Berlin/London. Ein Polizist der Metropolitan Police gesteht, sich an mehreren Frauen vergangen zu haben. Die über Jahre erfolgten Taten kamen jetzt ans Licht.

Ein Beamter der Londoner Polizei hat mehrere Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe auf zwölf Frauen über einen Zeitraum von 17 Jahren zugegeben. Der Polizist, David Carrick, wurde im Oktober 2021 verhaftet und vom Dienst suspendiert. Er soll sich insgesamt zu 49 Straftaten schuldig bekannt haben. Darunter seien 24 Fälle von Vergewaltigung.

Londoner Polizist: Seine Opfer wurden erniedrigt und misshandelt

Im Dezember 2022 gab der Polizist vor Gericht zu, sexuelle Übergriffe auf elf andere Frauen in einem Zeitraum von 16 Jahren begangen zu haben. Vor dem Londoner Southwark Crown Court gestand der 48-Jährige nun am vergangenen Montag, bereits 2003 eine Frau ihrer Freiheit beraubt und mehrfach vergewaltigt zu haben. Die Straftaten sollen zwischen 2003 und 2020 begangen worden sein.

Carrick habe Online-Dating-Apps wie Tinder, aber auch soziale Events genutzt, um sich Frauen anzunähern. Seine Position bei der Polizei habe er ausgenutzt, um sich ihr Vertrauen zu sichern. "Er hat Zeit investiert, um Beziehungen zu Frauen aufzubauen, um sein Bedürfnis nach Degradierung und Kontrolle zu stillen", sagte der zuständige Chefermittler Iain Moor in einem Bericht von BBC.

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    Moor sagte, die schiere Zahl der Straftaten zeige die "gefühllose Natur" des Mannes. Carrick habe seine Opfer auf "die zerstörerischste Art und Weise" unterdrückt. So habe er einige von ihnen gezwungen, nackt sein Haus zu putzen oder sie bei sich zuhause für Stunden unter einer Treppe eingesperrt. "Ich habe Hundehütten gesehen, die größer sind", beschrieb der Ermittler.

    Laut BBC beinhaltet Carricks vollständige Liste der Straftaten folgende Vergehen:

    • 24 Fälle von Vergewaltigung
    • neun Fälle von sexueller Nötigung
    • fünf Fälle von Körperverletzung durch Penetration
    • drei Fälle von Nötigung und Beherrschung
    • drei Fälle von Freiheitsberaubung
    • zwei Fälle von versuchter Vergewaltigung
    • einmal versuchter sexueller Übergriff durch Penetration
    • einmal Veranlassung einer Person zu sexuellen Handlungen ohne Zustimmung
    • eine Anklage wegen unsittlicher Nötigung

    Assistant Commissioner Barbara Grey, die bei der Metropolitan Police für Mitarbeiter zuständig ist, entschuldigte sich dafür, dass Carrick in der Lage war, seine Position bei der Polizei auszunutzen. Das Leiden seiner Opfer sei dadurch verlängert worden. "Wir wissen, dass sie sich nicht in der Lage fühlten, sich früher zu melden, weil er ihnen gesagt hat, man würde ihnen nicht glauben", so Grey. Moore sagte, er erwarte, dass sich noch mehr Opfer melden werden, berichtet BBC.

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      Jaswant Narwal, der leitende Staatsanwalt, sagte laut BBC: "Carrick hatte eine Funktion inne, in der ihm die Verantwortung für den Schutz der Öffentlichkeit anvertraut wurde, doch in seinem Privatleben tat er 17 Jahre lang genau das Gegenteil". Mit der Zeit habe sich die Schwere seiner Vergehen verschärft, da er sich ermutigt fühlte und glaubte, er würde damit durchkommen.

      Londons Bürgermeister, Sadiq Khan, sagte, er sei "absolut angewidert und entsetzt" über die Verbrechen. "Die Londoner sind zu Recht schockiert, dass dieser Mann so lange für die Met arbeiten konnte, und es müssen ernste Fragen beantwortet werden, wie er seine Position als Polizist auf diese schreckliche Weise missbrauchen konnte", fügte Khan hinzu.

      Die Londoner Polizei hatte sich bei Carricks Opfern entschuldigt, nachdem bekannt geworden war, dass sie über Vorwürfe gegen ihn wegen Vergewaltigung, häuslicher Gewalt und Belästigung Bescheid gewusst hatte. Trotz der Vorwürfe hatte sie damals aber keine strafrechtlichen Ermittlungen und auch kein internes Disziplinarverfahren gegen Carrick eingeleitet. Erst nach seiner Festnahme im Oktober 2021 wurde er vom Dienst suspendiert.

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