Berlin. Wie geht der Schulunterricht nach den Sommerferien weiter? Gibt es Präsenzunterricht, eine Maskenpflicht? Die wichtigsten Antworten.

In Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg läuft die Uhr schon. In diesen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen. An diesem Wochenende folgt Nordrhein-Westfalen. In vielen Bundesländern ist noch unklar, wie der Unterricht nach den Sommerferien aussehen wird.

Alle Schulen sind mit Präsenzunterricht in die Ferien gegangen, wie wird es nach den Ferien weitergehen? Die Corona-Pandemie ist noch nicht beendet, die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch. Welche Regeln sollen gelten, welcher Schutz ist notwendig, um den Schulbetrieb möglichst aufrechtzuerhalten? Ein Überblick zu den wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie ist die Infektionslage unter Kindern und Jugendlichen?

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) gab es am Donnerstag ein Plus von 892 Corona-Fällen. Die Gesamtzahl an Menschen, die sich in Deutschland mit Sars-CoV-2 angesteckt haben, liegt derzeit etwa bei 3,27 Millionen. Bundesweit sank die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen auf den Wert von 5,1.

Den größten Anteil der positiv Getesteten macht die Gruppe der 35- bis 59-Jährigen aus, danach folgen die 60- bis 79-Jährigen inzwischen gleichauf mit den 15- bis 34-Jährigen. Die Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 14 machen den kleinsten Anteil der positiv auf Covid-19 Getesteten in Deutschland aus. Auch interessant: Corona: Scheitern Schnelltests an der Delta-Variante?

Wie soll es in den Schulen nach den Sommerferien weitergehen?

So, wie in den letzten Wochen vor den Ferien unterrichtet wurde: im Präsenzunterricht. Das ist das erklärte Ziel der Kultusministerkonferenz (KMK). Mit Schnelltests und Lehrkräften, die ein Impfangebot erhalten hätten, sei man in einer ganz anderen Lage als im Herbst 2020, erklärte KMK-Präsidentin Britta Ernst im Gespräch mit unserer Redaktion. „Vor diesem Hintergrund bin ich optimistisch“, sagte sie. „Expertinnen und Experten sagen uns, mit diesen Rahmenbedingungen könnten die Schulen auch bei der Delta-Variante offen gehalten werden.“

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Eine Garantie für Präsenzunterricht im ganzen Jahr kann Ernst allerdings nicht geben. Aber: „Was ich deutlich ablehne, ist, dass bei steigenden Zahlen im Herbst zuerst über Einschränkungen in der Schule diskutiert wird“, so die SPD-Politikerin. Jede neue Einschränkung des Präsenzbetriebs werde den Aufholprozess der Schülerinnen und Schüler wieder zurückwerfen.

Laut einer Studie war der Distanzunterricht so ergiebig wie die Sommerferien.
Laut einer Studie war der Distanzunterricht so ergiebig wie die Sommerferien. © dpa

Die GEW sieht die Einlassungen der Kultusministerkonferenz kritisch. „Wir setzen weiterhin auf die Empfehlungen des RKI und können nicht nachvollziehen, wie die Kultusminister und -ministerinnen sich jetzt schon auf vollen Präsenzunterricht festlegen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, Leiterin des Organisationsbereichs Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Präsenzunterricht müsse von den Inzidenzzahlen und von der Einhaltung der AHA-L-Regeln abhängen.

FDP-Chef Christian Lindner fordert die Kultusministerkonferenz und die Bundesregierung auf, noch im Juli zusammenzukommen, um über eine Strategie nach den Sommerferien zu beraten. „Der nächste Termin im Oktober ist viel zu spät“, sagte Lindner unserer Redaktion. Bereits im Sommer müsse man die Logistik für den Infektionsschutz vorbereiten. „Die Kinder und Jugendlichen haben sehr unter der Pandemie gelitten. Viele haben bereits den Anschluss verloren“, so Lindner. Daher müsse ein neuerlicher Lockdown und Schließungen von Schulen bei einer möglichen vierten Welle unbedingt ausgeschlossen werden.

Welche Schutzmaßnahmen gibt es an den Schulen?

Die Maske dürfte in vielen Ländern nach den Sommerferien weiter zum Schulbild gehören – zum Teil auch im Klassenzimmer. Zumindest in den ersten beiden Wochen des Schuljahres soll es sie als Sicherheitsmaßnahme wegen möglicher Ansteckungsgefahren durch Reiserückkehrer geben. Bensinger-Stolze von der GEW empfiehlt zusätzlich „mindestens zwei oder mehr Tests pro Woche“ in den Schulklassen, um einer neuen Welle keine Chance zu geben.

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    Wird es Luftfilter in den Klassenräumen geben?

    Über kaum eine mögliche Schutzmaßnahme wird so heftig debattiert wie über Luftfilteranlagen in Schulen. Bundesschülerkonferenz, Elterninitiativen und Vertreter der Lehrkräfte wie die GEW dringen auf die flächendeckende Anschaffung, auch Oppositionspolitiker machen Druck. Auch FDP-Chef Christian Lindner fordert, dass im Zentrum der Schutzmaßnahmen an Schulen neben Lolli-Tests, Hygienekonzepten und Impfangeboten auch die Beschaffung der Luftfilter stehen müsse.

    Im Kreis der Kultusminister und -ministerinnen ist man dagegen skeptisch, was einen flächendeckenden Einsatz der Geräte angeht, und beruft sich auf die Empfehlung des Umweltbundesamts (UBA). Dort rät man Schulen, die keine Belüftungsanlage haben – was laut UBA 90 Prozent der Schulgebäude in Deutschland betreffen dürfte – regelmäßiges Lüften.

    Filtergeräte empfiehlt das UBA nur im Ausnahmefall in Zimmern, wo Lüften nicht möglich sei. Die Geräte hätten nicht den Effekt, den sich Fürsprecher von ihnen erwarten würden, sagte Ernst. „Es gab meines Wissens nirgendwo eine Situation, wo Distanzunterricht oder Wechselunterricht verhindert worden wäre durch den Einsatz eines Luftfilters“, so Ernst. Angesichts hoher Anschaffungskosten müsse man deshalb abwägen, ob Luftfilter als Maßnahme sinnvoll seien.

    In einigen Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin, gibt es trotzdem Förderprogramme für die Anschaffung der Geräte. Auch der Bund hat ein entsprechendes Programm für Schulen und Kitas. Geld bekommen dafür allerdings nur Einrichtungen, die Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren besuchen. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, nannte diese Einschränkung einen „Skandal“.

    Werden Schüler und Schülerinnen geimpft sein?

    Nach der Bewertung der Ständigen Impfkommission, die keine generellen Impfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren empfiehlt, herrscht bei den Impfungen für Jüngere viel Unsicherheit. Bislang sind in Deutschland laut RKI etwa 300.000 von ihnen geimpft worden.

    Verpflichtende Impfungen lehnt die Bundesschülerkonferenz in Vertretung ihres Generalsekretärs Dario Schramm ab. „Allerdings brauchen wir deutlich stärkere Aufklärungen über diese Impfungen innerhalb der Schulgemeinschaft“, sagte Schramm. „Ich appelliere besonders in Zeiten von Delta noch einmal an die Auseinandersetzung mit dem Impfstoff – denn nur mit einer breiten Impfbereitschaft können wir uns alle schützen“, so Schramm.