Berlin. Deutschland setzt weitere Abschiebungen nach Afghanistan vorerst aus. Die Taliban bringen immer mehr Orte unter ihre Kontrolle.

Deutschland schiebt vorerst keine abgelehnten Asylbewerber mehr nach Afghanistan ab. Das teilte am Mittwoch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur mit. „Der Bundesinnenminister hat aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Sicherheitslage entschieden, Abschiebungen nach Afghanistan zunächst auszusetzen“, so der Sprecher in Berlin.

Auch die vor einer Woche verschobene Abschiebung von sechs Afghanen soll zunächst nicht nachgeholt werden.

Afghanistan: Taliban bringen immer mehr Orte unter ihre Kontrolle

Seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan Mitte April 2021 hat sich die Sicherheitslage im Land immer weiter verschlechtert. Die militant-islamistischen Taliban haben inzwischen wieder neun Provinzhauptstädte unter ihre Kontrolle gebracht.

Taliban-Vormarsch macht Afghanen Angst

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    Besonders in den ländlichen Regionen sind die Taliban schon seit Langem wieder an der Macht. Viele Afghanen befürchten, dass ihr Land nach dem Abzug der Nato-Truppen in die Hände der Islamisten fällt.

    Überwiegend Straftäter nach Afghanistan zurückgebracht worden

    Die in Kabul vertretenen EU-Botschafter hatten sich erst am Dienstag für einen Abschiebestopp ausgesprochen. Auch 26 Organisationen, darunter Amnesty International, Pro Asyl, Caritas und die Diakonie plädierten in einer gemeinsamen Erklärung dafür.

    Das Auswärtige Amt erstellt derzeit einen neuen Asyllagebericht für Afghanistan, der normalerweise die Hauptgrundlage für die Entscheidung über Abschiebungen ist. Dieser Bericht liegt aber noch nicht vor. Seit 2016 sind mehr als 1000 Migranten nach Afghanistan abgeschoben worden, überwiegend Straftäter.

    (dpa/msb)