London. Die Queen soll Einfluss auf ein Gesetz genommen haben, um ihr Vermögen zu verschleiern. Sie dementiert. Doch ein Geheimnis bleibt.

Das Vermögen der Queen ist seit Jahrzehnten Anlass für Spekulationen. Dabei ist sie im Vergleich gar nicht so reich, wenn es nach Schätzungen der „Sunday Times“ geht. Auf der jährlichen Liste der wohlhabendsten Menschen in Großbritannien war Elizabeth II. zuletzt mit 398 Millionen Euro auf Platz 372.

Damit lag sie weit hinter Rihanna auf Platz 282 (die Sängerin wohnte in den vergangenen zwei Jahren in einer Villa am Stadtrand von London) oder Sir Elton John auf Platz 363. Die Rechnung berücksichtigt allerdings nur das private Vermögen der Queen, nicht Besitztümer der Krone wie die 15-Milliarden-Euro-Kunstsammlung im Buckingham-Palast.

Doch ihr Geflecht aus Eigentümern und Beteiligungen ist komplex und nicht einsehbar. Diese Diskretion sei durch ein Gesetz geschützt worden, behauptet nun der „Guardian“. Auch interessant: Deshalb war 2020 für Queen Elizabeth ein wahres Horrorjahr

Vermögen der Royal Family

Der Zeitung liegen Regierungsdokumente vor, welche die Einflussnahme der Königin auf die Regierung beweisen sollen. Ihre Anwälte hätten in den 70er-Jahren ein Gesetz verhindert, mit dem das Vermögen der Royal Family transparent gemacht werden sollte.

Lobbyarbeit, um ihr Vermögen zu verschleiern – kurz vor ihrem 95. Geburtstag am 21. April gerät die Königin damit in Bedrängnis. Der Palast wies den Bericht umgehend als „inkorrekt“ zurück – ohne weitere Rechtfertigung.

Allein die Krone der Queen soll einen Wert von rund 40 Millionen Euro haben. Sie ist allerdings kein Privatbesitz.
Allein die Krone der Queen soll einen Wert von rund 40 Millionen Euro haben. Sie ist allerdings kein Privatbesitz. © picture-alliance / dpa | PA Curry 6615625

Ein Gesetzesentwurf von 1973 des damaligen Premierministers Edward Heath für mehr Transparenz sah laut dem „Guardian“ vor, dass auch die Queen ihre Beteiligungen an Firmen und deren Wert hätte offenlegen müssen.

Staatsoberhaupt ausgenommen

Doch Matthew Farrer, von 1965 bis 1994 Anwalt im Auftrag Ihrer Majestät, intervenierte. Er kontaktierte dem Bericht zufolge die Minister und erreichte, dass das neue Gesetz überarbeitet wurde und das Staatsoberhaupt ausnahm. Sein Argument damals: Eine Offenlegung ihres Vermögens wäre „peinlich“ für die Queen.

Ermöglicht wurde die angebliche Intervention durch eine Tradition im britischen Ge­setzgebungsprozess, wonach der Queen Gesetzentwürfe vorgelegt werden, die ihre Interessen betreffen könnten.

„Was so schädlich an der Enthüllung ist: Sie zeigt, dass die Queen, die sich verpflichtet hat, unpolitisch zu sein, sich in ein Gesetz eingemischt hat, um es so zu verändern, dass es ihr passt“, erklärt die australische Royal-Expertin Daniela Elser.

Dabei gab die Monarchin sich immer bescheiden und preisbewusst: Im Empfangssaal von Schloss Windsor kämpft ein 30-Euro-Elek­troheizer gegen die klamme Luft an, seit 1989 benutzt sie den Neun-Euro-Nagellack „Ballet Slippers“ von Essie.

Harry und Meghan trafen Kaliforniens Gouverneur

Auch der abtrünnige Queen-Enkel Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan wurden wegen Einmischung in die Politik bereits heftig kritisiert. So wetterten sie im US-Wahlkampf gegen den damaligen Präsidenten Donald Trump: „Wenn wir uns diesem November nähern, ist es wichtig, dass wir Hass-Reden, Fehlinformationen und Online-Negativität ablehnen.“ Mehr zum Thema: Prinz Harry - wie sich der einstige Darling zum Deppen macht

Ein Palastberater äußerte daraufhin in der „Sunday Times“ seinen Unmut: „Die Familie schüttelt den Kopf und fragt sich, was das für den Vertrag zwischen den beiden und der Queen bedeutet, in dem sie sich verpflichtet haben, die Werte des Königshauses zu vertreten. Dem Gefühl nach ist der Vorfall eine Missachtung dieses Vertrages.“

Harry und Meghan beeindruckte die Kritik nicht. Jetzt kam heraus, dass sie sich vor einiger Zeit zu einem mehrstündigen virtuellen Gespräch mit Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom getroffen hatten. Worum es ging? Geheim. „Wir kommentieren den Inhalt von Treffen zwischen dem Gouverneur und privaten Parteien oder seinen Mitarbeitern nicht“, hieß es aus Newsoms Büro.

Ausstiegsvertrag nach dem Megxit

Im März, ein Jahr nach dem ­Megxit, will die Queen nun den Ausstiegsvertrag mit den Abtrünnigen überarbeiten. Ein Punkt dabei soll sein: Wenn das Paar seine royalen Titel behalten will und Harry weiter Captain General der Marine bleiben soll, dürfen beide sich nicht in die Politik einmischen, auch nicht in die der USA. Lesen Sie hier: Wie Prinz Harry vor Gericht um seinen guten Ruf kämpft

Diesen Standpunkt klarzumachen, dürfte der Queen nach der neuesten Anschuldigung nun schwerer fallen.