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Türkei: Schwere Waldbrände wüten - Warnung für Urlauber

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Türkei: Luftbilder zeigen Kampf gegen Waldbrände

Türkei: Luftbilder zeigen Kampf gegen Waldbrände

Drohnenbilder zeigen den Kampf der Feuerwehr im Süden der Türkei in der Provinz Mugla.

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Berlin/Manavgat.  In der Türkei wüten zahlreiche Waldbrände. Dutzende Orte und auch Hotels wurden evakuiert, ganze Landstriche sind verkohlt.

  • Heftige Waldbrände toben zur Zeit in der Türkei
  • Die Lage in beliebten Touristenregionen wie Antalya ist dramatisch
  • Das Auswärtige Amt warnt Urlauber und rät zu Vorsicht

Noch immer toben in der Türkei schwere Waldbrände. Tausende Feuerwehrleute kämpfen im Süden des Landes seit Tagen gegen die Flammen. Seit vergangenem Mittwoch sind in mehreren Provinzen zahlreiche Feuer ausgebrochen. Besonders dramatisch ist die Lage derzeit in den Provinzen Antalya und Mugla, wo Großbrände weiter nicht unter Kontrolle gebracht werden können. Lesen Sie auch: Waldbrände in Griechenland - Situation außer Kontrolle.

Knapp 12.000 Häuser und 36.000 Einwohner mussten laut lokalen Behörden allein in Mugla evakuiert werden. 2000 Häuser sind beschädigt. Auch in der Stadt Manavgat in der Provinz Antalya mussten mehrere Wohnviertel evakuiert werden, nachdem die Flammen auf Häuser übergegriffen hatten. Im Urlaubsort Antalya gab es dem Sender NTV zufolge ebenfalls Evakuierungen. Am Sonntag wurden dort zwei Leichen geborgen. Hunderte wurden laut Katastrophenschutz verletzt.

Waldbrände in der Türkei fordern acht Menschenleben

Insgesamt sind mittlerweile acht Menschen durch die Feuer ums Leben gekommen. Unter den Toten soll laut türkischen Medien auch ein deutsch-türkisches Ehepaar sein, dass in Manavgat lebte. Eine offizielle Bestätigung des Auswärtigen Amtes gibt es bisher nicht. Der Mann und die Frau seien leblos auf einem Weg entdeckt worden. Laut der Nachrichtenagentur Demirören Haber Ajansi hatte das in Deutschland geborene Paar versucht, von seinem Haus zu einem nahe gelegenen Brunnen zu fliehen.

Die Waldbrände haben ganze Landstriche verkohlt zurückgelassen. So standen am Montag rund um den Ferienort Marmaris bewaldete Hügel außerhalb der Stadt in Flammen. "Das ist eine Katastrophe", sagte ein Anwohner der Nachrichtenagentur AFP. Zeitweise war sogar befürchtet worden, die Feuer könnten den Landweg nach Marmaris, das auf einer Halbinsel liegt, abschneiden. Genau das war am Sonntag in Bordum passiert: Weil Straßen nicht mehr befahrbar waren, mussten mehr als 1100 Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden.

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Türkei: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Hilfsgesuchen

Insgesamt wurden in der Türkei seit Juli 180 Waldbrände registriert, berichtet AFP. Mehr als ein Dutzend davon seien noch aktiv.

Verzweifelte Menschen wenden sich daher auf Instagram an die Öffentlichkeit und bitten um Hilfe. Unter dem Hashtag "#helpturkey" gibt es zahlreiche Aufrufe, die Türkei im Kampf gegen die Flammen zu unterstützen. Als Reaktion auf die Kampagne ermittelt die türkische Generalstaatsanwaltschaft aber nun wegen "Erzeugung von Sorge, Angst und Panik". Die Bevölkerung werde laut den Ermittlern zu Hass und Feindschaft angezettelt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an der Ausstattung der Einsatzkräfte laut.

Mehr als hundert Waldbrände wüten in Griechenland und Türkei
Mehr als hundert Waldbrände wüten in Griechenland und Türkei

"Ich wende mich an alle Länder, die uns helfen können", schreibt etwa ein Nutzer. Man brauche dringend mehr Löschflugzeuge, um die Brände unter Kontrolle zu bringen.

Eben solche wurden bereits aus mehreren Ländern in die Türkei geschickt. Die EU entsandte drei Flugzeuge aus Spanien und Kroatien, auch aus der Ukraine und Russland kam Hilfe. Insgesamt sind in den Brandgebieten mehr als 4000 Feuerwehrleute im Einsatz. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, versicherte, in "dieser sehr schwierigen Zeit" stehe die EU an der Seite der Türkei.

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Starke Winde fachen Waldbrände in der Türkei an

Vor allem wegen des starken Windes gestalteten sich die Löscharbeiten schwierig. Aber auch die ungewöhnlich hohe Anzahl an gleichzeitig zu bekämpfenden Feuern stellt die Behörden vor große Herausforderungen. Es komme nur selten vor, dass so viele Brandeinsätze gleichzeit koordiniert werden müssten, sagte Bekir Pakdemirli, der türkische Minister für Land- und Forstwirtschaft, am vergangenen Freitag.

Die große Anzahl der Brände sorgt im Netz für Diskussionen: So wird spekuliert, ob es einen terroristischen Hintergrund geben könnte. Auch diese Möglichkeit werde untersucht, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Am Freitag wurde bekanntgegeben, dass in Verbindung mit den Feuern drei Personen festgenommen wurden. Lesen Sie auch: Türkei: So bringt die Feuerkatastrophe Erdogan in Bedrängnis

Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13.000 Hektar.

Deutsche schildern dramatische Situation

Eine Deutsche, die mit ihrer Familie in Manavgat lebt, schildert im Gespräch mit unserer Redaktion in der vergangenen Woche die dramatische Lage. "Der Rauch wird immer extremer", sagt sie am Donnerstag. Asche und Ruß fielen vom Himmel. Der Boden sei mit einer schwarzen Schicht bedeckt. "Es ist so schlimm und wir hoffen wirklich, dass nicht noch Schlimmeres passiert." Dennoch hätten sie bereits ihre Koffer gepackt. "Die Situation macht Angst. Der ganze Himmel ist orange. Aktuell ist nicht absehbar, wie es weitergeht."

Ein deutscher Urlauber berichtet unserer Redaktion von einer extremen Verunsicherung. Wegen der Asche in der Luft sei die Familie die meiste Zeit in ihrem Hotelzimmer. "Wir sind gerade mittendrin im TUI Blue, haben keinen Strom mehr. Die Hubschrauber holen vor unserem Strand das Wasser zum Löschen. Hier ist alles so dunkel, wie in der Abenddämmerung. Mal sehen wie es weiter geht."

Waldbrände in der Türkei: Das Auswärtige Amt warnt

Das Auswärtige Amt riet angesichts der großflächigen Waldbrände insbesondere in den Provinzen Antalya, Mugla und Aydin zur Vorsicht. Vor einem etwaigen Urlaub solle man sich bei den Reiseveranstaltern über die aktuelle Lage informieren und vor Ort die Anweisungen des Hotelpersonals und der Behörden befolgen. Um weitere Waldbrände zu verhindern, wurde in Teilen der Türkei der Zutritt zu Wäldern verboten.

Auch in anderen Ländern Südeuropas toben durch die aktuelle Hitzewelle bedingt Waldbrände. Italien meldete laut der Nachrichtenagentur AFP zuletzt 800 Feuer, in Griechenland mussten Anwohner und Touristen in Sicherheit gebracht werden.

(fmg/dpa/AFP)