Berlin. Das Skelett im Garten von TV-Star Günther Jauch ist kein Einzelfall. Unter Deutschlands Erde liegen wohl tausende vergessene Soldaten.

Der Fund des Skeletts eines toten Soldaten auf dem Grundstück einer Potsdamer Villa des Moderators Günther Jauch ist kein Einzelfall: Allein in Brandenburg und Berlin werden jährlich 200 bis 250 Überreste getöteter Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, so der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK).„Wie viele Soldaten insgesamt noch unter Deutschlands Erde liegen, lässt sich nur schätzen“, sagt Diana Tempel-Bornett vom VDK.

Es handele sich jedoch mit Sicherheit um mehrere Hunderte, wenn nicht Tausende. Dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuz lagen im Jahr 1959 insgesamt 2,5 Millionen offene Suchanfragen vor. Davon sind im Jahr 2019 nach wie vor rund 1,3 Millionen Fälle weitgehend ungeklärt. Diese Suchanfragen betreffen allerdings nicht nur Soldaten, sondern auch Vertriebene oder zivile Opfer des Krieges, die vermisst werden.

Skelett in Villa von Günther Jauch soll ein Soldat aus der Sowjetunion sein

Nicht nur in Deutschland werden immer wieder zahlreiche Skelette toter Soldaten gefunden: Erst im September beerdigte eine Delegation des Volksbundes die sterblichen Überreste von 1837 gefallenen deutschen Soldaten auf der russischen Kriegsgräberstätte Rossoschka, 37 Kilometer von Wolgograd entfernt.

Der VDK ist eine humanitäre Organisation, die sich im Auftrag der Bundesregierung vor allem der Aufgabe widmet, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Er ist jedoch auch in Deutschland aktiv.

Darum wurde ein Skelett bei Villa von Jauch gefunden

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    Der Tote, der am Montag von Bauarbeitern gefunden wurde, lag im Garten der Villa Kellermann, die dem Fernsehmoderator Günther Jauch gehört und in der der Berliner Sternekoch Tim Raue seit September ein Restaurant betreibt. Bauarbeiter hatten beim Baggern in 30 Zentimeter Tiefe Unterschenkelknochen, Patronenhülsen und den Schädel eines Skeletts gefunden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft ein Gutachten des rechtsmedizinischen Instituts Potsdam beantragt, um die Identifikation der sterblichen Überreste zu ermöglichen.

    Erst dieses Gutachten könne sicher bestätigen, dass es sich – wie derzeit vom VDK vermutet – um einen sowjetischen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. „Zur Identifikation der Soldaten nutzen wir unter anderem Munition, Uniformreste und die Zähne der Toten“, sagt Tempel-Bornett. Ein wichtiges Merkmal seien außerdem die Erkennungsmarken, die jedoch von deutschen Soldaten deutlich häufiger getragen wurden als von sowjetischen. Der Tote in Jauchs Garten trug keine Marke bei sich.