Paderborn. Ein Mann sollte für die Polizei Paderborn kinderpornografisches Material sichten. Jetzt steht der 34-Jährige selbst unter Verdacht.

Die Staatsanwaltschaft Detmold ermittelt gegen einen Mitarbeiter der Polizei Paderborn. Der Mann steht im Verdacht, Kinderpornografie besessen zu haben. Bei der Polizei war er nach Angaben der Staatsanwaltschaft Detmold als Auswerter für kinderpornografisches Material beschäftigt.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Detmold sagte auf dpa-Anfrage, es werde „wegen Kinderpornografie gegen einen Regierungsbeschäftigten der Kreispolizeibehörde Paderborn“ ermittelt. Die Polizei in Paderborn teilte zeitgleich mit, der 34-Jährige sei mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Hinweise gegen den Mann „wegen des Verdachts auf den Besitz von Kinderpornografie“ hätten sich erhärtet.

Verdächtiger schwieg über Ermittlungen

Bei einer internen Untersuchung habe sich herausgestellt, dass gegen ihn ein Strafverfahren im Kreis Lippe anhängig sei. Der Mann war laut Polizei erst im Juli als IT-Ermittlungsunterstützer eingestellt worden. Laut „Westfalen-Blatt“ war er als „Auswerter“ von kinderpornografischem Material eingesetzt worden, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Die „Neue Westfälische“ berichtet, der Mann habe Datenträger wie etwa USB-Sticks für die Ermittler aufbereitet. Dabei habe er nicht nur, aber auch mit kinderpornografischem Material zu tun gehabt. Der Mann soll laut den beiden Medien in einem Freibad im Kreis Lippe selbst entsprechende Fotos angefertigt haben. Deshalb sei bereits gegen ihn ermittelt worden – darüber habe er im Bewerbungsgespräch aber keine Angaben gemacht.

Warum wurde der Mann nicht überprüft?

Auf die Frage, warum der 34-Jährige nicht bei einer Überprüfung vor der Einstellung aufgefallen sei, sagte der Polizeisprecher, im polizeilichen Führungszeugnis habe „nichts Entsprechendes“ gestanden. Aus dem Innenministerium hieß es allerdings, dass im entsprechenden Bundeszentralregister nur rechtskräftige Verurteilungen aufgeführt werden, Ermittlungen nicht.

Bei Regierungsbeschäftigten handele es sich um Mitarbeiter, die zur Unterstützung der Polizei vom Land bezahlt würden, sagte Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Die Entscheidung, wer für welche Tätigkeit eingestellt werde, treffe aber immer die Polizeibehörde vor Ort.

Ermittler in NRW stehen vor enormen Aufgaben

Zuletzt sind in NRW Missbrauchsfälle von gewaltigem Ausmaß bekannt geworden. Im Zuge dessen hat die Landespolizei viele neue Mitarbeiter eingestellt. Erst vor wenigen Wochen war ausgehend von einer Festnahme in Bergisch Gladbach ein Fall aufgedeckt worden, bei dem Verdächtige aus NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz auch ihre eigenen Kinder sexuell missbraucht haben sollen.

Sie sollen Fotos und Videos von den Gewalttaten in Chat-Gruppen mit bis zu 1800 Mitgliedern verbreitet haben. Es gab bisher zehn Festnahmen. Im Fall Lügde waren vor kurzem zwei Männer zu hohen Freiheitsstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Sie hatten Kinder und Jugendliche in mehreren hundert Fällen auf dem Campingplatz in NRW sexuell missbraucht und das teilweise gefilmt. (küp/dpa)