Berlin. Sonia Liebing soll der neue große Schlagerstar in Deutschland werden. Doch es gibt schon jetzt Anfeindungen gegen die zweifache Mutter.

Sonia Liebing sitzt da wie eine Lichtgestalt. Die Stimmung beim Berliner Mexikaner ist betont locker, dennoch ist eine gewisse Anspannung in der Runde zu spüren, die hauptsächlich aus einem Dutzend mittelalter Männer besteht. Liebing kommt aus Köln, und sie ist die neueste Entdeckung der Schlager-Branche.

Ihre Optik ist Instagram-tauglich, ihr Charme nahbar. Eine günstige Kombination, stellen gute Schlagerstars doch immer leicht überhöhte Du-und-ich-Typen dar. Liebing isst mit Appetit, raucht eine, bestellt einen Cocktail, sie ist lebhaft, aber nicht überdreht.

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Wer auf welche Weise mit ihr verflochten ist am Tisch, ist für Außenstehende kaum zu durchschauen. Klar ist nur: Sie alle haben auf diese Frau gesetzt. Und morgen steht die erste große Bewährung an. Liebing wird bei der Schlagernacht in Berlins größter Arena auftreten, vor Zehntausenden, die aber wegen Matthias Reim oder Maite Kelly kommen, nicht ihretwegen. Diesmal noch nicht.

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Neun Monate später. Es läuft gut. Sonia Liebing, inzwischen 30, hat einen Plattenvertrag mit Universal und ist mit ihrem ersten Album „Wunschlos glücklich“ auf einem respektablen Platz 28 eingestiegen, einen Platz vor Bruce Springsteen. In allen großen TV-Shows war sie, bei Florian Silbereisen und bei Stefan Mross, alle hatten sie als „Shooting-Star“ angekündigt.

Besondere Beachtung fand ihr zweiter Auftritt beim ZDF-Fernsehgarten. Dort wurde sie vorzeitig auf die Bühne geordert, Moderatorin Andrea Kiewel hatte dem verwirrenden Auftritt von Luke Mockridge ein Ende gesetzt. Liebing riss es wieder raus, in bauchfreiem Top, flachen Schuhen und mit Textzeilen wie „Steig in das Rettungsboot, bevor mein Herz zerbricht“.

Das durch Mockridge aus dem Takt geratene Publikum klatschte erleichtert mit. „War kein cooler Joke von Luke“, erinnert sie sich jetzt am Telefon, „sich über ältere Menschen lustig zu machen finde ich einfach nicht ok.“

Vom Stadtfest Stollberg auf die große Bühne

Wie ist nun das neue Leben als Shooting-Star? „Ich merke, dass man von mir etwas erwartet, und ich möchte den Leuten zeigen, dass ich es ernst meine und hundertprozentig zum Schlager stehe“, sagt sie. Aber wichtig sei ihr der Spaß bei der Sache. Es ernsthaft angehen und dabei locker bleiben; ehrgeizig sein, aber niemals verbissen wirken: Liebing hat es raus.

Dabei ist sie Späteinsteigerin. Die gelernte Einzelhandelskauffrau hat zuletzt im Sportgeschäft ihres Ehemannes gearbeitet und als Kosmetikerin. Auf einer Party („Wir hatten alle schon gut was im Tee“) singt der Schlagerfan zum Spaß. Ein Bekannter hört das und überredet Liebing, auf dem Stadtfest in Stollberg aufzutreten.

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    Ihr Ehemann stellt den Clip ins Netz und bastelt eine Website. Plötzlich wird sie gebucht für weitere Auftritte („Ich dachte, wenn ich mir 100 Euro dazuverdienen kann, wieso nicht?“) und von dem Produzenten Stefan Pössnicker (Roland Kaiser, Andrea Berg) entdeckt.

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    Das alles stemmt sie als Mutter von zwei kleinen Töchtern, eine „Megaplanungssache“, wie sie sagt. Nicht jedem gefällt das: „Wir haben kürzlich mal ein Bild gepostet, auf dem meine Kinder mich zum Flughafen bringen. Da gab es dann Kommentare wie ,Die armen Kinder müssen jetzt ohne Mama auskommen‘. Die Leute vergessen, dass es auch noch einen Vater gibt.“

    Ihren eigenen Kopf beweist sie sowieso, Newcomerin hin oder her. Man habe ihr einstudierte Choreografien nahegelegt, die will sie aber Vanessa Mai oder Helene Fischer überlassen. Womit wir beim Thema wären – hatte Andrea Kiewel sie nicht mit den Worten angekündigt, sie klinge wie Helene Fischer?

    Die vielen Vergleiche seien schmeichelhaft, sagt Liebing, aber sie bekomme auch öfter negative Kommentare wie „billige Kopie“ oder „Abklatsch“ zu lesen. „Ich singe nun mal Schlager und bin blond. Soll ich mir jetzt die Haare dunkel färben? Dann würde es heißen: Andrea-Berg-Kopie.“

    Am 2. November will sie bei der Schlagernacht in Oberhausen das Ruhrgebiet knacken. Dort sei das Publikum nämlich eher für Partykracher zu begeistern. Klar, die meisten kommen wegen Mickie Krause oder Jürgen Drews. Aber viele auch ihretwegen. Diesmal schon.