Berlin. Deutschland will unabhängig werden von russischem Erdöl, es droht ein Embargo. So steht es um die heimische Förderung und die Reserven.

Gegen russische Kohle hat die EU bereits ein Embargo verhängt. Ins nächste Sanktionspaket wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine könnte Öl aus Russland aufgenommen werden. Hat Deutschland eigentlich auch eigene Reserven? So steht es um die heimische Förderung.

Wie viel Öl braucht Deutschland, woher kommt es?

2021 verwendete Deutschland laut Bundesamt für Außenwirtschaft 83,1 Millionen Tonnen Rohöl, 1,8 Prozent weniger als 2020. Ein Drittel kam aus Russland, 12,2 Prozent aus den USA. Weitere große Lieferanten waren Kasachstan (9,6 Prozent), Norwegen (9,4) und Großbritannien (9,1).

Die eigene Förderung macht 2,2 Prozent aus. Spätestens Ende des Jahres bezieht Deutschland nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kein Öl mehr aus Russland.

Wer fördert in Deutschland Öl?

Wintershall Dea, eine Tochter des Chemiekonzerns BASF, Exxon Mobil Production Deutschland, Neptune Energy, Vermilion Energy sowie Oneo holten 2021 rund 1,8 Millionen Tonnen Rohöl aus dem Boden – vor allem in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Allein 58,5 Prozent stammen aus dem nördlichsten Bundesland.

Westlich von Friedrichskoog betreibt Wintershall Dea seit 1987 die einzige deutsche Bohrplattform Mittelplate. Das mit Abstand größte deutsche Förderfeld ist über eine 14,4 Kilometer lange Pipeline mit dem Festland verbunden. Weiterlesen: Energieembargo: Warum Russland davon profitieren könnte

Aus Niedersachsen stammen 31,2 Prozent der Rohölförderung, vor allem aus Bohrungen bei Lingen und Meppen nahe der niederländischen Grenze. Nennenswerte Mengen liefern auch Lagerstätten in Rheinland-Pfalz (7,4 Prozent) bei Landau und Speyer sowie nahe Worms.

In Bayern (rund zwei Prozent) wird Öl südlich von Augsburg und nordwestlich von Memmingen gefördert. Kleinere Mengen kommen aus Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Wie lange reichen die Vorkommen?

Nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) verfügt Deutschland über gesicherte und wahrscheinliche Reserven von 23,3 Millionen Tonnen Rohöl. Zusätzlich gibt es Ölvorkommen, die nachgewiesen sind, aber nicht wirtschaftlich gefördert werden können oder noch genau erfasst werden müssen. Deshalb lässt sich nicht genau sagen, wie lange das deutsche Öl reicht. Der BVEG gibt 14,5 Jahre an.

Kann heimisches Öl russische Lieferungen ersetzen?

Nur zu einem kleinen Teil. Die geförderten Mengen, sinken seit Jahren. Die Kapazität lässt sich nicht schnell ausweiten. Die Branche will „die Produktion auf aktuellem Niveau halten und bestenfalls sogar leicht ausbauen“, sagte BVEG-Hauptgeschäftsführer Ludwig Möhring kürzlich. Mehr zum Thema: Tanktourismus: Wo in Europa der Sprit günstiger ist

Wann begann die Ölförderung?

Das war 1858 in Wietze, 30 Kilometer nördlich von Hannover in Niedersachsen. Der Ort rühmt sich einer der ersten Erdölbohrungen der Welt. Zwischen 1900 und 1920 war Wietze das größte Ölfördergebiet Deutschlands. Gefördert wurde bis 1963.