Washington. Der Massenmord an 19 Grundschulkindern und zwei Lehrerinnen Ende Mai in Uvalde geht wohl auf “erbärmliches Polizeiversagen“ zurück.

Nach dem Schulmassaker im texanischen Uvalde kommen weitere erschreckende Details des Polizeieinsatzes ans Licht. Wie der Direktor der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, Steven McGraw, am Dienstag in schonungsloser Offenheit in einer mehrstündigen Anhörung im Parlament in Austin sagte, traf der Koordinator vor Ort, Sheriff Pete Arredondo, "schreckliche Entscheidungen", die "entgegengesetzt zu allem stehen, war wir gelernt haben" seit Columbine 1999 im Umgang mit Amokläufern an Schulen.

McCraw schilderte, dass bereits drei Minuten nach Eingang des ersten Alarms aus der Robb-Grundschule am 24. Mai genügend bewaffnete Polizisten vor Ort waren, um den Täter zu "isolieren, abzulenken und zu neutralisieren". Auf Arredondos Anweisung seien die Cops aber untätig geblieben.

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Massenmord in Uvalde: Wie viel Schuld trägt die Polizei?

Erst nach 75 Minuten wurde der Todesschütze, ein 18-Jähriger, ausgeschaltet, weil ein Team der Grenzschutzbehörde die Dinge in die eigenen Hände nahm. Mit ätzender Verachtung für Arredondo und Co. sagte McGraw: "Die Cops hatten Waffen, die Kinder nicht. Die Cops hatten Körperschutz, die Kinder nicht. Die Cops hatten Training, der Schütze nicht."

McCraw ging so weit zu sagen, dass Pete Arredondo das Leben der Beamten zu Lasten der Kinder schonen wollte; der schwerste Vorwurf, den man Gesetzeshütern machen kann. Dabei wurde offenbar gelogen.

Kreuze mit den Namen der Opfer sowie Blumen, Luftballons und Plüschtiere bilden eine Gedenkstätte zu Ehren der Opfer nach dem Schulmassaker.
Kreuze mit den Namen der Opfer sowie Blumen, Luftballons und Plüschtiere bilden eine Gedenkstätte zu Ehren der Opfer nach dem Schulmassaker. © dpa

Amoklauf an Grundschule in Texas: Schwere Vorwürfe gegen Polizeichef

Hieß es zunächst, die Cops im Wartestand vor den Klassenzimmern Nr. 111/112, wo sich der Amokläufer verschanzt hatte und seine Opfer der Reihe nach erschoss, hätten vor verschlossener Schultür gestanden, so stellte McCraw unmissverständlich klar, dass die Klassentür kein bisschen verriegelt war. Mit anderen Worten: Ein Zugriff der Polizei sei sehr früh möglich gewesen und hätte wahrscheinlich viele Menschenleben gerettet.

In Uvalde wird seit Dienstag die Forderung lauter, Arredondo müsse abberufen und wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt werden.

Bei dem Massaker in der Grundschule in Uvalde in den USA waren am 24. Mai 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet worden. Die Polizei steht massiv in der Kritik, weil mehr als ein dutzend Beamte vor Ort waren und erst knapp eine Stunde und 20 Minuten nach dem Eindringen des Täters in die Schule einschritten. (mit afp)

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.