Dubai. 2018 versuchte Prinzessin Latifa aus Dubai zu fliehen, doch der Emir verhinderte das. Die BBC zeigt ihren dramatischen Hilferuf.

Die junge Frau trägt ein schwarz-weißes Sweatshirt, ihr Gesicht ist bleich. „Ich bin eine Geisel, und diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden“, sagt Prinzessin Latifa. Sie ist die Tochter des mächtigen Herrschers des Glitzer-Emirats Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum. Dieser bestimmt zudem als Regierungschef die Geschicke der Öl-Bastion Vereinigte Arabische Emirate. „Jeden Tag habe ich Angst um meine Sicherheit und mein Leben.“ Latifa spricht schnell, wirkt verschreckt.

Die 35-Jährige will die Videos mit ihrem Handy im Badezimmer der Villa aufgenommen haben – „der einzige Raum, den ich abschließen kann.“ Der britische Sender BBC hat die Clips jetzt veröffentlicht. Alle Fenster seien geschlossen, klagt Latifa. Draußen werde sie von fünf Polizisten, im Haus von zwei Polizistinnen bewacht. „Ich werde nie wieder die Sonne sehen“, hätten ihr Polizisten gedroht.

Auch beim „ZDF Magazin Royale“ war der Wüstenstaat am vergangenen Freitagabend Thema. Jan Böhmermann zog über Influencer in Dubai her und berichtete vom Schicksal Latifas.

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2018 wurde Latifas Schlauchboot vor der indischen Küste abgefangen

Latifa zahlt offenbar den Preis dafür, dass ihre Lust nach Freiheit und Unabhängigkeit größer waren als ein angepasstes Leben in der Monarchie am Persischen Golf. Sie hatte im Februar 2018 per Schlauchboot und Yacht versucht, Dubai zu verlassen. Dann soll sie von einem Sonderkommando vor der indischen Küste gestoppt und gewaltsam zurückgebracht worden sein - so behaupten es Latifas Unterstützer. Diese stellten das über ein Jahr alte Videomaterial nun der BBC zur Verfügung, da sie sich um die Sicherheit der Prinzessin sorgten.

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Der Emir der Glitzer-Metropole Dubai, Scheich Mohammed, gibt sich nach außen liberal und modern. Anders als im streng islamisch-konservativen Saudi-Arabien, wo sich Frauen traditionell und züchtig kleiden müssen, sind die Sitten in Dubai eher locker. Minirock und Spaghettiträger sind ebenso erlaubt wie der Ausschank von Alkohol in vielen Hotels. Aber im eigenen Familien-Clan hat die Selbstbestimmung ihre Grenzen: Die Männer bestimmen, wo es lang geht.

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Die ältere Schwester Schamsa wurde bereits 2000 aus Cambridge entführt

Das musste auch Latifas ältere Schwester Schamsa erfahren. Die 38-Jährige wurde bereits 2000 in der britischen Universitätsstadt Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht. Sie hatte versucht, sich abzusetzen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die Freilassung der beiden.

Die eigenen Ehefrauen bekommen den eisernen Griff von Scheich Mohammed ebenfalls zu spüren. Prinzessin Haja Bint al-Hussein, die sechste Frau des Emirs und Halbschwester des jordanischen Königs Abdullah II., hatte im vergangenen Sommer international für Aufsehen gesorgt: Sie flüchtete mit ihren acht und zwölf Jahre alten Kindern nach Großbritannien. Vor einem Gericht beantragte die 45-Jährige für ihre beiden Kinder Schutz vor Zwangsehe sowie für sich selbst Schutz vor körperlichen Übergriffen. Ihr 25 Jahre älterer Ehemann fordert dagegen die Rückkehr der beiden gemeinsamen Kinder nach Dubai.

Ein britisches Gericht sprach sogar von Folter

Der High Court in London hatte Scheich Mohammed im vergangenen Jahr für die Entführung seiner zwei Töchter und die Einschüchterung einer seiner Ehefrauen verantwortlich gemacht. Das Urteil bestätigt Vorwürfe von Prinzessin Haja. In einem Fall stellten die Richter sogar Folter fest.

Die Ereignisse seit dem Jahr 2000 zeigten zahlreiche Gemeinsamkeiten, „deren Kern die Nutzung des Staats und seines Apparats ist, um in völliger Missachtung der Rechtsgrundsätze zu drohen, einzuschüchtern, zu misshandeln und zu unterdrücken“, erklärte Richter Andrew McFarlane. Sie zeigten ein jahrzehntelanges Verhaltensmuster des Emirs, der, „wenn er es für nötig hält“, seine ihm zur Verfügung stehende „erhebliche Macht“ für seine persönliche Ziele einsetze.

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Nun befasst sich eine Arbeitsgruppe der UN mit der Angelegenheit

Die Regierungen Dubais und der Vereinigten Arabischen Emirate hätten die BBC-Videos auf Anfrage nicht kommentiert, hieß es vom britischen TV-Sender. Die Vereinten Nationen in New York teilten mit, dass die UN-Arbeitsgruppe für erzwungenes Verschwinden sich die Sachlage derzeit anschaue. Bleibt abzuwarten, ob Scheich Mohammed auf internationalen Druck reagiert.