Berlin. Der AfD-Fraktionsvorstand hat dem Ex-Pressesprecher Christian Lüth fristlos gekündigt. Grund sollen Aussagen in einer TV-Doku sein.

Das ging schnell. Wenige Stunden vor der Ausstrahlung einer ProSieben-Dokumentation über Rechtsextremismus in Deutschland zog die AfD im Bundestag am Montag die Notbremse. Christian Lüth, Ex-Sprecher der Fraktion und langjähriger Vertrauter von Alexander Gauland, wurde fristlos entlassen. Hintergrund sind ungeheuerliche Aussagen, die Lüth bei einem verdeckt gefilmten Gespräch mit der früheren rechten Youtuberin Lisa Licentia in einer Berliner Bar mutmaßlich gemacht hat.

Licentia, die der rechten Szene inzwischen den Rücken gekehrt hat und in einem Aussteigerprogramm ist, sagt in besagter Szene zu einem Mann, dessen Gesicht nicht zu erkennen ist: „Vor allem klingt das so, als ob es in deinem Interesse wäre, dass noch mal Migranten kommen …“

Darauf antwortet der AfD-Mann laut ProSieben: „Ja. Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal! Aber jetzt, wo die Grenzen immer noch offen sind, müssen wir schon dafür sorgen, solange die AfD noch ein bisschen instabil ist und ein paar Idioten antisemitisch rumlaufen, müssen wir dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht geht.

ProSieben-Doku: Sender verzichtete aus juristischen Gründen auf Namen

Der Sender verzichtete aus juristischen Gründen darauf, den Namen des Mannes preiszugeben. Für die Authentizität der Aussagen hat ProSieben nach eigenen Angaben eidesstattliche Aussagen von Ohrenzeugen. Am Montag berichtete dann „Zeit Online“ unter Berufung auf mehrere Quellen, dass es sich bei dem AfD-Mann um Lüth handele.

Auch die Reaktion der Bundestagsfraktion legt das nahe. Gauland verkündete die fristlose Kündigung am Nachmittag in der Fraktionssitzung. Der Beschluss im Vorstand fiel einstimmig. Mehr als 25 AfD-Abgeordnete hatten zuvor die Entlassung in einem Eilantrag gefordert.

Alexander Gauland weist Vorwürfe zurück

Gauland teilte später mit: „Die Herrn Lüth zugeschriebenen Äußerungen sind völlig inakzeptabel und in keiner Weise mit den Zielen und der Politik der AfD und der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag vereinbar.“ Die Behauptung, er habe mit Lüth „über diese Themen auch nur gesprochen beziehungsweise ich hätte die Herrn Lüth zugeschriebenen Äußerungen ihm gegenüber sogar gebilligt, ist völlig absurd und frei erfunden“, fügte er hinzu.

Gauland selbst hatte Ende 2015 in einem „Spiegel“-Interview gesagt: „Natürlich verdanken wir unseren Wiederaufstieg in erster Linie der Flüchtlingskrise.“ Lüth war vier Jahre Sprecher der Partei und dann Sprachrohr der Fraktion. Im April wurde er freigestellt, weil er sich in einem anderen Gespräch angeblich als „Faschist“ bezeichnet haben soll. Zuletzt war der 44-Jährige für eine andere Funktion in der Fraktion im Gespräch. Lüth selbst äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. (tb/jos/dpa)

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