Berlin. Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt umgekrempelt. Homeoffice hat viele Vorteile. Doch nun werden auch die Nachteile sichtbar.

Wäre das Wort nicht so abgenutzt, müsste man das erste Coronajahr als Zeitenwende für unsere Arbeitswelt bezeichnen. Das Virus hat die Art, wie wir gemeinsam gearbeitet haben, disruptiv verändert. Die klassische Arbeitswoche, bei der man am Montagmorgen gemeinsam anfängt und Freitagnachmittag ins Wochenende geht, ist endgültig Geschichte. Und sie wird nicht wiederkehren, auch wenn die Pandemie weltweit beendet ist.

Das Homeoffice hat die Arbeitswelt eindeutig flexibler gemacht. Es spart Reisekosten, Büroflächen, quälende Stunden im Berufsverkehr und bei manchem auch viel Geld für die Kinderbetreuung. Diese Vorteile müssen berücksichtigt werden, wenn man über die neue Arbeitswelt urteilt.

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Homeoffice birgt auch viele Nachteile

Und dennoch: Das Homeoffice birgt neben den Vorteilen viele gravierende Nachteile, die schleichend durchschlagen werden. Es gibt eine Kreativität, die aus ungeplanten Begegnungen entspringt, die im Homeoffice nicht mehr möglich sind. Dem zwanglosen Austausch am Schreibtisch, beim Gang in die Kantine oder beim Feierabendbier.

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Jörg Quoos, Chefredakteur der Zentralredaktion Berlin
Jörg Quoos, Chefredakteur der Zentralredaktion Berlin © Dirk Bruniecki

Gerade in Betrieben, die von Teamgeist und Kreativität leben, geht ohne diesen Austausch Potenzial und damit Umsatz verloren. Auch die Bindung zum Arbeitgeber schwindet, wenn der Zugang zum Betrieb nur darin besteht, das Laptop aufzuklappen. Irgendwann ist es egal, ob man sich morgens in Firma X oder Y einloggt.

Und: Das Homeoffice verstärkt Einsamkeit in einer Gesellschaft, in der immer mehr Singles leben. Wer kaum noch aus den eigenen vier Wänden kommt, läuft Gefahr, seelisch zu erkranken. Und das ist viel schwerer zu heilen als die Grippe, die man sich vielleicht beim Kollegen im Büro einfängt.

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