Berlin.

Politiker betonen in Interviews gerne, dass es um Inhalte und nicht um Personen geht. Wie verlogen dieser Satz in Wahrheit ist, war in diesen Tagen eindrucksvoll zu besichtigen.

Bis aufs Blut haben sich der frisch gewählte CDU-Chef und der CSU-Chef in der Frage der Kanzlerkandidatur bekämpft. Armin Laschet hat sich am Ende dieses Krimis gegen Markus Söder durchgesetzt und eiserne Nerven bewiesen. Aber um welchen Preis!

Die Schadensbilanz des bayerischen Angriffs ist beträchtlich: Auf der Liste stehen ein lädierter CDU-Chef, ein Verlierer an der CSU-Spitze und eine zerstrittene Union.

Markus Söder hätte seinen Traum vom Kanzleramt vielleicht erreicht, hätte er nicht den Stolz der Parteiführung verletzt und demokratische Strukturen infrage gestellt. Den Bundesvorstand der CDU als „Hinterzimmer“ zu bezeichnen, war ein schwerer taktischer Fehler. Die Antwort darauf ist im Abstimmungsergebnis zu lesen. Sicher wären mehr CDU-Granden pro Söder umgefallen, wenn der Bayer nicht die Autorität der Parteiführung so ungeschickt infrage gestellt hätte.

Wenn Laschet schlau ist, lässt er den Ärger bei einer seiner Zigarillos verrauchen und denkt nach, was er vom Bayern lernen kann. Wie es Söder geschafft hat, in Umfragen zu glänzen und in wenigen Tagen Teile der CDU aufzumischen. Es ist die kämpferische Entschlossenheit, eine besondere Klarheit der Sprache und das Gespür für den richtigen Auftritt, die Markus Söder für viele in der CDU so attraktiv machten. Daran kann man auch mit 61 Jahren arbeiten, ohne sich als Mensch zu verbiegen.

Laschets Aufgabe als Spitzenkandidat ist jedenfalls machbar. Die Union muss am Ende nur vor den Grünen landen. Den Rest der Stimmen liefert Annalena Baerbock. Schwarz-Grün ist ein gewaltiges Stück näher gerückt.