Berlin. Deutschland geht in einen strengen Lockdown – der Vorsprung in der Pandemiebekämpfung ist dahin. Jetzt rächen sich die Corona-Fehler.

Es kam, wie es kommen musste. Deutschland geht in einen strengen Lockdown. Unter anderem schließen Schulen, Kitas, fast alle Geschäfte und Friseure. Weihnachten wird noch strenger reglementiert, die Silvester-Knallerei fällt komplett aus.

Die Maßnahmen sind bitter, aber überfällig. Fast 30.000 Neuinfektionen und bis zu 600 Corona-Tote am Tag lassen keine Alternative zu. Dass sich die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin am Morgen des dritten Advent im Rekordtempo einigten, zeigt, wie groß der Schrecken über die dramatische Entwicklung ist.

Corona: Strenger Lockdown – Deutschlands Vorsprung ist dahin

Vorbei sind die Zeiten, als man noch schulmeisterhaft über die schlimme Entwicklung bei unseren Nachbarn sprach. Der deutsche Vorsprung ist dahin und Deutschland muss tatsächlich aufpassen – da hat Markus Söder recht – dass es nicht zum Sorgenkind Europas wird.

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Jetzt rächt sich, dass der entspannte Sommer nicht zu besserer Vorsorge genutzt wurde. Die Gesundheitspolitik ist nach den Ferien ohne Plan in das neue Schuljahr gestolpert, und in Alten- und Pflegeheimen werden Senioren bis heute zum Teil fahrlässig gefährdet.

Deutsche Pandemie-Politik: viel Steuergeld, wenig Einfallsreichtum

Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin, kommentiert.
Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin, kommentiert. © Dirk Bruniecki

Pandemiebekämpfung muss da ansetzen, wo Mittel und Maßnahmen am effektivsten wirken. Daher ist es ist absurd, dass es für viele unterbezahlte Altenpfleger keine kostenlosen FFP2-Masken oder genügend Schnelltests gab. Und gleichzeitig im Eiltempo Milliarden-Hilfspakete durchgewunken wurden, mit denen sogar Bordellbesitzer ihren Porsche weiterfinanzieren können. Viel Steuergeld und wenig Einfallsreichtum, das kennzeichnet leider die deutsche Pandemie-Politik.

Es sei nicht der Tag zurückzublicken, sagte die Kanzlerin in ihrer Pressekonferenz. Für den Moment hat sie damit Recht. Aber der Tag dafür muss kommen, wenn die Pandemie hoffentlich besiegt sein wird. Es gab im Umgang mit dem Corona-Virus so viele Fehler und Fehleinschätzungen, dass eine Untersuchungskommission zwingend kommen muss. Nicht zur politischen Abrechnung, das wäre zu billig, sondern um für die nächste Seuche optimal zu lernen.

Disziplin ist gefragt: Kontaktbeschränkungen nicht ausreizen

Bis dahin müssen wir uns alle maximal disziplinieren und mithelfen, dass unser Gesundheitssystem nicht in die Katastrophe schlittert. Das heißt auch, dass man die Kontaktbeschränkungen nicht zwingend ausreizen, sondern vielleicht auch freiwillig unterschreiten sollte.

Das sind wir den hoch gefährdeten Alten und Kranken schuldig. Sie stellen sich nämlich nicht die Frage, wie einsam dieses Weihnachten wird. Sie fragen sich, ob sie das nächste Weihnachten noch erleben. Lesen Sie hier:Weihnachten – Sind Reisen in andere Bundesländer erlaubt?