Madrid. Spanien leidet unter Rekordtemperaturen. Jetzt soll Urlaubern das Wasser abgedreht werden. Und auf Mallorca gibt es keine Eiswürfel mehr.

Die Hitze zieht ihre Kreise: In Südspanien verschrumpeln die Oliven. An der Mittelmeerküste im Raum Valencia vertrocknen Mandarinen, Orangen und Zitronen, weil sie nicht genug Wasser bekommen. In den Weinbergen in Nordspanien versuchen die Winzer durch eine verfrühte Weinlese, ihre Ernte zu retten – obwohl die Trauben eigentlich noch nicht groß genug sind. Und in den Touristenhochburgen wird das Wasser reduziert.

Der historische Hitzesommer, der mit Rekordtemperaturen von über 40 Grad und monatelangem Regenmangel einhergeht, macht Spaniens Landwirten schwer zu schaffen. Sie befürchten, dass große Teile ihrer Felder vertrocknen, soweit nicht noch ein Wunder geschieht und der große Regen einsetzt. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

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Spanien: Dürreperiode wird wohl noch länger anhalten

Noch wenigstens bis zum Oktober, so glauben die Meteorologen des staatlicher Wetterdienstes Aemet, werde in Spanien diese Dürreperiode wohl anhalten – vielleicht sogar länger. Das sind düstere Prognosen für die Olivenbauern, die davon ausgehen, dass sie dieses Jahr nur die Hälfte ihrer Früchte abernten können.

Sie bereiten die Verbraucher darauf vor, dass die Ausfälle bei der Produktion die Preise für Olivenöl weiter in die Höhe treiben könnten. Auch beim Getreide muss mit Verlusten gerechnet werden, kündigte Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas an. Das heißt auch: Lebensmittel werden teurer. Für Einheimische – aber auch für Touristen steigen die Preise.

In vielen Regionen ist seit Ostern kein Tropfen mehr vom Himmel gefallen. Die Pegel der Talsperren sind auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Im Landesdurchschnitt sind die Stauseen zwar noch zu 40 Prozent gefüllt. Doch ein erheblicher Teil der rund 350 Trinkwasserseen hat sich inzwischen so geleert, dass die Behörden nun das Wasser rationieren und Beschränkungen beschlossen.

Spanien: In einigen Regionen wurden die Strandduschen abgestellt

Die große Trockenheit macht inzwischen nicht nur dem südlichen Spanien und der Mittelmeerküste zu schaffen, wo das Wasser schon immer etwas knapper war und es in mehreren Gemeinden nur noch aus den Hähnen tröpfelt. Sondern nun läuten auch im traditionell eher regenreichen Norden und in den spanischen Atlantikgebieten im Westen die Alarmglocken.

Regionen wie Galicien und das Baskenland, wo die schönsten und wildesten Wälder Spaniens wachsen, setzten bereits Notpläne in Kraft. Was das bedeutet, kann man in sechs Küstengemeinden Galiciens sehen, darunter der Prominentenbadeort Sanxenxo, in dem Spaniens alter König Juan Carlos in der Vergangenheit gerne zum Segeln vorbeischaute.

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Dort wurden zunächst die Strandduschen abgestellt. Dann wurde auch das Füllen der Pools, derer sich viele Villen und Ferienhäuser in Sanxenxo erfreuen, strikt verboten. Auch Autos dürfen nicht mehr gewaschen werden. Wenn sich die Situation nicht bald verbessere, soll zudem nachts das Wasser abgestellt werden.

Sonnenbaden am  Ufer des Flusses Miño in Orense, Nordwestspanien. Viel Sonne, wenig Wasser.
Sonnenbaden am Ufer des Flusses Miño in Orense, Nordwestspanien. Viel Sonne, wenig Wasser. © dpa | Rosa Veiga

Wasserverbrauch pro Kopf in Katalonien beschränkt

In der Touristenregion Katalonien, mit den Urlaubsküsten Costa Brava und Costa Dorada am Mittelmeer, wurde in 150 Gemeinden der Wasserverbrauch pro Kopf auf 250 Liter reduziert. Versehen mit dem Hinweis der Behörden an die Bevölkerung und die Urlauber, dass allein bei einer zehnminütigen Dusche schon 150 Liter Wasser in den Abfluss rauschen. „Wenn wir das Wasser abstellen, während wir uns einseifen, können wir viel Wasser sparen.”

Es wird nicht mehr ausgeschlossen, dass demnächst sogar in der katalanischen Metropole Barcelona, der meistbesuchten Stadt Spaniens, Einschränkungen verhängt werden. Auf den Kanarischen Inseln und auf Mallorca sieht es derzeit in Sachen Trinkwasser noch besser aus.

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Mallorca: Eiswürfel sind restlos ausverkauft

Auf diesen Inseln, auf denen sich derzeit Hunderttausende von Urlaubern aufhalten, stöhnen die Menschen zwar ebenfalls über die schon seit Wochen anhaltende Hitze. Doch dank mehrerer Entsalzungsanlagen, die Meerwasser in Trinkwasser verwandeln, besteht noch keine Versorgungsnot.

Dafür hat Mallorca, wo in diesem Backofensommer sogar das Meer zu kochen scheint, ein anderes Problem: Eine Eiswürfel-Krise. In vielen Geschäften sind die beliebten Zwei-Kilo-Säcke mit Würfeleis, mit dem die Menschen im Sommer gerne ihre Getränke herunterkühlen, restlos ausverkauft.

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Da die Insel wie ganz Spanien schon seit Mai überdurchschnittlich hohe Temperaturen verzeichnet, ist der Absatz der Eiswürfel auf Mallorca so gestiegen, dass die Industrie mit der Produktion nicht nachkommt. Viele Supermärkte haben den Verkauf deswegen rationiert: Es gibt nur noch maximal zwei Eissäcke pro Kunde.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.