seit 2014 das Land regieren.

Dafür bildete er eine eigene, mächtige King’s Guard. Crown Properties, ein mehr als 30 Milliarden US-Dollar schweres Unternehmen der Monarchie, wurde in seinen persönlichen Besitz überführt. „Dank dem König herrscht endlich wieder Ordnung im buddhistischen Klerus“, schwärmt ein Funktionär der Junta in Bangkok.

Manche Beobachter sehen Thailand, das seit 1932 eine konstitutionelle Monarchie ist, bereits auf dem Weg zurück zur absoluten Monarchie. Seine Villa am Starnberger See, so Insider, will der Monarch aber behalten. Seine höchsten Generäle sind es bereits gewohnt, zum Rapport nach Bayern zu fliegen. (Willi Germund)