Berlin/Hambühren. Am Donnerstag wurde Carola Rackete erneut auf Sizilien vernommen. Unklar ist, ob die „Sea Watch 3“-Kapitänin nach Deutschland reist.

Nach ihrer zweiten Vernehmung vor einem italienischen Gericht hat die „Sea-Watch 3“-Kapitänin Carola Rackete Italien verlassen. Unklar ist, ob die 31-Jährige nach Deutschland oder in ein anderes Land aufgebrochen ist.

Der Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte am frühen Freitagnachmittag dem Evangelischen Pressedienst, Rackete sei auf dem Weg nach Deutschland. Es sei derzeit für Rackete eine „schwierige Situation“, ergänzte Neugebauer. Deshalb werde die Organisation keine weiteren Aussagen zu ihrem Zielort und Ankunftszeit machen.

Eine andere Sprecherin der Organisation sagte der Deutschen Presse-Agentur dagegen, es sei unklar, ob Rackete nach Deutschland gereist sei oder woandershin. Nähere Angaben sollte es aus Sicherheitsgründen nicht geben.

Carola Rackete wurde am Donnerstag erneut vernommen

Dass Rackete direkt in ihre Heimat Hambühren im Landkreis Celle zurückkehrt, ist nach Angaben ihres Vaters unwahrscheinlich. „Ich habe nur aus anderen Quellen gehört, dass sie auf dem Weg nach Berlin ist. Bestätigen kann ich das nicht“, sagte Ekkehart Rackete NDR.de.

Ein Gericht in der sizilianischen Stadt Agrigent hatte Rackete am Donnerstag zum zweiten Mal vernommen. Die italienische Staatsanwaltschaft wirft der 31-Jährigen aus Niedersachsen vor, die illegale Einwanderung der von der „Sea-Watch 3“ aufgenommen Flüchtlinge zu unterstützen und beim unerlaubten Anlegen im Hafen von Lampedusa Widerstand gegen ein Kriegsschiff der italienischen Marine geleistet zu haben.

Rackete hatte Anzeige gegen Innenminister Salvini gestellt

Die „Sea-Watch 3“ hatte am 12. Juni 53 Bootsflüchtlinge aufgenommen. Nach tagelangem Tauziehen entschied Rackete unter Berufung auf die Notsituation an Bord, den Hafen von Lampedusa in der Nacht zum 27. Juni anzusteuern. Unmittelbar nach dem Anlegen wurde sie unter Hausarrest gesellt, die „Sea-Watch 3“ beschlagnahmt.

Italiens Innenminister Matteo Salvini wetterte seit dem Vorfall mit teils drastischen Formulierungen gegen Sea-Watch und persönlich gegen Rackete. Laut „La Repubblica“ bezeichnete der Minister sie als „deutsche Zecke“. Rackete selbst hatte zuvor Anzeige gegen Salvini wegen Verleumdung und Anstachelung zu Hass gestellt.

Racketes Anwalt Alessandro Gamberini sagte bereits am Donnerstag, die 31-Jährige gehöre nun nicht mehr zur aktuellen Crew des Rettungsschiffs. Sie gehe jetzt anderen Aufgaben nach. (mbr/epd)