Berlin. Viele Corona-Beschränkungen sind schon gelockert worden – Großveranstaltungen sind aber weiterhin verboten. Wohl auch noch länger.

  • Wegen des Infektionsrisikos kam das öffentliche Leben in Deutschland zum Stillstand – auch Konzerte, Partys oder Feiern mussten abgesagt werden
  • Das wird weiterhin so bleiben: Partys, Volksfeste und auch das Nachtleben in Clubs wird es vorerst nicht geben
  • Lesen Sie hier, bis wann sie verboten werden sollen - und was alles stattfinden darf

Eine Erfahrung aus der Pandemie teilen wohl die meisten Deutschen: Corona schlägt mitunter aufs Gemüt. Die Tage sind sonnig, die Abende lau, die Sommerferien in greifbarer Nähe. Unter normalen Umständen wäre es der Beginn der Open-Air- und Festival-Saison. Doch wegen Corona ist allzu große Geselligkeit in der Öffentlichkeit weiter tabu, auch Großveranstaltungen passen nicht zu den Hygiene- und Abstandsregeln.

Die Bundesländer wollen Großveranstaltungen grundsätzlich bis mindestens Ende Oktober verbieten. Dies gelte für solche Veranstaltungen, „bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist. Lesen Sie hier: Das zählt alles als Großveranstaltung.

Corona-Beschränkungen – keine Hoffnung für Großveranstaltungen

Großveranstaltungen waren wegen der Corona-Pandemie zunächst bis Ende August untersagt worden. Doch schon im Vorfeld des Bund-Länder-Treffens war klar: Viele Dinge, die Spaß machen, fallen weiterhin flach. Dazu zählen Volksfeste, Konzerte, Festivals und Fußballspiele vor großem Publikum. Auch Großveranstaltungen wie Indus­trie- und Fachmessen haben es schwer. Auch Clubs werden zeitnah nicht öffnen können.

Blick auf die leeren Ränge der Freilichtbühne Junge Garde in Dresden.
Blick auf die leeren Ränge der Freilichtbühne Junge Garde in Dresden. © ZB | Robert Michael

Dass sich Bund und Länder bei ihrem jetzigen Treffen auf eine einheitliche Linie bei diesem Thema einigen, schien zunächst unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war, dass ziemlich unterschiedliche Auffassungen aufeinanderprallen würden. Denn nicht überall sind die Auswirkungen der Pandemie gleich stark. Die Infektionslage insgesamt gibt in Deutschland durchaus Anlass zu Optimismus.

Infektionslage gibt Anlass zum Optimismus

Mittlerweile gibt es laut Robert-Koch-Institut (RKI) weniger als 5000 aktive Coronavirus-Fälle – eine zumindest vorübergehende Beruhigung der Pandemie. In zehn Bundesländern gab es weniger als fünf Fälle von Neuinfektionen.

Hinzu kommt fortan die neu eingeführte Corona-App. Sie soll es erleichtern, Neuübertragungen im Blick zu behalten und Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen. Dennoch ist das Virus nicht verschwunden. Deswegen gibt es regional weiter massive Einschränkungen bei Großveranstaltungen. So funktioniert die Corona-Warn-App der Regierung.

Bayern etwa verbietet bis 31. August auch private Feiern, Ausnahmen muss man beantragen. In Brandenburg werden dagegen Großveranstaltungen mit bis zu 1000 Personen erlaubt. In Hamburg sind sämtliche öffentliche wie nicht öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen bis 30. Juni untersagt. Doch je länger die Corona-Krise anhält, desto mehr stellen sich viele Pandemie-müde Deutsche die Frage: Wie lange dauert es noch, bis wir endlich wieder ordentlich feiern dürfen? Lesen Sie hier, welche Regeln in Ihrem Bundesland gelten.

Welche Volksfeste könnten stattfinden?

Der größte Rummel der Welt – das Oktoberfest – ist längst abgesagt. Trotzdem bedeutet das aber nicht, dass dieses Jahr nichts geht. Einzelne Städte in Nordrhein-Westfalen und Bayern lassen zumindest wieder kleinere Freizeitparks und temporäre Kirmessen mit Karussells zu. Dies handhabt jedes Bundesland unterschiedlich. Viele Schausteller haben schon Stellplätze für Kirmessen ab September gemietet, berichtet der Präsident des Deutschen Schaustellerbunds, Albert Ritter.

Das Oktoberfest wurde bereits abgesagt.
Das Oktoberfest wurde bereits abgesagt. © AFP | Christof Stache

„Wir scharren schon mit den Füßen und würden am liebsten sofort wieder Volksfeste und Kirmessen veranstalten. Leider gibt es noch keinen konkreten Starttag X für die Wiedereröffnung.“ Die Schausteller hatten die Hoffnung geäußert, dass sich die Infektionslage entspannt und sie spätestens im September wieder loslegen dürfen. Natürlich unter Einhaltung von Abstandsregeln.

„Dies wäre gut möglich“, meint Ritter. „Denn kleine Kirmessen sind mit Fußgängerzonen oder Strandpromenaden zu vergleichen.“ Die neuen Entwicklungen scheinen ihre Hoffnungen zunichte zu machen.

Ihm sei auch nicht klar, warum man in Schwimmbecken schon gemeinsam planschen darf, aber es ansteckender sein soll, in einem Karussell nebeneinander zu sitzen. Schließlich dürften ja auch große Freizeitparks wieder öffnen. Der Verbandspräsident setzt auf die neue Corona-App. Sie könne zum Beispiel für alle Besucher von Volksfesten zur Pflicht erklärt werden, um die Besucher zu schützen. Dies wäre besser als Schutzzäune, findet Ritter. Lesen Sie hier: Corona-Warn-App – Wir haben die neue Anwendung getestet

Open-Air-Events und Konzerte

Große Rockkonzerte und Open-Air-Festivals mit dicht gedrängt stehenden oder leidenschaftlich tanzenden Fans wird es so bald wohl nicht wieder geben. „Einerseits hoffen wir natürlich, Anfang September wieder veranstalten zu können“, hatte Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, gesagt. Auch seine Hoffnung dürfte durch die Beschlussvorlage der Bundesregierung und der Länder-Chefs dahin sein. „Aber wir fürchten, dass es erst Anfang nächsten Jahres sein wird. Schlimmstenfalls geht es wohl erst, wenn es einen Impfstoff gibt.“

Denn für die Konzertbranche gelte: „Mit einem geforderten Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den Besuchern lässt sich keine Veranstaltung wirtschaftlich durchführen.“ Soweit also Abstandsregeln eingehalten werden müssten, bedeute dies für die Branche, dass das Veranstaltungsverbot weiter bestehe. Events in früherem Stil fänden erst wieder statt, wenn die Abstandsregeln abgeschafft seien. Derzeit geben viele Musiker und Sänger Livekonzerte – allerdings nur im Internet. Dort erreichen sie ­mitunter viele Zuhörer, nur die Einnahmen fallen in der Regel äußerst gering aus.

Können Fans bald wieder ins Fußballstadion?

Auch der Lieblingssport der Deutschen ist derzeit eine recht freudlose Veranstaltung. Fußballspiele der Bundesliga finden wegen der Corona-Ansteckungsgefahr als Geisterspiele statt, also vor leeren Zuschauerrängen. Erst im Herbst, mit Beginn der neuen Bundesliga-Saison, könnten sich die Tribünen wieder teilweise füllen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hält es jedenfalls für möglich, dass Spiele mit reduzierten Zuschauerzahlen und mit Abständen zwischen den Stadionbesuchern möglich sein werden.

Wie steht es um Messen?

Seit März konnten in Deutschland 165 Messen nicht wie geplant stattfinden. Die Veranstalter haben dadurch Umsätze im hohen dreistelligen Millionenbereich verloren, berichtet Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft. Der deutschen Wirtschaft sind durch die Ausfälle laut Ifo-Institut rund 12 Milliarden Euro verloren gegangen. Viele Branchen sind hiervon betroffen – von Messebauunternehmen über Hotellerie und Gastronomie bis hin zum Verkehrssektor.

Die Aussichten sind aber einigermaßen gut, dass ab September wieder größere Messen stattfinden. Dazu zählen unter anderem die Frankfurter Buchmesse und die Elektromesse IFA Berlin. Doch sie werden anders aussehen. „Für eine Reihe von Messen haben die Veranstalter bereits neue Formate auf großzügigen Flächen entwickelt“, so Holtmeier. Fachbesucher-Messen stünden hierbei im Vordergrund. Es seien aber auch eine Reihe von Publikumsmessen geplant, unter Einhaltung der Hygieneregeln.

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