Berlin. Grünen-Kandidatin Baerbock wurde im ARD-Sommerinterview von Tina Hassel kritisch durchleuchtet. Eine Frage sorgt für heftige Kritik.

  • Im ARD-Sommerinterview stellte sich Annalena Baerbock den teilweise provokanten Fragen von Tina Hassel
  • Nun wird die Moderatorin in den sozialen Netzwerken vor allem für eine Frage kritisiert
  • Denn Baerbocks Konkurrenten Armin Laschet und Olaf Scholz hatte sie eine andere Frage gestellt

Die Sommerinterviews von ARD und ZDF sind im Berliner Politikbetrieb wichtige Termine - vor allem vor der Bundestagswahl. Für die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien bieten sie die Möglichkeit, vor der Kamera zu brillieren oder sich zu blamieren. Das Gespräch mit Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sorgt allerdings aus anderen Gründen für Diskussionen.

Denn die Politikerin wurde nicht nur besonders häufig von Moderatorin Tina Hassel unterbrochen – so oft gar, dass Baerbock ihre Punkte teilweise gar nicht ausführen konnte. Im Vergleich zu den Interviews mit den beiden männlichen Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) wurden der Grünen-Vorsitzenden unfaire Fragen gestellt, kritisierten Zuschauer in den sozialen Netzwerken nach der Ausstrahlung. Dafür hat sich die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios mittlerweile entschuldigt.

Baerbock im ARD-Sommerinterview: Frage unter der Gürtellinie?

Insbesondere die letzte Frage hatte im Netz für Diskussionen gesorgt: „Die kommende Regierung, das ist die Schlussfrage, könnte die letzte sein, in der die Klimakatastrophe überhaupt noch abzumildern ist. Wie würden Sie Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chancen verspielt hätten, ihre entscheidenden Weichen in der Regierung zu stellen?“

Annalena Baerbock (Grüne) im ARD-Sommerinterview.
Annalena Baerbock (Grüne) im ARD-Sommerinterview. © Henning Schacht/Getty Images

Hassel spielte damit wohl auf Baerbocks Pannenserie im Frühsommer an – als verschiedene Einzelstellen in ihrem neuen Buch als mögliche Plagiate enttarnt und ihr Lebenslauf korrigiert werden musste. Die Moderatorin und Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios stelle damit, so die Kritik im Netz, den möglichen Wahlausgang im September als direktes Ergebnis von Baerbocks Handeln dar.

Zugleich suggerierte die Fragestellung laut der Wahrnehmung einiger Zuschauer, dass Baerbocks Wahlkampf-Fehler direkt dafür sorgen würden, dass die Klimakrise nicht mehr abzuwenden sei. Kritiker werfen Hassel vor, dass sie zudem unnötig emotionalisiert hätte, indem sie nach der Vertretbarkeit gegenüber Baerbocks eigenen Kindern – stellvertretend für die Leidtragenden der Klimakrise – gefragt und somit das Privatleben der Kandidatin ins Spiel gebracht habe.

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Sexismus: Männliche Politiker werden nicht nach der Vaterrolle gefragt

Baerbock musste sich schon im Frühjahr die Frage gefallen lassen, inwiefern eine Kanzlerschaft mit dem Familienleben vereinbar wäre. Auch damals gab es Kritik an derartigen Interviews und Gesprächen in Talkshows. Denn auch wenn die Grünen-Politikerin jünger ist als ihre männlichen Kontrahenten – Baerbock ist 40 Jahre alt – und tatsächlich jüngere Kinder hat, so ist es doch auffällig, dass männliche Politiker wie Scholz, Laschet, Söder oder Habeck nicht in gleicher Weise auf ihr Privatleben angesprochen werden.

Vergleicht man Baerbocks Sommerinterview mit dem von Scholz oder Laschet, wird der Kontrast besonders deutlich. Die Schlussfrage an den Unions-Kanzlerkandidaten lautete: "Wo schaut Armin Laschet das EM-Finale, mit wem und wem drückt er denn die Daumen?" Olaf Scholz wurde gefragt, wie lange die Hängepartie bis zur Regierungsbildung dauern werde.

Kritik an ARD und Tina Hassel wegen sexistischer Frage

Dass ausgerechnet Baerbock – als einzige weibliche Kandidatin – scheinbar ihr Handeln gegenüber ihren Kindern rechtfertigen sollte, sorgte bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern für Empörung. In den sozialen Netzwerken kritisierten Nutzer, die Fragestellung sei sexistisch.

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Armin Laschet, der drei erwachsene Kinder hat, und Olaf Scholz, der kinderlos ist, wurden in Interviews bisher nicht nach ihrer Familie gefragt – oder mussten darauf Bezug nehmen.

Tina Hassel entschuldigt sich für Frage an Baerbock

Tina Hassel hat sich mittlerweile zur Kritik geäußert. Auf Twitter bat die Journalistin alle, die ihre Frage als "unangemessen oder gar sexistisch aufgefasst haben", um Entschuldigung. Auch sie sei Mutter.

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