Köln. Laut einer Umfrage wollen viele Deutsche zu Weihnachten auf Geschenke oder Besuche verzichten. Was dem Land zum Fest Sorgen macht.

Die stille Nacht naht – bei manchen wird sie wohl ein wenig zu still. Laut einer Umfrage von YouGov im Auftrag von Malteser wollen 35 Prozent der Deutschen zu Hause bleiben oder ihre Besuche zumindest stark einschränken. Dies trifft besonders alleinstehend und da besonders ältere Menschen, die von Freunden oder Familienmitgliedern nun weniger Besuch bekommen. 40 Prozent der Haushalte in Deutschland sind Ein-Personen-Haushalte.

Die katholische Hilfsorganisation sieht einen Zusammenhang mit den gestiegenen Lebenshaltung- und Energiekosten in Deutschland. Viele würden Fahrtkosten scheuen. Auch an Geschenken wird gespart: 53 Prozent wollen dieses Jahr weniger ausgeben als zuvor.

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Weihnachten: 36 Prozent fürchten großes Corona-Comeback

Einsamkeit zieht sich durch alle Altersklassen und Schichten.
Einsamkeit zieht sich durch alle Altersklassen und Schichten. © Shutterstock / Stock-Asso | Stock-Asso

Nachdem in den letzten beiden Jahren das Weihnachtsfest stark von Corona-Einschränkungen geprägt war, bleibt die Stimmung also auch dieses Jahr teilweise getrübt. 48 Prozent haben Angst vor Versorgungsengpässen, 61 Prozent erwarten, sich persönlich einschränken zu müssen und beispielsweise weniger Geld für Freizeitaktivitäten zu haben. Und auch Corona ist ja nicht vom Tisch: 36 Prozent fürchten, dass die Pandemie wieder anzieht und es weitere Einschränkungen geben wird. Lesen Sie auch: Einsamkeit, die unbekannte Volkskrankheit

Die Malteser berichten, dass Seniorinnen und Senioren immer öfter den Hausnotruf nutzen, um überhaupt mit jemandem sprechen zu können. Dabei gibt es Angebote: In vielen Städten können Kulturinteressierte mit ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleitern das Museum, Konzerte oder das Theater besuchen. Rund 2500 Ehrenamtliche stehen in 200 Städten für Besuche zur Verfügung.

Zeit alleine genießen

Eine Studie aus dem Jahr 2015 wies nach, dass die Sterblichkeit bei chronisch einsamen Menschen um 26 Prozent erhöht ist. Die Forscher führen das auf einen Anstieg des Stresshormons Cortisol zurück, das bei Einsamkeit vermehrt ausgeschüttet wird und Blutzuckerspiegel und Blutdruck steigen lässt: offenbar ein Relikt aus Zeiten, als Alleinsein oftmals eine unmittelbare Gefahr bedeutete.

Auch Schlafstörungen, Depression und Ängste nehmen zu. Zudem rauchen Einsame mehr und neigen zu höherem Alkoholkonsum. Alleinsein heißt übrigens nicht, sich zwangsläufig einsam zu fühlen. Mit Selbstfürsorge lassen sich auch Stunden, die man ohne Gesellschaft verbringt, genießen. Die Malteser empfehlen, auch alleine auf Rituale wie ein Festtagsessen nicht zu verzichten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.