Freiberg. Mit dem „Erzgebirgskrimi“ startet das ZDF eine neue Serie. Nicht nur die Bilder von der sächsischen Silberstraße wissen zu überzeugen.

Das populäre Genre des „Heimatkrimis“ ist um eine faszinierende Kulisse reicher. Der Schauplatz steht seit diesem Jahr sogar auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco: das historische Bergbaugebiet im sächsischen Erzgebirge. Die Auftaktfolge „Der Tote im Stollen“ (Regie: Ulrich Zrenner) der neuen ZDF-Reihe „Erzgebirgskrimi“ macht unbedingt Lust auf mehr.

Bei der Suche nach einem Wilderer stößt Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) in einem alten Bergwerk auf die Leiche von Prof. Hellmann. Der Ermordete lehrte an der Universität Freiberg, der ältesten montanwissenschaftlichen Fakultät der Welt, und beriet einen internationalen Konzern bei Probebohrungen. Zunächst geraten ein Kollege Hellmanns und die Ehefrau des Opfers unter Tatverdacht.

Dann stoßen Kommissar Ralf Adam (Stephan Luca) und seine junge Kollegin Karina Szabo (Lara Mandoki), unterstützt von Saskia und der Rechtsmedizinerin Charlotte von Sellin (Adina Vetter), auf den Ladenbesitzer Fichtner (Christian Grashof). Der ehemalige Bergmann hatte nach der Minenschließung im Archiv der Fakultät gearbeitet und im Chaos der Wendezeiten unzählige Stollenpläne und Verzeichnisse der Bodenschätze zur Seite geschafft.

Verzeichnisse der Bodenschätze wecken Begehrlichkeiten

Die wertvollen Unterlagen wecken Begehrlichkeiten. Dann kommt bei einem dubiosen Autounfall eine Mitarbeiterin Fichtners ums Leben. Die junge Frau war Hellmanns Studentin, vielleicht auch dessen Geliebte.

Wer Erzgebirge hört, denkt fast automatisch an Räuchermännchen und Nussknacker, an Schwibbögen und Pyramiden. Um diese traditionsreiche Handwerkskunst von höchstem Wiedererkennungswert kommen natürlich auch die Macher nicht herum.

Doch die Städte und Dörfer entlang der 250 Kilometer langen, von über 800 Sagen, Mythen und Legenden umwobenen „Silberstraße“, die Schächte und Minen, die im 16. Jahrhundert einen regelrechten Silberrausch auslösten und in denen dann zu DDR-Zeiten Uran gefördert wurde (Wismut), bieten mehr als Nostalgie und permanentes Weihnachts-Feeling.

Auch die Zukunft der Region wird spannend. Experten vermuten hier eine der weltweit größten Zinn-Lagerstätten. Und der Rohstoff der digitalen Zukunft, Lithium, lagert hier womöglich in einer Größenordnung, die das Erzgebirge zu einem ernsthaften Konkurrenten für den Marktführer China machen könnte.

Aus der Feder von Vielschreiber Leo P. Ard

Klug und wohldosiert greifen Leo P. Ard, als Vielschreiber längst der James Patterson unter den deutschen Krimi-Autoren, und Co-Autor Rainer Jahreis in die Schatztruhe sächsischer Geschichten und Möglichkeiten. Die spannende Krimihandlung bleibt dabei jederzeit realistisch und gleitet selbst da, wo Legenden (die „Weiße Frau“) ins Spiel kommen, nie in Mystery-Gefilde ab. Auch der Dialog-Witz kommt nicht zu kurz, der hier kein aufgepfropftes Konstrukt ist, sondern allein aus lakonischer Schlagfertigkeit rührt.

Und nicht zuletzt stimmt einfach die Chemie zwischen den Hauptfiguren. Schade, dass Ralf, Saskia, Karina und Charlotte erst im Frühjahr wieder zum Einsatz kommen.

  • Samstag, 8. November 2019, 20.15 Uhr, ZDF