Washington. Die Anwältin von Regieassistent Halls sagt, dieser habe Baldwin die scharfe Waffe nicht übergeben. Er selbst räumt eine Mitschuld ein.

Neue Wendung im Fall des tragischen Todes einer Kamerafrau bei Dreharbeiten in den USA: Bisher war nach schriftlichen Polizeiaussagen gesichert, dass Regieassistent Dave Halls am 21. Oktober die aus noch ungeklärten Gründen mit scharfer Munition geladene Waffe angereicht hatte, mit der Hollywood-Star Alec Baldwin unbeabsichtigt die 42-jährige Halyna Hutchins bei einer Proben-Szene erschoss.

Fall Baldwin: Anwalt des Regieassistenten weist Schuld von Halls ab

Danach wäre der Branchen-Veteran das letzte Crew-Mitglied gewesen, dass bei sorgfältigerer Prüfung der Waffe die scharfe Patrone in der Trommel hätte erkennen und den tragischen Zwischenfall verhindern können.

Jetzt sagt Halls Anwältin Lisa Torraco: Stimmt alles nicht. Dass ihr Mandant, wie weltweit berichtet, den antiken Colt von einem Requisiten-Wagen genommen und Baldwin in die Hände gegeben habe, sei falsch. „Das hat absolut nicht stattgefunden”, sagte die Jurist am Montagabend im US-Fernsehen. Trotz mehrfachen Nachfragens weigert sich Torraco allerdings zu sagen, wer denn dann Baldwin die Pistole zugesteckt hat. Lesen Sie hier: Alec Baldwin: Diese Konsequenzen zieht er aus der Tragödie

Waffenmeisterin Gutierrez: Produktionsfirma hat Waffentraining abgelehnt

Sie berief sich auf bisher nicht von der Polizei vernommene Personen, die zur Tatzeit am Film-Set auf einer Ranch in Arizona waren und widersprüchliche Angaben machten. Danach könne es sein, dass die junge Waffenmeisterin Hannah Gutierrez (24) die Person gewesen sei, die Baldwin mit der Waffe versorgte.

Deren Anwälte Jason Bowles und Robert Gorence betonen, dass ihre Mandantin nichts mit der Tatsache zu tun habe, dass gegen alle Regeln scharfe Munition bei den Dreharbeiten zum Western „Rust” vorhanden war. Sie, Gutierrez, habe mehrfach für mehr Training und Vorbereitung für den Einsatz von Waffen plädiert. Aus Kostengründen habe die Produktionsfirma dies aber abgelehnt.

Für den Film „Rust“ stand Schauspieler Alec Baldwin vor der Kamera. Er feuerte den tödlichen Schuss aus eine Waffe, von der ihm gesagt wurde, sie sei unbedenklich.
Für den Film „Rust“ stand Schauspieler Alec Baldwin vor der Kamera. Er feuerte den tödlichen Schuss aus eine Waffe, von der ihm gesagt wurde, sie sei unbedenklich. © AFP | Angela Weiss

Leiter der Polizeibehörde kritisiert Baldwin, Halls und Gutierres indirekt

Der zuständige Sheriff von Santa Fe, Adan Mendoza, wollte die Darstellungen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht klar kommentieren, ließ aber bei CNN mit einer Randbemerkung aufhorchen.

Danach ist bei der Kooperationsbereitschaft von Baldwin, Halls und Gutierrez, die Ermittlungen zu unterstützen, offenbar noch viel Luft nach oben. Der Polizeichef machte deutlich, dass er zum Beispiel den in Vermont weilenden Baldwin gern so schnell wie möglich zu vertiefenden Gesprächen in Arizona hätte. Hintergrund: Alec Baldwin spricht über getötete Kamerafrau

Regieassistent Halls hatte am Montag sein Schweigen zur Tragödie aufgegeben. Gegenüber der Boulevard-Zeitung New York Post sagte er, er sei „erschüttert und traurig“ über den Tod der Kamerafrau. „Halyna Hutchins war nicht nur eine der talentiertesten Personen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, sondern auch eine Freundin.”

Regieassistent hat nicht alle Patronen im Colt kontrolliert

Halls hofft, dass die „Tragödie“ die Filmindustrie dazu bewege, „ihre Werte und Praktiken zu überarbeiten um sicherzustellen, dass nicht erneut jemand beim kreativen Prozess zu Schaden kommt”.

Gegenüber der Polizei hatte der bei früheren Dreharbeiten wegen mangelnder Genauigkeit gefeuerte Experte eine gewisse Mitschuld an Hutchins Tod eingeräumt. Er, so Halls, habe nicht alle Kugeln in der Trommel des Colts überprüft, bevor er ihn Alec Baldwin mit der Zusage überreichte, die Waffe sei unbedenklich.

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