Berlin. In der Pandemie erlebt Camping einen Boom. Doch nicht jeder kann sich ein Wohnmobil leisten. Eine Alternative bietet Camper-Sharing.

Italien-Roadtrip im hellblauen Vintage-Bulli, Familienauszeit im Alkoven-Modell an der Ostsee oder Luxus-Trip mit Sieben-Meter-Königsklasse-Gefährt in den USA: Wohnmobile sind ein romantisches Zuhause auf Zeit, in denen man essen, schlafen, relaxen und die Welt entdecken kann.

In Zeiten der Corona-Pandemie haben sie als Alternative zum Hotelurlaub an Beliebtheit gewonnen. Keine Bettenburg, keine Drängelei am Frühstücksbuffet – stattdessen viel Platz und ausreichend Abstand auf dem Zeltplatz.

Wohnmobile boomen. Allein im ersten Halbjahr wurden fast 55.000 Camper neu zugelassen. Knapp vier Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2019 – ein Rekordwert, wie der Caravaning Industrie Verband (CIVD) auf seiner Webseite mitteilt. Und auch vor der Corona-Krise lag Camping im Trend: 2019 zählten die deutschen Campingplatzbetreiber laut ADAC 36 Millionen Übernachtungen.

Hintergrund: Camping und Corona: So sicher ist Urlaub mit dem Wohnmobil

Camper-Sharing: Airbnb für Wohnmobile

Doch nicht jeder kann oder will sich eine Unterkunft auf vier Rädern leisten. Eine Alternative bietet das Konzept Camper-Sharing, das ähnlich funktioniert wie Airbnb mit Wohnungen: Privatleute bieten ihr Auto an, die Mieter verbringen einen vergleichsweise günstigen Urlaub und erhalten Geheimtipps für den Roadtrip umsonst dazu.

Als Faustregel könne man sagen, dass die private Miete eines Reisemobils über ein Sharing-Portal etwa zehn Euro pro Tag günstiger ist als die klassische Vermietung bei einem gewerblichen Anbieter, so der CIVD.

Die Nachfrage ist da. Das Start-up Paul Camper hat seit Mitte Mai – mit Beginn der Lockerungen also – einen Anstieg der Buchungen registriert. „Wir konnten die letzten Wochen und Monate mit einem deutlich überdurchschnittlichen Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abschließen“, sagte Sprecherin Katrin Witt unserer Redaktion.

Ähnliches berichtet auch die Plattform Yescapa. „Im Juni wurden bereits 15.000 Buchungsanfragen an einem einzigen Tag gestellt – ein historischer Rekord“, erklärte Sprecher Levin Klocker unserer Redaktion. Die Tendenz ginge dabei in Richtung Heimaturlaub. Vergleiche man Juli 2019 mit Juli 2020, hätten die deutschen Nutzer zu 196 Prozent mehr Fahrzeuge in Deutschland gebucht.

Mehr zum Thema: Tchibo verkauft jetzt Wohnwagenboote – das ist das Angebot

In Deutschland sind mehrere Camper-Sharing-Anbieter aktiv. Was sie anbieten und wie das Reisekonzept funktioniert, lesen Sie hier:

Der größte Anbieter in Europa: Yescapa

Die größte Plattform für privates Camper-Sharing in Europa wurde 2012 in Frankreich gegründet. Aktuell können Interessierte in Deutschland, Spanien, Frankreich, Portugal, Italien und Großbritannien aus über 6500 privat angebotenen Alkoven-Modellen, Kastenwagen, Campingbussen oder Wohnwagen auswählen.

So funktioniert die Buchung:

Zuerst müssen sich Auszeitsuchende entscheiden, ob sie den Mietwagen am Wohnort abholen möchten, um von dort den Trip zu starten, oder ob sie erst am Urlaubsziel den Camper entgegennehmen wollen. Im nächsten Schritt werden die Preisspanne und weitere Wünsche festgelegt: Gibt es ein Navi an Bord? Hat es eine Klimaanlage? Wie sieht es mit Fernseher, Grill oder Fahrradträger aus?

Die Camper-Profile bei Yescapa zeichnen sich durch eine ausführliche Beschreibung aus und liefern Informationen zur Versicherung und möglichen Stornierung. Zusätzlich gibt es Fotos des Wagens zu sehen. Hat man sich schließlich für ein Modell entschieden, muss man nur noch die Verfügbarkeit überprüfen und kann eine Reservierungsanfrage stellen.

Nach der Bezahlung erhält man den Mietvertrag sowie die Versicherungsbestätigung. Anschließend kann die Übergabe mit dem Vermieter stattfinden – und das Abenteuer beginnen.

Weitere Informationen: yescapa.de

Mit dem Camping-Bus im Urlaub.
Mit dem Camping-Bus im Urlaub. © dpa-tmn | Yescapa

Mehr als 26.000 Wohnmobile: Campanda

2013 in Berlin gegründet, ist die Plattform Campanda mittlerweile in 42 Ländern und 959 Städten vertreten – und damit nach eigener Aussage die „weltweit größte Online-Plattform zum Mieten und Vermieten von Wohnmobilen und Campern“.

Fans des fahrbaren Eigenheims können zwischen über 26.000 Fahrzeugen wählen. Hier bieten nicht nur Privatleute ihre vierrädrigen Schätze an, sondern auch gewerbliche Vermieter.

So funktioniert die Buchung:

Die Buchung ist ähnlich unkompliziert wie bei den Konkurrenzunternehmen. Zuerst werden der Abholort und der Reisezeitraum festgelegt. Im nächsten Schritt kann die Suche weiter gefiltert werden und potenzielle Mieter haben die Wahl zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen und Extras für Küche sowie Bad: Braucht es einen Grill oder eine Dunstabzugshaube? Sollte es eine Außendusche oder eine Toilette im Wagen geben?

Jedes Camper-Profil weist die technischen Details sowie die Ausstattung aus. Fotos helfen bei der Entscheidung für ein Gefährt. Bei Interesse wird im nächsten Schritt ein verbindliches Angebot per E-Mail zugeschickt. Wenn alles passt – und sich Vermieter und Mieter einig sind –, steht dem Trip nichts mehr im Weg.

Weitere Informationen: campanda.de

Der Marktführer in Deutschland: Paul Camper

Das Berliner Unternehmen ging 2013 an den Start und ist in Deutschland das größte private Sharing-Portal. Bei Paul Camper gibt es die Auswahl zwischen mehr als 6800 Bussen, Kastenwagen, Alkoven, Wohnwagen und -mobilen. Die stehen deutschlandweit verteilt, so dass Reiselustige einen Camper in Bochum, Hamburg oder Erfurt finden.

So funktioniert die Buchung:

Bei Paul Camper gibt man seinen Wunschort und die Wunschreisezeit an und kann dann aus verschiedenen Fahrzeugtypen wählen. Auch bei dieser Plattform gibt es die Möglichkeit, bei der Suche den Preisrahmen und die Ausstattung festzulegen.

Ist die Wahl auf ein Reisemobil gefallen, sendet der Mieter eine unverbindliche Anfrage an den Vermieter. Sind die Konditionen und Details geklärt, erfolgt die Bezahlung – und los geht’s.

Weitere Informationen: paulcamper.de

Start-up aus Neuseeland: Share a Camper

Das Start-up wurde in Neuseeland gegründet, ist aber inzwischen auch auf dem deutschen Markt aktiv. Rund 1000 Fahrzeuge sind auf der Online-Plattform zu finden. Share a Camper bringt Vermieter und Mieter zusammen und sorgt für die rechtlichen Rahmenbedingungen.

So funktioniert die Buchung:

Ähnlich wie bei der Konkurrenz können Urlaubssuchende einen Startort plus Reisezeitraum festlegen. Es gibt die Möglichkeit die Bettenanzahl, den Fahrzeugtyp und den Getriebetyp festzulegen. Allerdings können keine weiteren Extras, wie bei den anderen Anbietern, bei der Suche gefiltert werden.

Ist die Wahl auf ein Campermodell gefallen, senden Camping-Fans eine verbindliche Anfrage. Wird man sich mit dem Vermieter einig, kann die Badehose eingepackt werden und der Urlaub starten.

Weitere Informationen: shareacamper.de

Camping-Trends- Darum werden Wohnmobile immer kleiner

weitere Videos