Rom. “Addio Benedetto!“: Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt hat in Italien bestürzte Reaktionen ausgelöst. So reagierte das Land.
Obwohl schon seit Mittwoch, seitdem Papst Franziskus von einer Verschlechterung von Benedikts Gesundheitszustands berichtet hatte, mit dem Ableben des emeritierten Papstes gerechnet wurde, hat der Tod des früheren Pontifex bewegte Reaktionen ausgelöst.
Auf dem Petersplatz versammelten sich nach der Ankündigung von Benedikts Ableben zahlreiche Pilger in Gebet. Zum vatikanischen Pressesaal strömten Journalisten aus aller Welt, um der Pressekonferenz des Papst-Sprechers Matteo Bruni beizuwohnen. Dieser kündigte an, dass das Begräbnis Joseph Ratzingers am kommenden Donnerstag um 9.30 stattfinden wird.
Die Trauermesse wird der aktuelle Papst Franziskus zelebrieren. Es werde sich um eine feierliche, aber schlichte Zeremonie, ganz in Benedikts Stil handeln, meinte Bruni. Daran werden sich Staatsoberhäupter, Geistliche und Pilger aus der ganzen Welt beteiligen. Ab Montag wird Benedikts Leichnam im Petersdom aufgebahrt.
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Papst Benedikt gestorben: "Gigant des Glaubens und der Vernunft"
Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni bezeichnete Benedikt XVI. als "Gigant des Glaubens und der Vernunft". "Er war ein Mensch, der sein Leben in den Dienst der Weltkirche gestellt hat und mit der geistigen, kulturellen und intellektuellen Tiefe seines Lehramtes die Herzen der Menschen angesprochen hat", erklärte Meloni in sozialen Netzwerken. "Benedikt war ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: Ein großer Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird", so Meloni.
Das italienische Staatsoberhaupt Sergio Mattarella kondolierte dem Vatikan wegen Benedikts Tod. "Er war ein Intellektueller der stets den Dialog im Auge hatte", so der Präsident, der Benedikt öfters getroffen hatte.
Auch der italienische Außenminister Antonio Tajani trauert um Joseph Ratzinger. "Ich bin sehr traurig über den Tod von Benedikt XVI. Er war ein großer Papst und ein großer Theologe. Ich schätze seine Lehren und seine Art, den Glauben zu erklären. Ich werde seine Worte zur Verteidigung der christlichen Wurzeln Europas immer in meinem Herzen tragen", so Tajani auf Twitter.
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Der römische Bürgermeister Roberto Gualtieri bezeichnete Benedikt als "großen Theologen, der mit seinem Lehramt die Kirche in der Welt von heute zu begleiten wusste. Die Stadt Rom beteiligt sich an der Trauer der Gläubigen in aller Welt", schrieb der Bürgermeister.
Italien trauert um emeritierten Papst: "Fähigkeit, zuerst an das Wohl der Kirche zu denken"
Der ehemalige italienische Senatspräsident Marcello Pera der rechtspopulistischen Partei Fratelli d’Italia, der Bücher mit ausgewählten Texte des emeritierten Papstes verfasst hat, bezeichnete Benedikt als "größten Interpreten des Christentums im 20. Jahrhundert". "Er war der letzte große Verteidiger der westlichen Zivilisation. Er hat vor allem die Laien wachgerüttelt, indem er deutlich gemacht hat, dass die Werte, auf die sie stolz zu sein behaupten und die in unseren Grundrechten verankert sind, in Wirklichkeit christliche Werte sind. Er war der große Intellektuelle, der es verstand, Glauben und Vernunft zu verbinden", sagte Pera.
Als Person von Kultur, Intelligenz und feinster Spiritualität hat der ehemalige Papstsprecher, Federico Lombardi, den am Samstag verstorbenen emeritierten Pontifex Benedikt XVI. bezeichnet. "Er hatte die große Fähigkeit, seine Spiritualität auszudrücken, die aus einem tiefen Glauben entsprang", so der 80-jährige Lombardi im Interview mit dem italienischen Fernsehsender Rai 1. Benedikts Rücktritt bezeichnete Lombardi als "revolutionär".
Benedikt XVI.: Im Dienste Gottes – sein Leben in Bildern
Während seines Pontifikats habe Benedikt keine einfache Hürden meistern müssen. "Er hatte die Fähigkeit, immer zuerst an das Wohl der Kirche zu denken", erklärte Lombardi, der Papstsprecher von Benedikt XVI. (2005-2013) und in den ersten drei Jahren Amtszeit von dessen Nachfolger Franziskus war. In diesem Zusammenhang sei auch sein "revolutionärer Rücktritt" zu erklären.
"Benedikt hatte begriffen, dass er nicht mehr die Kräfte hatte, um die Weltkirche zu regieren. Daher beschloss er, die Führung einer Person mit mehr Energie zu übergeben. Dies bezeugt einmal mehr, dass Benedikt ein Mensch des Glaubens und der Vernunft im Dienst der Kirche war", so Lombardi.
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