Berlin. Entwicklungsminister Müller richtet einen Appell an die Weltgemeinschaft: Es müsse dringend ein Durchbruch beim Artenschutz gelingen.

Vor Beginn der globalen Konferenz zur Artenvielfalt im chinesischen Kunming hat Entwicklungsminister Gerd Müller einen dramatischen Appell an die Weltgemeinschaft gerichtet. "In den kommenden Monaten muss ein Durchbruch beim Artenschutz gelingen wie beim Pariser Klimaabkommen für den Klimaschutz", sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Jeden Tag sterben 150 Arten aus." Die internationale Gemeinschaft müsse endlich an einem Strang ziehen. Von Gastgeber China erwarte er eine Führungsrolle.

Müller rief die Industrieländer dazu auf, ihre Mittel zum Erhalt der Biodiversität in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verdoppeln. Der Minister verwies darauf, dass drei Viertel der artenreichsten Gebiete in ärmeren Ländern lägen, die sich Schutzgebiete kaum leisten können. "Deutschland sollte in der kommenden Legislaturperiode seinen Beitrag daher auf eine Milliarde Euro jährlich erhöhen", forderte Müller. "Auch die Privatwirtschaft sollte sich an der Finanzierung beteiligen, denn sie trägt eine Mitverantwortung am weltweiten Artensterben."

Darüber hinaus appellierte der Minister, 30 Prozent der Land- und der Meeresflächen unter Schutz zu stellen. "Davon sind wir aber meilenweit entfernt", kritisierte er. "Bislang sind erst acht Prozent der Meeres- und 17 Prozent aller Landflächen geschützt." Lesen Sie dazu: Koalas vom Aussterben bedroht - sind sie noch zu retten?

Müller: "Naturzerstörung darf nicht länger profitabel sein"

Müller forderte zudem Mindeststandards für Lieferketten, die nicht zur Vernichtung von Wäldern führen dürften. "In Rotterdam oder Hamburg darf kein Schiff mehr anlegen, das Palmöl- und Sojaprodukte aus nicht zertifizierter Produktion zu uns bringt", sagte er. "Naturzerstörung darf nicht länger profitabel sein."

Müller betonte: "Je mehr natürliche Lebensräume vernichtet werden, umso größer wird auch die Gefahr, dass weitere Viren vom Tier auf den Menschen überspringen und schwere Krankheiten auslösen. Covid-19, Ebola oder Aids müssen uns Warnung sein, den Schutz der Artenvielfalt weltweit zur Chefsache zu machen." Auch interessant: Forscher wollen Mammut und Elefant kreuzen - für Klimaschutz

Auftakt der Weltbiodiversitätskonferenz ist am Montag. Der erste Teil findet in dieser Woche statt, der zweite Teil ist für April und Mai 2022 geplant. In Kunming soll ein globales Artenschutzabkommen vereinbart werden mit Zielen bis 2030.