Berlin. Masern-Erkrankungen sind potenziell lebensgefährlich. Eine Impfpflicht ist konsequent. Warum die Debatte damit trotzdem nicht endet.

Na endlich. Deutschland bekommt eine Impfpflicht gegen Masern. Jahre lang haben sich Impfgegner dagegen gewehrt. Genauso lange hat die Politik gezögert. Am Ende hat die Vernunft gesiegt: Wer lebensgefährliche Krankheiten ausrotten will, muss dafür sorgen, dass so viele Menschen wie möglich geimpft werden.

Wenn das nicht mit Überzeugungskraft geht, muss der Staat sanften Zwang anwenden: Wer sein Kind in die Kita schickt, muss nachweisen, dass es geimpft ist. Richtig so.

Julia Emmrich kommentiert die Impfpflicht bei Masern.
Julia Emmrich kommentiert die Impfpflicht bei Masern. © Reto Klar | Reto Klar

Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit der Impfpflicht gegen Masern, die der Bundestag am Donnerstag auf den Weg gebracht hat, wird durch die Hintertür auch eine Impfpflicht gegen andere Infektionskrankheiten eingeführt. Der Grund: Den Impfstoff gegen Masern gibt es in Deutschland in der Regel nur als Dreifach-Impfstoff. Er schützt auch gegen Mumps und Röteln.

Impfpflicht gegen Masern – ein Meilenstein

In der politischen Debatte hat das bislang kaum eine Rolle gespielt. Taktisch ist das verständlich: Die Befürworter hatten kein Interesse daran, die Gegner noch zusätzlich auf die Palme zu bringen. Praktisch aber haben jetzt die Kinderarztpraxen die Diskussion am Hals. Das ist das eine.

Das andere ist: Soll das Land doch froh sein, dass mit der Masernimpflicht gleich auch noch der Schutz gegen Mumps und Röteln verbessert wird. Für die meisten Kinderärzte ist das alles sowieso nur der erste Schritt: Sie fordern seit langem eine Impfpflicht für alle Krankheiten, bei denen die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts Impfungen empfiehlt – also etwa auch bei Tetanus, Keuchhusten oder Diphtherie.

Klar ist deswegen jetzt schon: Die neue Impfpflicht für Kita-Kinder, aber für auch Erzieher, Lehrer, Tagesmütter und das medizinische Personal ist ein Meilenstein – aber noch nicht das Ende der Debatte.