Venedig. In Venedig werden Tauben und Möwen zur Plage und stürzen sich auf Touristen. Urlauber verteidigen sich selbst – mit Wasserpistolen.

Was hatte sich die Touristin auf ihr Croissant gefreut. Doch dann schnappte ihr eine Möwe das leckere Teilchen aus der Hand, berichtet Enrico Mazzocco, Manager vom Hotel Monaco & Grand Canal in Venedig. Sogar Steaks würden sie von Tellern klauen.

Möwen und Tauben machen den Touristen in Venedig das Leben schwer. Im Kampf gegen die Plage zeigen sich vor allem Hoteliers kreativ: Sie händigen Reisenden eine Wasserpistole aus, damit sie sich gegen die Gefahr aus der Luft, die sich mit Vorliebe auf Eiswaffeln und Brötchen stürzt, verteidigen können.

Die Tiere sind inzwischen zu einer regelrechten Plage für die italienische Lagunenstadt geworden, die nach der Pandemie um den Neustart des Fremdenverkehrs kämpft, so die Regierung. Die großen Vögel waren nie besonders menschenscheu, jetzt aber sind sie geradezu gierig und stürzen sich auf die Teller der Gäste am Markusplatz, die vor den Restaurants ihr Frühstück, den Lunch oder ein leckeres Eis genießen wollen. Mehr zum Thema:Warum Venedig in Corona-Zeiten eine leere Hülle ist

Venedig: Tauben und Möwen immer frecher

Nicht selten werden auch den Kindern die Eistüten regelrecht aus der Hand gerissen. Auch die Fischhändler bei der Rialtobrücke haben wenig Freude an den frechen Raubvögeln, die ihnen die Fische direkt aus den Kisten stehlen. Vor allem die Heringsmöwen sind in Venedig zu einem ernsten Problem geworden. Sobald jemand im Freien isst, lässt ein Angriff der großen Vögel mit ihren spitzen Schnäbeln nicht lange auf sich warten.

Diebische Möwe an Venedigs Rialtobrücke.
Diebische Möwe an Venedigs Rialtobrücke. © imago images | Eberhard Thonfeld

„Die Möwen sind wie die Vögel in Hitchcocks Film geworden. Wir erleben eine neue, unerschrockene Generation, die keine Angst kennt“, klagen Mitarbeiter des bekannten Florian-Cafés auf dem Markusplatz.

Einige Möwen stehlen frech von den Serviertabletts der Kellner Brot und Pasta oder landen direkt auf den Tischen und richten dabei Schaden an, heißt es. „Es genügt, wenn ein Gast aufsteht, und schon stürzen sich 10 bis 15 Tauben und Möwen auf die liegen gelassenen Chips am Tisch, zerbrechen Gläser und Teller. Es gab schon viele Fälle, in denen wir Kunden verschüttete Getränke ersetzen oder für die Reinigungskosten ihrer Kleidung aufkommen mussten“, klagt Paolo Lorenzoni, Manager des Gritti, eines historischen Hotels in Venedig. Auch interessant:So will Venedig jetzt gegen Touristen-Abzocke vorgehen

Um die „Angriffe“ von oben abzuwehren, werden die Gäste der Hotels jetzt mit Wasserpistolen ausgestattet. Vor allem wenn diese orangefarben seien, würden die Möwen und Tauben sofort wegfliegen. „Wir haben herausgefunden, dass diese Vögel die Farbe Orange fürchten. Man muss die Wasserpistolen nicht einmal benutzen, es genügt, sie auf den Tisch zu legen – und die Tiere flüchten“, sagt Lorenzoni.

Ob die Hoteliers keine Angst vor besorgten Tierschützern hätten? Die Wasserpistolen würden den Tieren keinesfalls schaden, versichert er.

Zweimal pro Woche kommt ein Falkner

Das Problem ist derart akut geworden, dass sich die venezianischen Hoteliers zusammengetan haben, um Abwehrstrategien zu entwickeln. Dabei wurden die modernsten und wirksamsten Präventionsmaßnahmen zur Abwehr der Vögel geprüft, unter anderem akustische Abwehrsysteme und Infraschall, sowie der Einsatz von Falknern. Lesen Sie hier:Deutsche kauft Ferienhaus in Italien – für Schnäppchen-Preis

Werden immer aggressiver: Möwen in Venedig – für die Touristen am Markusplatz eine regelrechte Plage.
Werden immer aggressiver: Möwen in Venedig – für die Touristen am Markusplatz eine regelrechte Plage. © pa / Zoonar | Phil Bird

„Wir rufen zweimal pro Woche einen Falkner und es funktioniert sehr gut, sowohl für Möwen als auch für Tauben. Von Zeit zu Zeit lässt der Trainer zwei Falken fliegen, einen, der tiefer unten bleibt, und einen, der höher fliegt.“ Die Möwen verschwinden dann dank dieser ökologischen Vergrämung. Die Kosten für Falkner sind jedoch beträchtlich: 30.000 Euro pro Jahr. Das sei für die Hoteliers keine praktikable Lösung.