Berlin. Der Trend gegen die Union ist brutal. Das weiß auch Laschet. Sein sogenanntes Zukunftsteam ist eine Feuerwehr - kein Schattenkabinett.

Wenn ein wichtiger Kampf verloren zu gehen droht, muss ein Feldherr alle Truppen in die Schlacht werfen, die er noch hat. In dieser Lage ist Unionskanzlerkandidat Armin Laschet. Auch wenn er nichts auf Meinungsumfragen gibt, weiß er: Der Trend gegen die Union ist brutal. Das zu drehen, ist fast unmöglich. Ein paar gelungene TV-Auftritte werden dafür nicht reichen.

Ein Platz zwei für CDU/CSU hinter der SPD wäre eine historische Katastrophe, die der Parteichef politisch nicht überleben würde. Der Druck aus Bayern, aber auch aus dem eigenen Laden wäre zu groß. Das bunt zusammengewürfelte Team, das er überraschend benannte, soll jetzt die Wende bringen. Es muss neue Themen in den Fokus rücken und endlich ablenken vom Dauergenörgel am Kandidaten.

Mit Friedrich Merz bringt Laschet seinen größten – aber gefährlichsten – Joker. Fast die Hälfte der Partei wollte lieber ihn als Chef sehen. Ihn einzusetzen hilft, wenn die Wahl doch noch knapp gewonnen wird. Verliert Laschet aber, wird aus dem SPD-Jäger Merz der Laschet-Jäger, da kann er sich sicher sein.

Jörg Quoos ist Chefredakteur der Funke Zentralredaktion.
Jörg Quoos ist Chefredakteur der Funke Zentralredaktion. © HA | Ha

Armin Laschet: Seit dem Hochwasser im medialen Negativstrudel

Armin Laschet ist seit seinem unglücklichen Auftritt beim Hochwasser in einen medialen Negativstrudel geraten, aus dem bislang kein Ausweg führt. Nicht einmal sein selbstbewusster Aufschlag im ersten TV-Triell konnte diesen Trend brechen. Der Aachener hatte bislang keine Chance, mit seinen größten Vorzügen zu punkten: seinem Verständnis für Europa, seinem Kampf um Klimaschutz mit Augenmaß, seinem pragmatischen Ansatz für moderne Integration.

Das ist zum einen Teil selbst verschuldet, zum anderen Teil aber der hässliche Effekt einer modernen Aufmerksamkeitsökonomie. Wahlkampf im Jahr 2021 heißt auch, dass eine gnadenlose Netzgemeinde jeden Fehler und Patzer in die Endlosschleife transportiert. Das ist schlecht für einen spontanen Geist wie Armin Laschet und gut für einen Kandidaten wie Olaf Scholz, der mit seiner kühlen Selbstbeherrschung zwar langweilt, aber bislang keinen Fehler gemacht hat. Lesen Sie mehr: Bundestagswahl 2021: Bratwurstplakat für Armin Laschet sorgt für Lacher im Netz

Armin Laschet: Kann sein Team jetzt noch die Wende bringen?

Laschets Team ist also kein Schattenkabinett, sondern eine Feuerwehr, die die brennende Unionshütte retten soll. Die spannende Frage lautet jetzt: Kann dieses Team noch die Wende bringen? Die Köpfe sind alle respektabel, aber die Aktion wirkt allein wegen des Timings wenig souverän.

Es wird das Geheimnis der CDU/CSU-Wahlkampfplaner bleiben, warum diese „Glorreichen Acht“ nicht schon vor Monaten an den Start gebracht wurden, als die Union in Umfragen zur Bundestagswahl noch stabil bei 30 Prozent lag. Als Armin Laschet den beinharten Machtkampf mit Markus Söder gewonnen hatte und ganz Deutschland auf seine Visionen wartete.

Viele Briefwahlbögen sind schon längst abgeschickt

Jetzt müssen die Neuen ein hektisches Finale liefern. Viele Wähler werden sie dabei gar nicht mehr erreichen, weil die Briefwahlbögen schon abgeschickt sind. Bei der Vorstellung des Laschet-Teams schwang immerhin Optimismus mit. Das wird zumindest gegen die schlechte Stimmung in der Union helfen. Dann müssen die Neuen auch sauber die Kante herausarbeiten, die die Union am stärksten von den anderen abtrennt.

Die klare Abgrenzung der Union zu einem Linksbündnis mag von der Konkurrenz als Remake der „Rote-Socken-Kampagne“ gewertet werden. Aber im Wahlkampf bleibt sie das schärfste Schwert. Gerade bürgerliche Wähler werden in der Wahlkabine am ehesten zucken, wenn ihnen vielleicht ein rot-rot-grünes Bündnis droht. Olaf Scholz wird es nicht präferieren. Aber ausschließen darf er es auch nicht. Und genau das könnte in einem Kopf-an-Kopf-Rennen am Ende den Ausschlag geben.