Genf. Einer UN-Studie zufolge sterben jährlich Hunderttausende Menschen an Überarbeitung. Zu Corona-Zeiten steige die Belastung sogar an.

Einer UN-Studie zufolge kostet Überarbeitung jährlich Hunderttausende Menschenleben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) unterstreichen die Konsequenzen von zu langen Arbeitszeiten: Sie gehen davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit rund 398.000 Menschen an Schlaganfällen und etwa 347.000 an Herzerkrankungen starben, weil sie 55 Wochenstunden oder mehr gearbeitet hatten.

Studie: 23 Millionen Menschen starben 2016 an Überarbeitung

Bislang wurden Verletzungen und Fehlbelastungen als größte Versucher von Gesundheitsschäden am Arbeitsplatz angesehen. Der 2020 erschienenen globalen Studie zu Arbeitsrisiken zufolge starben 2016 etwa 23 Millionen Menschen allerdings durch Überarbeitung.

Ab einer Wochenarbeitszeit von 55 Stunden steige das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark an. Mitautor Jian Li von der Universität von Kalifornien in Los Angeles erklärt: Einerseits verursache die körperliche und psychische Belastung diese Krankheiten. Außerdem seien die Auswirkungen von Rauchen, Alkohol, zu wenig Bewegung und Schlafmangel ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Aufgrund dessen fordert WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus: "Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich gemeinsam auf Limits zum Schutz der arbeitenden Menschen einigen." Kein Job sei das Risiko von schweren Gesundheitsschäden wert.

Gesundheitsschäden durch Überarbeitung: Diese Länder sind am stärksten betroffen

Der Tod durch Überarbeitung wird im Japanischen durch den Begriff "Karoshi" ausgedrückt. Laut Jian Li wurde Karoshi in den vergangenen Jahren als ostasiatisches Phänomen angesehen. "Doch durch unsere systematischen Untersuchungen und globalen Schätzungen wissen wir, dass es sich um ein globales Problem handelt", erklärt der Mitautor der Studie.

Im Auftrag von WHO und ILO wurden Umfragen zu Arbeitszeiten aus 154 Ländern ausgewertet. Die Daten wurden mit Studien über Schlaganfälle und Herzkrankheiten mit insgesamt 1,6 Millionen Teilnehmern abgeglichen.

Den Forschern zufolge arbeiten fast neun Prozent der Weltbevölkerung 55 Stunden oder mehr pro Woche. Ostasien, Südostasien und der indische Subkontinent sind demnach besonders stark durch arbeitsbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen belastet. Ebenso sind einige Länder in Afrika und Südamerika betroffen. In diesen Regionen gebe es viele Menschen, die ohne geregelte Arbeitsverträge und -zeiten arbeiten. In Nordamerika und Europa gebe es die geringste Belastung. Hier sei der Arbeitnehmerschutz stärker. "Diese Maßnahmen scheinen also wirklich zu funktionieren", so WHO-Experte und Hauptautor Frank Pega.

Corona-Krise könnte Gesundheitsschäden verstärken

Tödliche Herzerkrankungen und Schlaganfälle mit Arbeitsbezug nahmen laut der Studie zwischen 2000 und 2016 stark zu. WHO-Chef Tedros warnt, dass die Corona-Krise diese Entwicklung sogar noch verstärken könnte. Im Homeoffice würden Arbeit und Freizeit ineinander übergehen. Außerdem würden Stellenkürzungen die Belastung für verbliebene Mitarbeiter erhöhen. Lesen Sie dazu: Homeoffice: Woran es auch nach einem Jahr Pandemie noch hakt

Aus diesem Grund fordern WHO und ILO, bestehende Arbeitszeitregeln umzusetzen und fehlende Gesetze einzuführen. (dpa/day)