Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler haben in einer gemeinsamen Pressekonferenz vor Corona-Mutationen gewarnt.

Die Ausbreitung von hochansteckenden Varianten des Corona-Virus in Deutschland bereitet Politik und Wissenschaftlern zunehmend Sorgen. Derzeit wurden hierzulande drei Mutationen des Erregers anhand von genetischer Untersuchungen von positiven Proben nachgewiesen, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Freitag in Berlin sagte.

Der Anteil der vor allem in Großbritannien grassierenden Variante B.1.1.7 liege bei etwas weniger als sechs Prozent. In 13 der 16 Bundesländer sei sie inzwischen nachgewiesen. Grundlage der Erhebung ist laut Wieler die Sequenzierung von rund 30.000 Corona-Tests. „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, warnte Wieler, „Sars-CoV-2 ist gefährlicher geworden“.

RKI: Anteil der Corona-Mutationen könnte sich weiter erhöhen

Die drei besorgniserregende Varianten beherrschten das Infektionsgeschehen in Deutschland zwar noch nicht, sagte Wieler, ihr Anteil dürfte sich aber weiter erhöhen. „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen.“ Deshalb müsse die Ausbreitung der Mutationen verhindert werden. Denn wenn diese Variante mehr Menschen anstecke, führe dies zu mehr schweren Erkrankungen und in der Folge zu mehr Covid-Patienten auf den Intensivstationen. „Daher müssen wir weiter dafür Sorge tragen, dass sich diese Variante nicht weiter ausbreitet.“ Auch interessant: Pflege und Corona: „Ich konnte nicht mehr funktionieren“

Wieler betonte, um sich ein umfassenderes Bild von der Verbreitung der Corona-Varianten zu bekommen, würden die Laborerhebungen über die nächsten Wochen regelmäßig wiederholt. Für eine weiterführende Bewertung insbesondere zum Verlauf der Verbreitung sind laut RKI mindestens 3 weitere Ad-hoc-Erhebung im Abstand von je 2 Wochen geplant. Mit Blick auf eine Rückkehr in den Präsenzunterricht an Schulen sagte Wieler: „Es muss mit Schutzkonzepten geöffnet werden.“ Es dürfe nur da gelockert werden, „wo wir es als unumgänglich ansehen“.

Spahn ruft zu Augenmaß bei Corona-Lockerungen auf

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief vor den neuen Beratungen von Bund und Ländern am kommenden Mittwoch zu Augenmaß bei einem Weg aus dem Lockdown auf. Der zuletzt mühsam erreichte Fortschritt bei den Infektionszahlen dürfe nicht leichtfertig verspielt werden. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel: Wird Lockdown nächste Woche verlängert?

Auch Spahn verwies auf die Gefahr durch die Virusmutationen. „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen“, sagte Spahn. Sobald geöffnet werden könne, solle dies zuerst bei Kitas und Schulen geschehen. „Diese Jahrhundertpandemie bleibt für uns alle eine Zumutung – und sie bleibt ein Charakter- und Stresstest für unsere Gesellschaft.“ Auch interessant: Merkel warnt vor falschen Hoffnungen auf Ende des Lockdowns

Mit Blick auf die Impfungen sagte Spahn: „Wir haben jetzt die Mittel, das Virus zu besiegen – nicht sofort, aber im Laufe des Jahres.“ Inzwischen seien knapp drei Millionen Impfdosen verabreicht worden, mehr als 800 000 Bürger hätten schon die zweite Impfdosis erhalten. Fast 80 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen habe bereits eine erste Impfung bekommen.