Berlin. Es soll ein Projekt für die Demokratie sein. Doch auf einem Bild mit Nancy Faeser posieren Jugendliche mit extremistischen Handzeichen.

Das Foto, das die Bundesinnenministerin nun in Bedrängnis bringt, zeigt viele lächelnde Gesichter. Es sind mehr als 100 junge Menschen. Ganz vorne, die Ministerin und SPD-Politikerin Nancy Faeser. Sie postet das Bild selbst am Mittwoch auf ihrem Twitter-Profil. Und schreibt dazu: „Es ist wichtig, dass junge Menschen sich gesellschaftspolitisch einbringen.“ Es geht um ein Projekt zur Demokratieförderung, „Verfassungsschüler“ heißt es.

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Doch ganz hinten auf dem Bild recken junge Menschen Arme in die Luft, sie zeigen Gesten. Es ist nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, dann aber sehr deutlich.

Die Jugendlichen zeigen den sogenannten „Wolfsgruß“, das Symbol der Bewegung der „Grauen Wölfe“, der türkischen Rechtsextremisten. Es sind sehr auffällig gespreizte Finger. Es ist der Gruß der Faschisten in der Türkei – nun landen sie auf dem Twitter-Account mit der lächelnden Ministerin. Das Innenministerium hat das Foto mittlerweile gelöscht.

Ein anderer Jugendlicher zeigt auf dem Foto einen Gruß der islamistischen Szene

Faeser hat die Handzeichen nicht gesehen, sie posiert nicht absichtlich mit den Jugendlichen und ihren rechten Gesten. Und doch ist es ein peinlicher Fehler.

Die Ministerin postet einen Kommentar auf Twitter, in dem Faeser sich klar distanziert. „Die von einigen Schülern gezeigten Symbole auf dem Bild sind inakzeptabel, ich verurteile dies scharf. Wir sind mit dem Projektträger dazu im Gespräch“, schreibt die SPD-Politikerin. Die Bewegung der Grauen Wölfe fällt immer wieder mit homophober und antisemitischer Rhetorik auf. Sie schwärmen von einem türkischen Großreich.

Manche auf Twitter halten Faesers Distanzierung für zu schmallippig

Damit nicht genug: Ein anderer Jugendlicher zeigt auf dem Foto mit der Ministerin einen Gruß der islamistischen Szene, ein anderer gar mit dem auch unter Anhängern der Terrororganisation „Islamischer Staat“ verbreiteten Zeichen – der ausgestreckte Zeigefinger.

Einzelne Akteure aus der Zivilgesellschaft werfen der Bundesregierung vor, beim Kampf gegen Rechtsextremismus in Deutschland bisher zu wenig den Fokus auch auf Gruppierungen aus der Szene der „Grauen Wölfe“ zu setzen.

Manche auf Twitter halten Faesers Distanzierung für zu schmallippig. Zugleich gilt: Die Ministerin hatte sich immer wieder in den vergangenen ersten Monaten ihrer Amtszeit gegen Rechtsextremismus stark gemacht. Auf Twitter, wo Faeser nun das umstrittene Gruppenfoto mit den Jugendlichen postete, schrieb sie unlängst: „Wir werden Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus frühzeitig und entschlossen bekämpfen.“ (cu)

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.