Essen. Autokratischer Führungsstil und Selbstüberheblichkeit: Krupp-Nachfahre Friedrich von Bohlen und Halbach geht mit Berthold Beitz hart ins Gericht.

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„Berührend“ sei das Gespräch gewesen, sagt Friedrich von Bohlen und Halbach am Ende von rund siebzig Minuten Podcast-Aufnahme. Ob er manchmal das Gefühl gehabt habe, es seinen Vorfahren beweisen zu wollen, hatte FUNKE-Verlegerin Julia Becker nur wenige Momente zuvor gefragt. Klare Antwort: „Ja.“ Von Bohlen und Halbach ist der Neffe von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Sein Onkel Alfried war das letzte Familienmitglied der Krupp-Dynastie, der das Familienunternehmen - die Friedrich Krupp GmbH - führte. Beruflich schlug von Bohlen und Halbach nie den Weg zum Stahl ein, doch er hat eine starke Meinung, wenn es um die Krupp-Historie geht.

Julia Becker und Tobias Korenke, Leiter der FUNKE-Unternehmenskommunikation, haben von Bohlen und Halbach in die aktuelle Folge des Podcasts „Salon FUNKE“ eingeladen. „Wo ist der Name Krupp in seinem eigenen Nachnamen geblieben?“, „Was verbindet von Bohlen und Halbach mit der Villa Hügel?“, fragen sie ihn. Der Fokus des Gespräches liegt allerdings auf der starken Kritik von Bohlen und Halbachs an Berthold Beitz. Die komplette Folge können Sie direkt hier im Player hören:

Krupp-Nachfahre: Beitz habe das Unternehmen „abgewirtschaftet“

„Unter Beitz hat ja ein wirtschaftlicher Niedergang stattgefunden“, kritisiert von Bohlen und Halbach. Er betont die treuhänderische Verantwortlichkeit Beitz fürs Vermögen. „Das Vermögen ist über 50 Jahre halbiert worden.“ Die Gründe lägen in der Kultur, wie er das Unternehmen „autokratisch“ geführt habe. „Niemand ist so gut und so stark, das bezieht sich sowohl auf Unternehmen wie auch auf Nationen, dass du als Alleinherrscher, erfolgreich ein Unternehmen oder eine Nation führst. Das führt dann zu diktatorischen Systemen. Und die führen am Ende des Tages, wenn man sich das rein wirtschaftlich anschaut, eigentlich zu Elend.“

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach machte Beitz 1953 zu seinem persönlichen Generalbevollmächtigten. Nach Alfried Krupps Tode gingen sein Gesamtvermögen und der Besitz der Firma in die Krupp-Stiftung über. Dies war nur durch den Erbverzicht seines Sohns Arndt von Bohlen und Halbach möglich. Beitz wurde Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, die Nachfahren der Unternehmerfamilie haben bis heute keine Rolle in der Stiftung. Beitz habe zuvor mit großer Zielstrebigkeit versucht, die Trennung der Familie und der Firma herbeizuführen, weil er „ansonsten mit Sicherheit nicht diese Freiräume danach gehabt hätte, die er sich dann auch genommen hat.“

Berthold Beitz, der „Gerechte unter den Völkern“

In der Podcastfolge erinnern Becker und Korenke an die Auszeichnung Beitz' der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel für die Rettung hunderter jüdischer Menschen während des Zweiten Weltkrieges oder die Förderung des Alfried Krupp Krankenhauses durch die Stiftungs-Eigentümerin. „Er hat sicherlich unendlich Gutes getan“, sagt Becker. Würde von Bohlen und Halbach das als gelebte Doppelmoral sehen? Die Antwort hören Sie im Podcast.

Ebenfalls in der Folge thematisiert werden: die familiäre Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die Arbeit von Bohlen und Halbachs als Chef der Biotech-Firma Molecular Health. Von Bohlen und Halbach war bis zum letzten Jahr außerdem Aufsichtsratsvorsitzender von Curevac. Warum ist die Impfstoffherstellung von Curevac gescheitert?

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