Paris. Füße auf den Tisch, zurücklehnen: Als Gast bei Emmanuel Macron ließ es Boris Johnson locker angehen. Zu locker für so manchen Briten.

Dass er sich gerne als unkonventioneller, etwas flapsiger und unangepasster Politiker inszeniert, daran haben sich die Briten bei ihrem Premierminister gewöhnt. Wie Boris Johnson nun jedoch als Gast von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron vor Fotografen posierte, war für so manchen Briten etwas zu viel der Nonchalance.

Johnson ließ sich im Élyséepalast vor den Objektiven der Presse in den Sessel fallen und stellte seinen rechten Fuß auf einen Beistelltisch, der zwischen ihm und Macron platziert war. Unter Internetnutzern, speziell beim Kurznachrichtendienst Twitter, wurde Johnson für diese wenig feine englische Art zum Teil scharf kritisiert.

Twitter-Nutzer taufen Premierminister um in „Boorish Johnson“

An der britischen Elite-Schule Eton, die Johnson besucht hat, würden anscheinend keine Manieren gelehrt, kommentierte eine Nutzerin. Andere gaben dem Premier den Spitznamen „Boorish Johnson“ – „boorish“ wird mit flegelhaft übersetzt.

Johnson habe sich in seinem Gespräch mit Macron, so schrieb es die britische Tageszeitung „The Guardian“ diplomatisch, für einen eher „informellen Ansatz“ entschieden. Mit Johnsons Vorgängerin Theresa May wäre das niemals passiert, urteilte die Zeitung.

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Auch inhaltlich machte Johnson bei seiner Paris-Visite keine gute Figur, holte sich von Macron in Sachen Neuverhandlung des Brexit-Abkommens eine erneute Abfuhr ab. Zwar bestehe die Möglichkeit, Änderungen an der von Johnsons Vorgängerin Theresa May verhandelten Einigung vorzunehmen, sagte Macron am Donnerstag in Paris. Er betonte jedoch: Innerhalb eines Monats werde kein neues Austrittsabkommen gefunden werden, das sich von dem bereits bestehenden groß entferne.

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Johnson empfand Besuch bei Merkel „sehr ermutigend“

Den Zeitraum von 30 Tagen für Änderungen hatte am Mittwoch erstmals Angela Merkel genannt, was Johnson für sich als „sehr ermutigend“ aus Berlin mitnahm. Weil Macron die Aussagen der Kanzlerin für sich anders interpretierte, konkretisierte Merkel ihre Äußerungen am Donnerstagabend und betonte: Die 30 Tage seien sinnbildlich gemeint gewesen.

Zentral in der Brexit-Debatte ist derzeit die Frage, wie es im Streit um den sogenannten Backstop zu einer Lösung kommen könnte. Diese Garantie-Regelung für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Republik Irland stößt auf heftigen Widerstand in Johnsons konservativer Regierungspartei. Sie sieht vor, dass Großbritannien in der Zollunion mit der EU bleibt, bis eine bessere Lösung gefunden ist. Für Nordirland sollen zudem teilweise Regeln des Europäischen Binnenmarkts gelten.

Merkel zu Backstop-Frage- wenn der Wille auf beiden Seiten besteht

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    (ba/dpa)