Berlin. Im Sessel-Talk verspricht der CDU-Kandidat ein paritätisches Bundeskabinett – und weigert sich, Hans-Georg Maaßen beim Namen zu nennen.

Unter den vielen öffentlichen Arenen, in denen Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen sich im Bundestagswahlkampf beweisen müssen, ist das Talk-Format „Brigitte live“ von den Macherinnen der Zeitschrift „Brigitte“ nicht das härteste. Bei der Gesprächsreihe geht es, das betont Chefredakteurin Brigitte Huber gleich zum Auftakt am Mittwoch, nicht nur um politische Inhalte, sondern auch darum, den Mensch, der da kandidiert kennenzulernen – an diesem Abend: Armin Laschet.

Eine Woche zuvor war noch Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock zu Gast gewesen, sichtlich angespannt nach Tagen harten öffentlichen Gegenwinds. Während Baerbock bemüht war, keine Fehler zu machen, kann sich Laschet in dieser Woche eher entspannt ins Gespräch begeben mit Huber und Meike Dinkelage, Ressortleiterin Zeitgeschehen.

CDU-Kanzlerkandidat Laschet gibt sich bei „Brigitte live“ gelöst

Er muss, anders als Baerbock, schließlich keine offenbar kopierten Stellen im eigentlich selbst geschriebenen Buch erklären. Und die Umfragewerte der Union haben sich stabilisiert – die Partei liegt inzwischen bequeme acht bis elf Prozent vor den Grünen. Lesen Sie auch: Hat Armin Laschet seinen Lebenslauf geschönt?

Mit dem Gesprächsformat, bei dem der Interviewte immer wieder die Möglichkeit hat, zwischen zwei Themen zu wählen – Kinder oder Karriere? Männer oder Frauen? – wird Laschet zwar die ganze Stunde über nicht so recht warm. Trotzdem sitzt er da gelöst seinem Plüschsessel vor den Kameras und erzählt, was für ein feierlicher Tag der Wahltag in seiner Familie in der Kindheit war und dass er schon auch mal bis drei oder vier Uhr nachts Serien schaut (der Beschreibung nach zuletzt: „Marseille“, ein französisches Polit-Drama).

Unterschätzen sollte man die Reihe trotzdem nicht, denn in der plauschigen Atmosphäre können erstaunliche Dinge gesagt werden. So kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2017 in diesem Forum an, dass die Abgeordneten der Union in einer Abstimmung über die Ehe für alle vom Fraktionszwang befreit seien – und machte so den Weg die Einführung frei.

Armin Laschet nennt Maaßen nicht beim Namen

Und so fragen Huber und Dinklage auch nach Themen, auf die der CDU-Chef und Kanzlerkandidat wahrscheinlich lieber verzichtet hätte. Zum Beispiel nach Partei-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen, der erst am Wochenende wieder für Aufregung gesorgt hatte, als er laut von „Gesinnungsprüfungen“ für Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geträumt hatte. Muss man da über einen Parteiausschluss sprechen, Herr Laschet?

Armin Laschet stellt sich bei ·Brigitte Live
Armin Laschet stellt sich bei ·Brigitte Live" den Fragen von Meike Dinklage, Ressortleiterin Zeitgeschehen. © Kay Nietfeld/dpa

Nun ja. Wenn die rechtlichen Gründe für einen Ausschluss da seien, dann müsse man die nutzen, sagt der CDU-Chef, der sich intern genervt gezeigt hatte von Maaßens wiederkehrenden Ausflügen in Gefilde jenseits der Verfassungstreue. Die Hürden dafür seien aber sehr hoch. Auch interessant: Armin Laschet: Darum trifft der CDU-Chef Sophia Thomalla lieber als Rezo

„Es gibt aber auch Positionen, die man nicht teilt, wo man eine andere Meinung hat, und die muss man dann klar benennen“, sagt Laschet und betont nochmal die Abgrenzung zur AfD. Ansonsten gibt er sich vor allem Mühe, das Thema klein zu halten. Maaßens Namen nennt er nicht („der Erwähnte“), und erklärt, er habe auch nicht die Absicht, jede Bemerkung desselben durch eine Positionierung dagegen aufzuwerten.

Laschet äußert sich zum Tempolimit - und zum Frauenanteil in der CDU

Viel unangenehmer wird es für Laschet an diesem Abend nicht. In der Frage, ob ein Tempolimit auf Autobahnen als Maßnahme für den Klimaschutz angebracht wäre, erklärt Laschet, es gebe zwar Studien, „die sagen, es bringt etwas, aber in der Dimension, in der wir reden, ist es ein kleiner Beitrag.“ Wichtiger sei die Transformation der Schwerindustrie. Die Moderatorinnen ersparen ihm den Hinweis, dass man durchaus beides gleichzeitig machen kann – und das fast zwei Millionen Tonnen eingespartes CO2 laut Schätzung vom Umweltbundesamt so wenig auch gar nicht sind.

Bei einer Frage nach der Gleichstellung von Frauen und Männern räumt er ein, dass sein Kabinett in NRW mit acht Männern und vier Frauen deutlichen Männerüberschuss hat – „im Nachhinein zu wenig“, sagt Laschet. Sollte er Kanzler werden, will er deshalb eine paritätische Verteilung im Kabinett. Zumindest für den CDU-Teil „muss es garantiert sein“, kündigt er an. Darüber hinaus gibt es allerdings wenig Ideen, wie man für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen könnte. Lesen Sie auch: Wahlprogramm der Union: Wie loyal steht Söder hinter Laschet?

Am 28. Juli soll der nächste Kandidat auf den Plüschsesseln in Berlin platznehmen. Dann ist die nächste Runde von „Brigitte live“ geplant, mit Olaf Scholz.