Berlin. Wieder wird bei „The Voice of Germany“ gerappt. In der fünften Blind Audition feiert der Hip-Hop am Donnerstag ein kleinen TV-Boom

Es ist das Jahr des Raps. Zumindest bei „The Voice of Germany“. Was 2014 noch fast als Sensation galt – ganz nach dem Motto „Ein Rapper bei einer Gesangsshow, sowas gibt’s doch nicht“ –, scheint sich nun etabliert zu haben. Normalität ja, aber Chancengleichheit? Die scheint es nicht ganz zu geben. Eher einen Hip-Hop-Bonus. Denn bisher sind alle rappenden Talente der aktuellen Staffel in die Battles gekommen. So auch am Donnerstagabend.

Im zuckersüßen Partnerlook (schwarze Jeans, weiße Sneaker, weißes Shirt und gleiche Jacke) traten Danny Fechtig und Philip Lemanski mit „Deine Mutter“ von Kool Savas vor die Coaches. Stolz erzählte das Duo aus dem Schwarzwald, dass es schon ein Album veröffentlicht habe. Vor so vielen Menschen wie bei der Gesangsshow seien sie jedoch noch nicht aufgetreten. Obwohl den Rappern die Nervosität anzumerken war, drehten sich Marc Forster und Sido für die „Rookeys“ um. „Meine Herren, also, Singen lassen wir mal schön sein“, erklärte Sido direkt. Die Gesangsparts waren tatsächlich keine Pralinen fürs Gehör. Auch interessant: Sido stört Heiratsantrag - Jury ist entsetzt.

Für Rapper gibt es nur ein Team

Für Sido war klar: Die beiden müssen in sein Team. Widerworte wurden nicht geduldet. Zwar gehört zu seinem Team bereits ein rappendes Talent, der 22-jährige Tyrone Frank. Doch Sido schien immer noch nicht verkraftet zu haben, dass er Farman Isajew an Coach Mark Forster verloren hatte. Farman Isajew hatte mal eben „Fantasie PT1“ von Sammy Deluxe zum Besten gegeben.

Womit wir auch schon bei dem Großaufgebot an Rappern wären. Fünf von neun Blind-Audition-Aufzeichnungen sind mittlerweile gezeigt worden und schon jetzt sind vier Rapper in den Battles. Kam es in den vergangenen Jahren eher vereinzelt vor, dass Rapper an „The Voice of Germany“ teilnahmen, scheint mit Neu-Coach Sido der Hip Hop geradezu zu boomen.

In der „The Voice“-Geschichte hatte es bisher nur ein Rap-Talent in die Live-Shows geschafft: Alex Hartung. Das war vor fünf Jahren. Ob es dieses Jahr mal wieder so weit ist? Die Chancen stehen gut. Mit Tyrone und Farman sind zwei wirklich starke Musiker dabei, die beide mit Vierer-Buzzern belohnt wurden. Das Rap-Duo „Rookeys“ scheint der ideale Battle-Partner für Tyrone zu sein – und dürfte damit mehr oder weniger dem Rausschmiss geweiht sein. Sollten sie nicht gestealed werden.

Gestealed? Eine Neuerung der aktuellen Staffel: Erstmalig gibt es in diesem Jahr die „Comeback Stage“ – unter der Leitung von Nico Santos. Kriegt ein Talent keinen Buzzer, so kann der Sänger entscheiden, ob er es in sein Team „retten“ will. Der Gerettete am Donnerstag: Jan-Luca Ernst. Mit „Last Resort“ von Papa Roach konnte er Rea Garvey und Co. nicht überzeugen, Nico Santos hingegen schon.

Die Comeback Stage muss sich noch beweisen

Bis zu den Live-Shows sind die Talente aus Nicos Team nicht mehr zu sehen. Denn ihre Battles finden online statt. Zwei Talente treten dann im Halbfinale gegen die Talente der anderen Coaches an. Bisher hat sich das neue Format noch nicht bewiesen und scheint vor allen Dingen wie der zwanghafte Versuch von Prosieben/Sat.1, mehr Online-Klicks zu bekommen. Da sind die Live-Shows abzuwarten.

Die Höhepunkte der fünften Blind Audition kamen am Donnerstag schließlich zum Ende der Sendung. Mit „Hey Ya!“ von Outkast lieferte Maciek einen starken Auftritt, der von den Coaches als „finaltauglich“ eingeschätzt wurde.

Ein kleiner Minuspunkt für Maciek: Vielleicht entspannte er sich ein wenig zu sehr, nachdem sich der erste Coach umgedreht hatte. Dennoch: Er wurde dem aktuellen Trend gerecht: viele Emotionen, leicht verschluckte Wortendungen und eine gewisse „Quäkigkeit“.

Hoffnung für die nächsten Sendungen

Einen starken Kontrast dazu bot Anna Strohmayr, die mit „Nothing Compares 2 U“ von Sinéad O’Conner ihre Stimmgewalt bewies. Zurecht gab es für die gefühlvolle Soul-Stimme vier Buzzer. „Die besten Coaches der Nation finden, dass du gut singen kannst“, kommentierte Sido. Ganz nach dem Motto „Eigenlob stinkt“, entschied sich die 22-Jährige deshalb lieber für Rea Garvey.

Anna Strohmayr beeindruckte die Coaches mit ihrer gefühlvollen Soul-Stimme.
Anna Strohmayr beeindruckte die Coaches mit ihrer gefühlvollen Soul-Stimme. © Sat.1/ProSieben/André Kowalski | SAT.1/ProSieben/André Kowalski

Das musikalische Tief bei The Voice of Germany scheint somit allmählich überwunden. Hoffnungsvoll erwartet man die sechsten Blind Auditions am Sonntag. Zumindest die Vorschau ist vielversprechend.