Berlin. Ein neues Video von Xavier Naidoo verwirrt die Anhänger von Verschwörungsmythen. Der Sänger will sich distanzieren – ob das klappt?

  • Xavier Naidoo hat sich in den vergangen Jahren mit seinen Aussagen ins Abseits gestellt
  • Nun vollzieht der Sänger eine überraschende Kehrtwende
  • In einem Video gibt er Fehler zu und bittet um Entschuldigung. Das Statement sorgt für einen Schock bei Michael Wendler

Wohl kaum jemand ist in der Szene der deutschen Verschwörungsmystiker ein größerer Star als Xavier Naidoo. Zu absurd schien dem Mannheimer dabei keine Erzählung zu sein. Die Erde sei gar keine Kugel, wollte Naidoo wissen. Die Corona-Impfung werde dazu genutzt, um Menschen zu Zombies zu machen. Und natürlich gebe es eine geheime Welt-Elite, die Kinder in unterirdische Tunnelsysteme entführen und dort foltern soll. Durch die Folter werde Adrenochrom gewonnen, das von Hollywoodstars zur Bekämpfung des Alterungsprozesses genutzt werde. Lesen Sie hier: Xavier Naidoo, Nena und Co. - Diese Stars haben sich ins Aus geschossen.

Naidoo vertrat diese Verschwörungsmythen seit Jahren und schien fest überzeugt von ihnen zu sein. Dadurch avancierte der Sänger zu einer Galionsfigur der deutschen Aluhutträger – und schaffte es auch, dem Querdenken-Milieu die Ideologie der rechtsextremen Reichsbürger näherzubringen. Das alles soll jetzt allerdings der Vergangenheit angehören. Am Dienstagabend veröffentlichte Naidoo ein Video auf seinem Youtube-Kanal. "Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe", sagt Naidoo darin.

Xavier Naidoo: "Habe irritiert und provoziert"

Er habe in den letzten Jahren viele Fehler gemacht, erklärt der Sänger im Video. "Mir wurde bewusst, dass ich meine Familie, meine Freunde, meine Fans, [...] mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe". Einer seiner wesentlichen Charakterzüge sei die "Suche nach Wahrheit", erklärt Naidoo weiter. Dabei habe er sich "letztlich verrannt".

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Das dreiminütige Video auf Youtube ist nüchtern gehalten, verzichtet auf Schnitte oder Effekte. Naidoo sitzt auf einer Ledercouch und erzählt von seinem angeblichen Wandel. Der sei durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöst worden. Seine Frau, von der bisher nur wenig bekannt war, sei Ukrainerin, ihre Familie lebe noch dort. Im Zuge des Ukraine-Konflikts habe der Sänger viel mit Freunden und Betroffenen gesprochen – und sich dabei "kritischen Fragen" stellen müssen. Logisch, denn die rechtsextreme Reichsbürgerszene hält notorisch zu Russland und Wladimir Putin. Naidoo selbst hatte zu Beginn des Krieges noch prorussische Propagandavideos in seinem Telegram-Kanal gezeigt.

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Distanzierung Naidoos bleibt vage

Jetzt möchte sich der Sänger von "allen Extremen" distanzieren – "insbesondere auch von rechten und verschwörerischen Gruppen". Er stehe für "Toleranz" und "ein friedliches Miteinander". Von welchen Aussagen sich der Sänger genau distanziert, lässt er in seinem Video offen. Dabei gibt es genügend Verschwörungsmythen, die er als falsch hätte darstellen können. Antisemitische Erzählungen verbreitet Naidoo seit nunmehr 20 Jahren, die Auswahl ist also groß.

Hat sich von seinen Verschwörungsmythen distanziert: Xavier Naidoo.
Hat sich von seinen Verschwörungsmythen distanziert: Xavier Naidoo. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Xavier Naidoos Video sorgte bis Mittwochmorgen für einige Reaktionen in der Szene der prominenten Verschwörungserzähler. Attila Hildmann teilte es mit dem Kommentar "Xavier Naidoos Verrat" auf seiner Website.

Michael Wendler ist wegen Xavier Naidoo schockiert

Auch Schlagersänger Michael Wendler ließ sich zu einem Kommentar in seinem Telegram-Kanal hinreißen: Xavier schockiere die "Freiheitsbewegung" mit den Aussagen in seinem Video, schreibt Wendler. "Viele fragen sich nun, was zum Teufel seine Aussagen bedeuten".

Michael Wendler machte in den letzten Monaten mehr durch krude Verschwörungsmythen als durch Musik auf sich aufmerksam.
Michael Wendler machte in den letzten Monaten mehr durch krude Verschwörungsmythen als durch Musik auf sich aufmerksam. © imago images/Revierfoto

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter sind die Reaktionen auf Xavier Naidoos Video gemischt. "Oft müssen auf Worte auch Taten folgen", schreibt @DragonLi_. Auch viele andere Nutzerinnen und Nutzer erwarten mehr als nur ein dreiminütiges Video vom Sänger.

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Andere, wie der Autor Max Czollek, zeigen sich positiv vom vermeintlichen Sinneswandel überrascht: "Am Ende ist es mir egal, ob #XavierNaidoo durch Geldmangel, öffentlichen Druck oder echt Einsicht zur Erkenntnis gelangt ist, dass sein menschenverachtendes Verschwörungszeug Unsinn ist", schreibt Czollek. "Die Szene hat ihre prominenteste Stimme verloren. Und das ist ein Grund zum feiern". Dieser positiven Einstellung schließen sich auch andere Nutzer an.

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Einige Twitter-Nutzer, darunter der Comedian Ingmar Stadelmann, sehen vor allem wirtschaftliche Gründe, die Naidoo zu seiner Kehrtwende bewegt haben könnten.

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Wie ernst es Xavier Naidoo mit seiner vermeintlichen Läuterung meint, bleibt abzuwarten. Er distanziert sich von keiner konkreten Aussage und bleibt in seinen Formulierungen extrem vage. Verschwörungsmythen mit rechtsextremen, antisemitischen, LGBTQ-feindlichen und rassistischen Inhalten hat der Sänger über 20 Jahre hinweg verbreitet. Das sorgt auch auf Twitter für Zweifel an seiner Reue – unter anderem bei der SPD-Politikerin Sawsan Chebli.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.