Washington. Musk hat Twitter zu einem Chaos-Laden gemacht. Es macht sich schmerzhaft bemerkbar, dass er sich nicht selbst einen Maulkorb verpasst.

Es ist bei Elon Musk, wenn er den Twitter-Hut aufhat, so wie bei Elon Musk, wenn er bei Tesla das hohe Lied von den angeblich sicheren selbstfahrenden Autos anstimmt: meistens Geisterfahrerei. Was der Multi-Milliardär seit der rumpeligen Übernahme des Kurzmitteilungsdienstes an Regelverstößen abgeliefert hat, spottet jeder Beschreibung. Musk hat radikale Vorfahrt für die freie, Völker verständigende Meinungsäußerung versprochen. Einzige Leitplanken: die Strafgesetz-Bücher.

Dirk Hautkapp
Dirk Hautkapp © Privat

Herausgekommen ist ein Chaos-Laden, der in digitalem Unrat ertrinkt und vor dummem Zeug aus den Köpfen von Verschwörungstheoretikern und Halbgescheiten nur so wimmelt. Schlagen Promis aus Politik, Wirtschaft oder Kultur verbal über die Stränge, tritt Musk als Ein-Mann-Weltgerichtshof auf und verkündet willkürlich einen temporären Bann oder die Verschonung vor demselben. Dass Elon Musk nicht die Größe hat, sich selbst einen Maulkorb zu verpassen und mal einen Monat die zittrigen Twitter-Finger ruhen zu lassen, macht sich inzwischen schmerzhaft bemerkbar. Lesen Sie auch:Elon Musk lässt Reichweite von Super-Bowl-Tweet manipulieren

Musks Gebaren treibt bizarre Blüten

Der fast Kleinkind-ähnliche Drang, sich auf seiner Plattform von niemandem übertreffen zu lassen, treibt bizarre Blüten. Nach der Geschichte mit der manipulierten Reichweite seiner Tweets würde in einem funktionierenden Unternehmen die Reißleine gezogen. Sprich: neuer CEO. Aber Musk gehört der Laden.

Solange die Aktionäre nicht in Massen von der Fahne gehen, staatliche Regulierungsbehörden dazwischen grätschen oder Werbe-Partner zur Sabotage aufrufen, wird der obszön reiche Mann weiter demonstrieren, was er damit wirklich meinte, als er sich als „Absolutist” der freien Meinungsäußerung bezeichnete.

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