Berlin. Die britische Variante liegt in Deutschland vorne, die indische Mutation bereitet Sorgen. So breiten sich die Corona-Mutationen aus.

Das Robert Koch-Institut hat die neusten Zahlen zur Verbreitung von Corona-Mutationen in Deutschland veröffentlicht. Dabei fällt auf: Hessen und Rheinland-Pfalz liegen bei der Ausbreitung der indischen Mutation vorne. Die sogenannte indische Variante B.1.617 bleibt aber weiterhin recht selten.

In der dritten Woche in Folge bewegt sich der Anteil dieser Mutante an den untersuchten Proben im Bereich von rund zwei Prozent, wie aus einem RKI-Bericht von Mittwochabend hervorgeht. Die aktuellsten Daten stammen aus der Woche vom 10. bis 16. Mai.

Sandra Ciesek: Indische Mutation in Frankfurt verbreiteter

Auf die Entwicklung machte auch die Virologin Sandra Ciesek auf Twitter aufmerksam. In der dritten Woche in Folge bewegt sich der Anteil der indische Variante B.1.617 an den untersuchten Proben im Bereich von rund zwei Prozent. Dabei liegt Hessen, wie Ciesek betonte, vorne.

In Deutschland bleibt laut Robert Koch-Institut (RKI) indes weiter die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 mit 93 Prozent vorherrschend. Dabei reicht der Anteil der Mutante an den untersuchten Proben in der 20. Meldewoche (10. bis 16. Mai) von 49 Prozent (Mecklenburg-Vorpommern) bis 99 Prozent (Bremen).

Die südafrikanische Variante B.1.351 liegt in Deutschland weiter bei 0,2 Prozent. Mit 0,0 Prozent sind Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein am wenigsten betroffen. Das Saarland ist mit 3,5 Prozent am meisten betroffen.

Corona-Mutationen: Indische Variante in Untervarianten unterteilt

Bei der indischen Variante unterscheiden Fachleute mehrere Untervarianten. Das RKI spricht von einem langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg der Anteile von Untervariante B.1.617.2 - auf nun 2,2 Prozent. Diese Mutante macht Experten derzeit Sorgen. Befürchtet wird, dass sie noch ansteckender sein könnte als frühere Formen; auch könnte sie die Wirksamkeit der Impfungen schwächen.

Man solle genau auf diese Variante schauen, sagte die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation am Donnerstag. Sie sehe eine Gratwanderung zwischen dem Impffortschritt und der Ausbreitung der Variante.

Drosten warnt vor der indischen Mutation

Angesichts des aktuell berichteten Anteils von zwei Prozent werde es bis zu fünf Wochen oder vielleicht auch länger dauern, bis die Variante auch in Deutschland anfange, die Fallzahlen wieder hoch zu bringen. Bis dahin gebe es noch nicht genug Impfschutz, um eine Belastung der Intensivstationen auszuschließen.

Auch der Virologe Christian Drosten wies am Dienstag im „Coronavirus-Update“ (NDR-Info) darauf hin, dass offenbar „gerade die erste Impfung gegen dieses Virus noch nicht so viel hilft, so dass man jetzt schnell vervollständigen muss“. Das bedeutet, dass es wichtig ist, dass Menschen auch die zweite Dosis erhalten. Generell sieht Drosten bei den ersten Daten über die Variante noch viele Unwägbarkeiten.

Unabhängige Experten in Großbritannien riefen unterdessen dringend zum Handeln auf. Die Ausbreitung von B.1.617.2 dort erfordere eine sofortige Einleitung von Maßnahmen, um die Fallzahlen zu senken, teilte die als „Independent Sage“ bekannte Gruppe mit. Sie ist nicht identisch mit dem nur als „Sage“ (Scientific Advisory Group for Emergencies) bezeichneten offiziellen Expertengremium der Regierung. Schätzungen zufolge sei die indische Variante in Teilen des Landes bereits vorherrschend, hieß es in der Mitteilung von „Independent Sage“ am Mittwoch.

In Großbritannien wurden bislang rund 3400 Infektionen mit der Variante registriert. Insgesamt ist die Zahl der Neuinfektionen aber landesweit auf einem sehr niedrigen Stand. Wegen der Ausbreitung der Variante wird Großbritannien von der deutschen Bundesregierung seit Sonntag als Virusvariantengebiet eingestuft.

(msb/dpa)