Berlin/Seoul. In Südkorea werden die Menschen bald offiziell jünger. Die Regierung löst damit eines ihrer Wahlversprechen ein. Das steckt dahinter.
In Südkorea werden die Menschen bald von einem auf den anderen Tag ein bis zwei Jahre jünger. Dahinter steckt jedoch keine neuartige Schönheitsbehandlung, sondern eine Änderung der Alterszählung. Derzeit gibt es verschiedene Zählsysteme, die nun vereinheitlicht werden. Lesen Sie auch: Halloween in Südkorea – Mindestens 154 Tote bei Massenpanik
Wie alt bin ich Südkorea? Diese Zählsysteme gibt es
In Südkorea gibt es derzeit drei verschiedene Systeme, um das Alter zu bestimmen:
- Die geläufigste Form ist die ostasiatische Altersrechnung. Dabei ist ein Kind bei der Geburt bereits ein Jahr alt. Zu jedem Neujahr werden die Menschen dann ein Jahr älter.
- Ein weiteres Zählsystem besagt, dass Kinder bei der Geburt zunächst null Jahre alt sind und mit jedem Neujahr ein Jahr älter werden. Diese Zählvariante wird wird seit den 1960er Jahren verwendet, um das gesetzliche Mindestalter für Alkoholkonsum zu berechnen.
- Es gibt aber auch die für uns "normale" Altersbestimmung: Demnach sind Kinder bei der Geburt null Jahre und werden jedes Jahr an ihrem Geburtstag ein Jahr älter.
In Südkorea können Menschen, je nach Zählweise, also gleichzeitig drei verschiedene "Alter" haben. Ein Beispiel: Ein Kind, das am 20. Dezember 2020 geboren wurde, ist laut der ostasiatischen Alterszählung am 10. Dezember 2022 drei Jahre alt. Folgt man dem zweiten Zählsystem, ist es zwei Jahre alt. Laut dem dritten, internationalen System liegt sein Alter dagegen erst bei einem Jahr. Auch interessant: Nordkorea – Warum Kims Schwester jetzt mit Atomwaffen droht
Gesetzesänderung in Südkorea: Alterszählung soll ab 2023 vereinheitlicht werden
Die verschiedenen Zählsysteme sorgen in Südkorea für Verwirrung und "unnötige soziale und ökonomische Kosten", erklärte der Abgeordnete Lee Yong-ho, Leiter des Unterausschusses für Politik, Justiz und Verwaltung gegenüber der südkoreanischen Nachrichtenagentur "Yonhap News Agency". Insbesondere bei bürokratischen Vorgängen im Rahmen von Sozial-, Wohlfahrts- und anderen Verwaltungsleistungen käme es immer wieder zu Streitigkeiten über die Altersrechnung.
Deshalb wird das Alterszählsystem vereinheitlicht. Der designierte Präsident Yoon Suk-yeol löst damit ein Wahlversprechen ein. Sein Übergangsteam unter Yong-ho werde darauf drängen, die Alterszählung zu vereinheitlichen. Geplant ist, dass das international anerkannte Zählsystem auch in Südkorea zur Altersbestimmung verwendet wird.
Die Änderung solle jedoch schrittweise erfolgen. Dafür werde das internationale Alter zunächst im Zivilgesetzbuch und im Allgemeinen Gesetz über die öffentliche Verwaltung festgelegt, berichtet die "Yonhap News Agency". Im Anschluss werden dann einzelne Gesetze überarbeitet. Das Ministerium für Regierungsgesetzgebung plane, die Änderung noch in diesem Jahr der Nationalversammlung vorzulegen, damit sie 2023 verabschiedet werden kann.
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