Berlin. In Virginia hat ein Angreifer in einem Walmart auf Menschen geschossen. Die Polizei ist im Einsatz, die genaue Opferzahl noch unklar.

Am Donnerstag ist der Tag der Güte und des Danksagens in den USA. In Chesapeake an der Atlantik-Küste Virginias überwiegt an „Thanksgiving” jedoch das Gefühl der Ohnmacht, der Wut und der tiefen Trauer. Es ist schon wieder passiert.

In einer Filiale der Supermarkt-Riesen „Walmart” eröffnete am Dienstagabend laut vorläufigen Angaben von Ermittlern und lokalen Insidern der Manager der Nachtschicht aus noch ungeklärten Motiven das Feuer, tötete mindestens vier Menschen, verletzte weitere sechs schwer und richtete am Ende die Waffe gegen sich selbst. Es soll sich um den 31 Jahre alten Andre B. gehandelt haben. Motive? Hintergründe? Noch alles unklar.

Wie Leo Kosinski, Sprecher der Polizei in der 250.000 Einwohner zählenden Stadt südlich von Norfolk bei einer ersten Presse-Unterrrichtung in der Nacht sagte, kamen die Notrufe am Dienstagabend gegen 22.15 Uhr Ortszeit aus dem Einkaufszentrum am Sams Circle. Gegen 23 Uhr schließt das Geschäft normalerweise. Als die Beamten am Tatort eintrafen, wurde mehrere Tote und viele Verletzte gefunden. Unter den Opfern seien mindestens eine Kollegin des Täters aus dem Walmart-Team wie auch eine Reinigungskraft, hieß es.

USA: Walmart-Mitarbeiter berichten von dramatischen Szenen

Nach ersten Medienberichten sind bisher fünf Tote (inklusive des Schützen) polizeilich bestätigt. Im Sentara Norfolk General Hospital wurden am Mittwoch fünf teilweise schwer verletzte Opfer behandelt. Zustand: bisher unbekannt.

Walmart-Mitarbeiter berichteten, dass sich im zusammengeschossenen Pausenraum eine Kollegin tot stellte und fliehen konnte, nachdem der Täter in die Lebensmittelabteilung weitergezogen war.

Streifenwagen auf dem Parkplatz des  Walmart-Supermarktes.
Streifenwagen auf dem Parkplatz des Walmart-Supermarktes. © Uncredited/WAVY-TV 10/AP/dpa

Amerika trauert damit zum dritten Mal binnen weniger Tage über einen auf Waffengewalt zurückgehenden Massentod. Ebenfalls in Virginia wurden kürzlich drei Mitglieder eines Highschool-Football-Teams aus Charlottesville von einem Ex-Mitspieler erschossen. Danach folgte in Colorado Springs der Amoklauf eines 22-Jährigen in einer vorwiegend von Homosexuellen besuchten Tanzbar. Fünf Tote und rund 20 Verletzte waren die Folge. Insgesamt gab es im November nach Zählung des unabhängigen „Gun Violence Archive” bisher 31 Massenschießereien in den USA, seit Jahresbeginn waren es über 600. Gezählt werden Gewalttaten mit mindestens vier Toten oder Verletzten nach Schusswaffengebrauch.

Walmart ist das größte Einzelhandelsunternehmen Amerikas. Die Firmenleitung erklärte in einer ersten Stellungnahme, man sei „schockiert über diesen tragischen Vorfall”. 2019 formulierte der milliardenschwere Konzern ähnlich. Damals tötete ein Schütze in einer Filiale in El Paso/Texas 22 Menschen, darunter viele Latinos.

Zuletzt war ein Supermarkt im Mai dieses Jahres in den USA Ziel eines Amokläufers. Ein 19-Jähriger, der sich inzwischen zu seinen rassistischen Motiven bekannt hat, tötete in Buffalo (Bundesstaat New York) zehn Menschen, vorwiegend Schwarze.

Im Anschluss stimmte das demokratisch beherrschte Repräsentantenhaus in Washington mit knapper Mehrheit für ein Verbot von Sturmgewehren (halbautomatische, semi-militärische Schnellfeuer-Waffen), wie sie bei fast allen großen Tragödien der vergangenen Jahre zum Einsatz kamen. Im Senat jedoch fehlt die nötige Zustimmung.

Demokratische Politiker erinnerten daran, dass der Kongress 1994 ein zehnjähriges Verkaufsverbot für Sturmgewehre und bestimmte Magazine beschlossen hatte. Was zu einem deutlichen Rückgang bei Massen-Schießereien führte. 2004 lief der Bann dieser Waffen mangels politischer Unterstützung aus.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.