Brüssel. Im Kampf gegen Krebs rüstet die EU-Kommission auf. Ein Plan soll den Konsum von Alkohol einschränken und Europa fast rauchfrei machen.

Bei Zigarettenpackungen gibt es sie schon, jetzt plant die Europäische Union auch für Alkohol abschreckende Hinweise zu Gesundheitsrisiken. "Zu viel Alkohol gefährdet Ihre Gesundheit“: So oder ähnlich wird die Warnung lauten, die nach dem Willen der EU-Kommission auf den Flaschenetiketten in Europa zwingend vorgeschrieben sein soll.

In einem ersten Schritt sollen die Etiketten bei Alkoholgetränken auch alle Inhaltsstoffe auflisten und Nährwertangaben machen - das schließt sehr wahrscheinlich die Kalorienzahl für das Glas Bier, Wein oder Schnaps ein. Details zu den Inhaltsangaben sollen 2022 geklärt sein, die zur Gesundheitswarnung ein Jahr später.

Die neuen Vorschriften sind Teil eines ehrgeizigen Aktionsplans gegen Krebs, den die EU-Kommission am Mittwoch beschlossen hat. Darin nimmt die Brüsseler Behörde unter anderem gezielt Rauchen und zu hohen Alkoholkonsum ins Visier, mit neuen Vorschriften und Vorschlägen auch für höhere Steuern. Begründung: Rauchen und Alkohol zählten zu den großen, vermeidbaren Risiken für Krebserkrankungen. So gehe jede vierte vermeidbare Krebserkrankung auf Tabakkonsum zurück, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.

Die EU plant Warnhinweise für Bier, Wein und Schnaps. (Symbolbild)
Die EU plant Warnhinweise für Bier, Wein und Schnaps. (Symbolbild) © imago images/AAP

Zigaretten: Europa soll „tabakfrei" werden

Die Kommission beschreibt in dem Plan deshalb das Ziel eines „tabakfreien Europas“: Bis 2040 soll eine „tabakfreie Generation“ in Europa erreicht werden. Heißt: Weniger als fünf Prozent der EU-Bürger sollen in 20 Jahren überhaupt noch qualmen - bislang liegt der Anteil EU-weit bis 26 Prozent, in Deutschland bei 25 Prozent.

Spitzenreiter sind Griechen und Franzosen, von denen mehr als jeder Dritte raucht. Das ehrgeizige Ziel bedeutet, dass binnen zwei Jahrzehnten fast 100 Millionen Europäer weniger zur Zigarette oder anderen Rauchwaren greifen - in Deutschland müssten es fast 16 Millionen Raucher weniger sein.

Um dies zu erreichen, bringt die Kommission höhere Tabaksteuern ins Gespräch. Denn die Besteuerung sei eines der effektivsten Instrumente im Kampf gegen das Rauchen, heißt es in dem Plan. Außerdem soll es mehr raucherfreie Zonen auch im Freien geben, neue Vorgaben für die Zigarettenpackungen und weitere Beschränkungen bei der Werbung für Tabakprodukte.

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Krebs: Das Risiko bei Alkohol wird unterschätzt

Ehrgeizig sind auch die Vorgaben bei Alkohol: Schon bis 2025 soll der riskante Alkoholkonsum in Europa um zehn Prozent reduziert werden. Auch für Alkohol soll die Werbung eingeschränkt werden, was ausdrücklich Online-Videoplattformen einschließt. Höhere Steuern werden ebenfalls für Alkohol vorgeschlagen. Europa habe den weltweit höchsten Alkoholkonsum, alkoholbedingter Krebs sei ein wichtiges Gesundheitsproblem, heißt es in dem Aktionsplan.

„Trotzdem ist das Bewusstsein für Alkohol als Risikofaktor für Krebs gering“, beklagt die Kommission. Eine Stärkung der „Alkoholkontrollpolitik“ sei erforderlich.

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Denn die Zahlen seien alarmierend. Im vorigen Jahren erkrankten in Europa 2,7 Millionen Menschen an Krebs, 1,3 Millionen starben daran, wie der Aktionsplan beschreibt. Krebs sei im Begriff, die häufigste Todesursache in der EU zu werden. Die EU-Kommission will für den Kampf gegen die Krankheit vier Milliarden Euro mobilisieren, mit denen das Vorsorgeangebot verbessert, die Forschung an neuen Therapien vorangetrieben und Vorbeugungskampagnen - auch zum Thema gesunde Ernährung - finanziert werden sollen.

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Krebs: Mehr Vorsorge, mehr Impfungen

Ein Ziel: Bis 2030 soll in der EU niemand mehr an Gebärmutterhalskrebs erkranken, dafür müssten 90 Prozent der Frauen gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft werden. Bis 2025 sollen fast alle Menschen in Risikogruppen für Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs ein Angebot zur Vorsorgeuntersuchung erhalten, woran es bislang vor allem in Osteuropa mangelt. „Krebs ist eine Krankheit, die besiegt werden kann und muss“, sagte Kyriakides.