Berlin. Die deutsche Wirtschaft leidet unter den Krisen der Welt und rutscht deutlich ab. Was das für Arbeitsplätze und Wohlstand bedeutet.

Die Aussichten für die Wirtschaft trüben sich deutlich ein. Angesichts der stark steigenden Energiepreise schlittert Deutschland 2024 in eine Rezession. Das Wirtschaftswachstum werde im nächsten Jahr auf minus 0,4 Prozent sinken, nach einem Plus von 1,4 Prozent in diesem Jahr.

Gleichzeitig wird sich die Inflation 2022 kräftig auf 8,4 Prozent erhöhen, nach 3,1 Prozent im Vorjahr. Und der Preisauftrieb hält an und dürfte 2023 auf 8,8 Prozent klettern. Erst 2024 könnte die Inflation wieder auf 2,2 Prozent sinken. Dies geht aus dem aktuellen Herbstgutachten führender Wirtschaftsforschungsinstitute hervor.

Rezession: Die Hauptlast tragen die privaten Haushalte

„Die Hauptbelastung findet derzeit bei den privaten Haushalten statt, die einen massiven Kaufkraftverlust hinnehmen müssen. Und der wird sich im Laufe des nächsten Jahres noch verstärken“, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI–Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Sprecher der Gemeinschaftsdiagnose. Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen seien auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen. Allerdings könne die Politik den Wohlstandsverlust nicht komplett aus der Welt schaffen, sondern nur verringern.

Hohe Gaspreise: Inflation klettert in manchen Bundesländern auf über 10 Prozent

„Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Krise auf den Energiemärkten führen zu einem spürbaren Einbruch der deutschen Wirtschaft“, so Schmidt. Die Wirtschaft werde drei Quartale hintereinander - von diesem Sommerquartal bis Anfang 2023 - schrumpfen. Mit einer allmählichen Besserung sei frühestens im Frühjahr 2023 zu rechnen. 2024 könnte das Wachstum wieder bei 1,9 Prozent liegen.

Die Wirtschaftslage könnte sich auch noch deutlich schlechter entwickeln, warnten die Wissenschaftler. Denn die Risiken durch die nicht einschätzbare Entwicklung des Ukraine-Krieges und die Energie-Versorgungslage seien hoch. Auch könnte eine weitere gefährliche Mutation des Corona-Virus der Weltwirtschaft weitere Dämpfer verpassen.

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Inflation: Gibt es noch genügend Gas im Winter?

Der Hauptgrund für die Verschlechterung der Konjunktur sind vor allem die reduzierten Gaslieferungen aus Russland. „Mit ihnen ist ein erheblicher Teil des Gasangebots weggefallen und auch das Risiko gestiegen, dass die verbleibenden Liefer- und Speichermengen im Winter nicht ausreichen werden, um die Nachfrage zu decken“, so die Wissenschaftler. Ob es zu Versorgungsengpässen kommen werde, hänge vom Winter ab. „Wenn es zu einem kalten Winter kommt, ist eine Gasmangellage sehr wahrscheinlich“, sagte Schmidt.

Aktuell zeigt sich die Industrie relativ robust. Die Auftragsbestände seien hoch. Eine branchenweite Insolvenzwelle werde nicht erwartet. Auch der Arbeitsmarkt sei noch stabil. Die Ökonomen erwarten für 2023 einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent in diesem Jahr auf 5,5 Prozent. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels würden viele Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter zu halten und allenfalls die Arbeitsstunden zu reduzieren. Eine erhöhte Arbeitslosigkeit sei nicht zu erwarten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.