Baku. Die Unesco entscheidet über mehrere deutsche Anträge für die Anerkennung als Weltkulturerbe. Für den Donaulimes gab es eine Absage.

Die Unesco hat die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří als Weltkulturerbe anerkannt. Das Komitee nahm das historische Bergbaugebiet in Sachsen und Böhmen in Tschechien am Samstag auf seiner Sitzung in Aserbaidschan in die Liste schützenswerten Erbes der Welt auf.

Für den Verein Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ist die Anerkennung als Weltkulturerbe die Würdigung eines 20-Jährigen Weges der Arbeit und Antragstellung. „Dieser Tag ist ein ganz besonderer für uns“, sagte der Vorsitzende des Vereins, Volker Uhlig. Die Aufnahme in die Liste schützenswerten Erbes der Welt sei auch Ausdruck des unglaublichen Wertes der Bergbaugeschichte der Region.

„Die Anerkennung als Welterbestätte ist eine einmalige Chance, den Bekanntheitsgrad des Erzgebirges weltweit auszubauen und der Region neue Entwicklungsimpulse für den Tourismus mit auf den Weg zu geben“, sagte Ines Hanisch-Lupaschko, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Erzgebirge. Mehr als 800 Jahre Bergbau hätte im Erzgebirge zu einer „einzigartigen Beziehung zwischen Mensch und Natur“ geführt, die eine montane transnationale Kulturlandschaft von universellem Wert hervorbrachte.

Donaulimes noch nicht zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt

Der ursprünglich äußerst aussichtsreiche Antrag, den Donaulimes in Deutschland, Österreich, der Slowakei und Ungarn zum Weltkulturerbe zu erklären, scheiterte hingegen. Ungarn änderte den gemeinsamen Antrag der vier Länder zum besondern Status der Überreste der einstigen römischen Militärgrenze kurzfristig ab, wie das Gremium am Samstag mitteilte.

Die ungarische Regierung will einen Teil des Limes in Budapest vom Welterbe-Status ausgenommen wissen, hieß es. Das Unesco-Welterbekomitee vertagte die Entscheidung.

Augsburger Wassermanagement-System ist Unesco-Welterbe

Die Donau in Niederbayern im Landkreis Kelheim. Der sogenannte Donaulimes wird vorerst nicht Unesco-Weltkulturerbe.
Die Donau in Niederbayern im Landkreis Kelheim. Der sogenannte Donaulimes wird vorerst nicht Unesco-Weltkulturerbe. © dpa | Armin Weigel

Auch das Wassermanagement-System im bayerischen Augsburg hat die Unesco als Weltkulturerbe anerkannt. Das Komitee nahm das historische Wassersystem, das einst von den Römern gegründet wurde, ebenfalls in die Liste schützenswerten Erbes der Welt auf.

Deutsche Delegierte feierten die Anerkennung. Der Augsburger Kulturreferent Thomas Weitzel sprach von einer „großen Ehre“.

Schon die Römer, die Augsburg vor zwei Jahrtausenden als Augusta Vindelicum gründeten, leiteten über viele Kilometer Wasser in die Stadt. Im Mittelalter begann dann die systematische Nutzung des Wassers auch als Wirtschaftsfaktor. Heute kann man das historische Wassersystem noch an mehr als 20 Stationen erleben, besonders die Lechkanäle in der Altstadt prägen nach wie vor das Stadtbild.

Quer durch die Stadt wurden einst zahlreiche Kanäle gezogen, die beispielsweise als Energielieferant für die Textilindustrie dienten. Wasserräder trieben Mühlen, Hammer- und Pumpwerke an. Kreativ wurde das Wasser auch bei der 1609 fertiggestellten Stadtmetzgerei verwendet. Der Vordere Lech wurde direkt durch die „Stadtmetzg“ geleitet, um so in dem Gebäude das Fleisch kühlen und gleichzeitig Abfälle entsorgen zu können.

Im vergangenen Jahrhundert kam das Augsburger Wasser dann 1972 zu olympischen Ehren. Bei den Münchner Sommerspielen wurden die Kanu-Wettbewerbe in der schwäbischen Nachbarstadt ausgetragen. Augsburg hatte mit dem Eiskanal die erste künstlich angelegte Wildwasserstrecke der Welt erhalten. Nach wie vor wird die Strecke regelmäßig für internationale Wettkämpfe genutzt.

Liste der Unesco: Bisher 44 Kultur- und Naturstätten aus Deutschland

Die Sitzung des UN-Komitees ist in diesem Jahr in Baku, der Hauptstadt der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan am Kaspischen Meer. Sie dauert noch bis 10. Juli.

Aktuell stehen mehr als 1000 Kultur- und Naturstätten aus 167 Ländern auf der Liste, darunter 44 in Deutschland. Allein am Freitag hatten sieben neue Stätten das Gütesiegel als Welterbe erhalten, darunter die antike Ruinenstadt Babylon im Irak. (dpa/sdo)