Washington. Der 6. Januar 2021 War ein schwarzer Tag für die USA. Nicht nur, dass ein Mob das Kapitol stürmte – Präsident Trump ließ ihn gewähren.

  • Am 6. Januar 2021 stürmte ein Mob aus Rechtsradikalen, Verschwörungstheoretikern und Trump-Anhängern das Kapitol in Washington
  • Bis heute gilt das Ereignis als schwarzer Tag in der Geschichte der US-Demokratie
  • Besonders brisant: Der damals bereits abgewählte US-Präsident Trump tat zunächst wenig, um die Ausschreitungen zu verhindern

Es ist der 6. Januar 2021, der Mob stürmt in Washington das Kapitol. Donald Trump ist live dabei.

Der abgewählte US-Präsident verfolgt das Geschehen auf "Fox News". 187 Minuten lang wird er nichts unternehmen. 187 Minuten lang wird er keinen Finger rühren, um seinem Vize-Präsidenten Mike Pence, den Abgeordneten oder den Senatoren, die im Kapitol festsitzen zu helfen. Er nimmt es ihnen übel, dass sie den Machtwechsel nicht aufhalten wollen.

Um an der Macht zu bleiben, habe Trump den "Pfad der Rechtlosigkeit und Korruption" eingeschlagen, beklagt Bennie Thompson. Zum Schutz der Demokratie seien "harte Konsequenzen für die Verantwortlichen" des 6. Januar 2021 nötig, sagt der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zur Erstürmung des US-Kapitols.

Trump: Hat er den Sturm aufs Kapitol gewollt und toleriert?

Die Aufarbeitung des 6. Januars 2021 gleicht einem Scherbengericht. Denn: Zum einen gilt die Erstürmung mit fünf Todesopfern und 140 verletzten Polizisten als schwarzer Tag in der Geschichte der USA. Zum anderen erhärtete sich bei den Anhörungen der ungeheuerliche Verdacht, dass Trump die Gewaltexzesse billigte, wenn nicht sogar steuerte.

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Ahnungslos war Trump nicht. Er wurde laufend über das Ausmaß der Gewalt unterrichtet. Dass er die Eskalation nicht gewollt habe, wird zunehmend angezweifelt. Einige Zeugen vertreten gar die Ansicht, dass er den Sturm geplant habe und ursprünglich mitmarschieren wollte, um Pence direkt zu konfrontieren. Trump konnte es nicht fassen, dass Pence den friedlichen Machtwechsel sicherstellen wollte, statt die Wahl anzuzweifeln.

Bodyguards von Mike Pence bangten um ihr Leben

Für den Vizepräsidenten war die Lage so bedrohlich, dass seine Bodyguards sich schon von ihren Familienangehörigen verabschieden wollten. Sie rechneten mit dem Schlimmsten – mit ihrem Tod.

Stundenlang beknieten engste Mitarbeiter – ein Justitiar, ein Sicherheitsberater und viele andere – den Präsidenten, ein Zeichen zu setzen, um den wütenden Mob zu besänftigen und um der Gewalt ein Ende zu setzen. Trump tat zwischenzeitlich genau das Gegenteil; setzte einen Tweet ab, der sie noch mehr aufstachelte. Darin hieß es, Pence habe leider nicht die Courage, das Nötige zu tun.

Trump goß sogar noch Öl ins Feuer

Das war für Matthew Pottinger, damals Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates, "der Moment, an dem ich entschieden habe, zurückzutreten". Trump habe "Öl ins Feuer gegossen".

Seine frühere Sprecherin Sarah Matthews berichtete, erst nach einer Intervention von Tochter Ivanka habe der Präsident getwittert, die Demonstranten sollten "friedlich bleiben". Trump wollte gerade nicht, dass seine protestierenden Anhänger den Kongress verlassen.

Als der Protest abebbte und die Sicherheitskräfte allmählich Herr der Lage wurden, verbreitete der abgewählte Trump das Video, in dem er die Anhänger aufrief, nach Hause zu gehen. Und auch darin war von einem Bedauern keine Rede. O-Ton Trump: "Das sind die Dinge, die passieren, wenn man großen Patrioten, die so lange so unfair behandelt wurden, den Wahlsieg wegnimmt. Erinnert euch für immer an diesen Tag!"

Droht dem Präsidenten ein juristisches Nachspiel?

Zwar ist der Ausschuss kein Gericht, aber im Laufe der Anhörungen erscheint immer plausibler, dass Trump der Prozess gemacht wird. Kommt Trump vor Gericht? Thompson macht jedenfalls klar, dass der frühere Präsident zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Und das meinte er nicht politisch. (san)