Berlin . Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich in einer ARD-Doku über Altkanzler Gerhard Schröder ausgelassen. Die Rede ist von Naivität.

Altkanzler Gerhard Schröder steht für seine Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin massiv in der Kritik – besonders seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Nun hat sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einer ARD-Doku zum Auftreten seines Parteikollegen geäußert – und scharfe Worte gefunden.

Schröders Versuche, im Konflikt als Vermittler zu agieren, seien naiv, erklärte Lauterbach in der am Montagabend ausgestrahlten ARD-Dokumentation "Konfrontation". "Also wenn jemand wie Putin einen Krieg macht, da wird er nicht sagen: 'Oh Gerd, jetzt, wo du das sagst, ich denk nochmal drüber nach, vielleicht mach ich jetzt hier mal langsam'", sagte der Gesundheitsminister.

Der Altkanzler habe ihm "offen gesagt leid getan, weil er hier eine Naivität an den Tag gelegt hat". Weiter betonte Lauterbach: "Der ganze Auftritt grenzte ans Peinliche. Fremdschämen ist ein Begriff, der einem da in den Kopf kommt."

Altkanzler Schröder für Beziehungen zu Russland in der Kritik

Schröder wird seit Jahren wegen seines Engagements für russische Staatskonzerne kritisiert: Er ist Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und des russischen Energiekonzerns Rosneft. Außerdem kandidiert er für einen Posten im Aufsichtsrat des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom. Anfang März reiste Schröder nach Moskau, wo er mit Putin sprach. Berichten zufolge soll er in Istanbul auch eine ukrainische Delegation getroffen haben.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Im Dezember 2021 hatte sich Schröder im Interview mit Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion, zu seinen Beziehungen zu Russland geäußert: "Nach meiner Auffassung denkt in der russischen Führung keiner darüber nach, die Ukraine zu überfallen oder was auch immer", hatte Schröder auf die Frage nach der Gefahr der damaligen Lage geantwortet. In einem Loyalitätskonflikt sehe er sich nicht.

Die SPD-Führung hatte Schröder nach Angaben von Anfang März aufgefordert, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen niederzulegen. Auf einen entsprechenden Brief habe Schröder noch nicht geantwortet, sagte der Co-Parteivorsitzende Lars Klingbeil nun gegenüber t-online. Auch interessant: Darum ist das Verhalten von Gerhard Schröder so schändlich

Lauterbach: Schröder ist "an der Grenze zu einer Witzfigur unterwegs"

"Ich habe ihn mal sehr geschätzt, das ist aber schon lange her. Er war wirklich ein Altkanzler, der viel aus dem, was er gemacht hat als Staatsmann, hätte machen können – aber er hat quasi alles verloren", sagte Lauterbach über Schröder. "Ihm ist es gelungen, als Altkanzler jetzt an der Grenze zu einer Witzfigur unterwegs zu sein." Von seinem früheren Prestige sei nichts übrig geblieben. "Man wird ihn nicht als Kanzler in Erinnerung haben – sondern als jemanden, der zum Schluss an der Grenze zum Lächerlichen unterwegs war", so Lauterbach.

(dpa/afp/raer)

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen