Berlin . Es wird einsam um den Altkanzler: Die SPD-Spitze distanziert sich von ihm, weil er an seinen Posten bei russischen Konzernen festhält.

Die Spitze der SPD hat sich am Wochenende geschlossen von dem Altkanzler abgewandt, weil der frühere Parteichef auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine an seinen Posten als Lobbyist für russische Energiekonzerne festhält. „Mit einem Aggressor, mit einem Kriegstreiber wie Putin macht man keine Geschäfte“, schrieb SPD-Parteichef Lars Klingbeil am Sonnabend auf Facebook. Das Handeln eines Altkanzlers sei nie komplett privat, schon gar nicht in der aktuellen Lage. „Es ist deswegen überfällig, die geschäftlichen Beziehungen zu Putin zu beenden. Das erwarte ich unmissverständlich.“

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Klingbeil galt bisher als jemand, der trotz aller Kritik an Schröders Tätigkeiten einen Draht zu dem Altkanzler hatte. Beide kommen aus Niedersachsen, während seines Studiums in Hannover arbeitete Klingbeil im Wahlkreisbüro des damaligen Kanzlers. Doch inzwischen herrscht Funkstille: Ein direktes Gespräch zwischen Klingbeil und Schröder gab es nach Informationen unserer Redaktion nicht mehr, bevor der SPD-Chef mit seinen Forderungen an die Öffentlichkeit ging. Nur ins Umfeld des 77-Jährigen sei Klingbeil noch vorgedrungen, der Altkanzler habe sich abgeschottet.

Gerhard Schröder gilt als Freund Putins

Schröder gilt als Freund Putins, Teile der SPD schreckten dennoch vor harter Kritik an ihm zurück. Zuletzt war deswegen darüber debattiert worden, welchen Einfluss Schröder noch auf die Haltung seiner Partei zu Russland hat. Schröder ist Aufsichtsratsvorsitzender beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und nimmt Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2 ein.

Zudem wurde er vom russischen Erdgas-Unternehmen Gazprom für den Aufsichtsrat des Staatskonzerns nominiert. Nach dem Start des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte Schröder Russland zwar aufgefordert, den Krieg „schnellstmöglich“ zu beenden. Im Gegensatz zu anderen ausländischen Politikern hielt er aber zum Ärger der SPD-Spitze an seinen Posten bei den Staatskonzernen fest. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Auch Klingbeils Co-Chefin Saskia Esken distanzierte sich: Rosneft und Gazprom seien nun „Infrastruktur eines blutigen Angriffskrieges“, erklärte Esken auf Twitter. „Mit seinen dortigen Mandaten schadet Gerhard Schröder dem Ansehen Deutschlands und der Sozialdemokratie.“ Andere Sozialdemokraten wie Fraktionschef Rolf Mützenich, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und die Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, forderten Schröder auf, sein Engagement in Russland zu beenden.