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Soyeon Schröder-Kim: Das ist die Frau an Schröders Seite

Miguel Sanches
| Lesedauer: 7 Minuten
Krieg in der Ukraine: Was Altkanzler Gerhard Schröder im Dezember sagte

Krieg in der Ukraine: Was Altkanzler Gerhard Schröder im Dezember sagte

Am 09. Dezember 2021 äußerte sich Altkanzler Schröder im interview mit FUNKE. Unter anderem glaubte er: "Nach meiner Auffassung denkt in der russischen Führung keiner darüber nach."

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Berlin  Mit einem Post aus Moskau sorgt Soyeon Schröder-Kim für Verwunderung. Wer ist die Frau an der Seite von Altkanzler Gerhard Schröder?

Das Persönliche ist bei Soyeon Schröder-Kim immer auch öffentlich. Gerhard Schröder stört es nicht; wohl auch dann nicht, wenn sie ihn alt aussehen lässt. Wenn es Kult wird, ist es gut.

Nicht erst seit ihrem Gebets-Posting vor dem Kreml – Schröder auf Friedensmission bei Freund Wladimir Putin – stellt sich die Frage: Wer ist die Frau, die den Altkanzler begleitet, umsorgt, liebt und vermarktet? Erste Antwort: Eine Zwilling-Frau. Über die heißt es, sie seien offen für Neues und kontaktfreudig.

Schröder-Kim öffnete seinen Blick auf die sozialen Netzwerke

Wer beim Altkanzler à jour sein will, sollte nicht im Politikteil der Online-Portale suchen, auch nicht "unter Wirtschaft", obwohl er für einige Unternehmen arbeitet; und schon gar nicht auf der Homepage der SPD. Sondern? Bei "Gala". Schröder hat das Fach gewechselt. Er firmiert jetzt unter Stars und Lifestyle. Vier Storys im People-Magazin allein in diesem Jahr. Kims Werk, Schröders Beitrag.

"Wenn ich ihm etwas erkläre, was nicht zu seiner Generation gehört, dann lässt er sich darauf ein", erzählte seine Frau der "Zeit". Deswegen lautet das Credo des 77-Jährigen auch nicht mehr "Bild, BamS und Glotze". Jetzt kommuniziert er über LinkedIn. Vor allem sind die Schröders auf Instagram unterwegs, über 40.000 Follower hat seine Ehefrau. Sie war es auch, die ihm zu einem Podcast überredete, der im Affekt des Ukraine-Kriegs und der Kritik am Altkanzler allerdings schon wieder eingestellt wurde.

Wie sie sich kennenlernten: kinoreif

Sie ist medial modern unterwegs, aber nicht wirklich mitteilsam und vor allem klug genug, trotz aller Inszenierung bei Bedarf beredt zu schweigen. Über Putin sagt sie: "Ich respektiere jede Freundschaft meines Mannes. Warum müssen seine Freunde dieselbe Meinung haben wie ich?" Gute Frage.

Über sie wurde viel geschrieben, gesendet und gepostet, aber eigentlich ist wenig bekannt. Noch mal: Wer ist sie? Eine dunkelhaarige, schmale, kleine Frau, also auf Augenhöhe mit Gerd, 1968 in Südkorea geboren, einst Dolmetscherin, nun Wirtschaftslobbyistin, seit Mai 2018 mit ihm verheiratet, eine Ehefrau mit einer Umkehr-Mitgift.

Der Altkanzler musste nämlich ihrem geschiedenen koreanischen Ehepartner mehr als 20.000 Euro zahlen. Das klingt für deutsche Ohren seltsam, aber ist quasi als Schmerzensgeld für Ehebruch durchaus üblich in Südkorea. Sie wohnen in Hannover in einem Haus, das zur Hälfte noch Schröders vierte Frau Doris Schröder-Köpf gehört.

Schröders Privatleben

Gerade hängt der Haussegen schief, weil seine Ex-Frau ihm über die Hausverwaltung ausrichten ließ, das Treppenhaus "von allen überflüssigen Brandlasten freizumachen". Gemeint ist eine Statue, die wiederum seine koreanische Ehefrau dort aufgestellt hatte, was gewisse verbale Scharmützel zu Folge hatte, mal via "Bild", mal über Instagram. Es ist immer was los bei den Schröders.

Nicht aus dem Actiongenre, aber doch filmreif ist die Geschichte, wie sie sich kennengelernt haben. 2015 war es, bei einer Konferenz in Südkorea. Er sprach, sie übersetzte in der Dolmetscherkabine.

Danach wollte der Gouverneur noch ein paar Sätze mit ihm wechseln. "So bin ich aus der Kabine raus, habe gesagt, lieber Herr Bundeskanzler, Sie kennen mein Gesicht nicht, aber an meiner Stimme könnten Sie mich erkennen. Ich habe in den zurückliegenden Jahren fast jede Ihrer Reden gedolmetscht." Ziemlich kess. Er erwiderte, "Ach, Sie sind das also! Lustig, wie er eben ist." Bald hatte sie nicht nur sein Ohr, sondern auch sein Herz gewonnen.

Über ihr Privatleben ist wenig bekannt, eigentlich nur die Postings: Schröder in Filzpantoffeln, in Trainingshose, in einer wattierten ärmellosen Jacke eine Bratpfanne mit Bratkartoffeln schwenkend. Einfache Verhältnisse, einfache Genüsse. Ein Hoch auf die Currywurst.

Es gibt freilich noch eine andere Seite von Soyeon Schröder-Kim, und die ist nicht so oberflächlich, sie steht auch nicht unter Realsatire-Verdacht. Sie kämpft wie eine Löwin für ihren Mann. Mal ruft sie nach dem Presserat, wenn die Lokalzeitung über das Foto ihres Mannes "Ohne jede Würde?" (da hilft auch das Fragezeichen nichts) titelt. Mal liest sie der SPD die Leviten.

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Kim kämpft wie eine Löwin

Sie sei entsetzt, mit welcher Eilfertigkeit die SPD in der Führung, aber auch in vielen Grundorganisationen eine Kampagne gegen ihren Mann unterstütze, postete sie. Man könne sicher sein, was ihr Mann tun könne, um den Ukraine-Krieg zu beenden, "wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB." Sie kämpft für ihn wie eine Löwin.

Weil er das Frauenressort früher einmal das Ministerium für "Familie und Gedöns" nannte, deuteten viele Leute dies fälschlicherweise als frauenfeindlich. Aber die Wahrheit ist, dass er immer von starken Frauen umgeben war und auf sie hörte, auch in der Politik. Schon seine Mutter, die ihre Kinder allein aufzog, wurde von ihnen Löwin genannt, "weil sie ihr Leben lang für uns gekämpft hat."

Seine momentane Löwin gilt vielen mit ihren Posts und Bildern als "zu trashig". Schröder kennt das Medienecho. Dem Branchenblog "Turi2" sagte er, "Leute, das ist mein Leben und nicht eures. Ich mache, was ich für richtig halte, und ihr macht euren Kram." Basta.

Kim betet für seinen Erfolg

Nicht egal dürfte ihm sein, wie sehr er momentan gesellschaftlich geächtet wird, weil er nach dem russischen Überfall auf die Ukraine weder mit seinem Freund Putin brach noch die Posten für einige Unternehmen im Russland-Geschäft niederlegte. Sogar der engste Mitarbeiterstab seines Berliner Büros nahm Reißaus, und den "Kaffeebecher Gerhard Schröder" führt seine Partei auch nicht mehr im SPD-Shop. .

Das Bild, das die Nachwelt von ihm bewahren soll, ist ihm nicht so gleichgültig, wie er gerne tut. Ein Blick auf seine Homepage www.gerhard-schroeder.de genügt. Zwei Punkte hebt er hervor, "Mut zu Reformen" und "Mut zum Frieden". Sie sind sein Markenkern, und die eine Hälfte ist gefährdet.

Und genau deswegen ist er auf eigene Faust nach Russland geflogen, zu Putin. Mit Soyeons Segen, das ist klar. Sie betet. Für den Frieden. Für ein Ende des Ukraine-Kriegs. Und für Gerds Rehabilitation.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de

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