Berlin. Laschet, Scholz und Baerbock wollen Stoibers Fehler vermeiden und reisen ins Hochwassergebiet. Wie gehen sie genau mit der Flut um?

In Katastrophensituationen können Politiker Wahlen gewinnen – oder verlieren. In Erinnerung ist auch fast 20 Jahre später noch der „Gummistiefel-Moment“ aus dem Wahlkampf 2002, als die Elbe mitten im Bundestagswahlkampf große Teile Ostdeutschlands flutete.

Während CSU-Kandidat Edmund Stoiber weiter urlaubte, zeigte sich SPD-Kanzler Gerhard Schröder als Krisenmanager in Gummistiefeln vor Ort und holte so den Rückstand seiner Partei in den Umfragen rechtzeitig auf.

Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands könnten der Gummistiefel-Moment dieses Wahlkampfs werden. Die Kandidaten und Kandidatin müssen dabei einen schmalen Grat navigieren – zwischen Anteilnahme und Hilfe vor Ort und dem Vorwurf, das Hochwasser für die eigene Kampagne auszunutzen.

Laschet gibt Interviews in Regenjacke

Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU und Ministerpräsident von NRW, war am Donnerstagvormittag in den betroffenen Gebieten in seinem Bundesland vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Mehrere Interviews gab er am Donnerstag im Krisen-Bekämpfer-Modus, nicht aus dem Studio heraus sondern in Regenjacke vor dem Hintergrund von Wassermassen.

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet in Hagen.
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet in Hagen. © NRW Staatskanzlei | A4691 Marcel Kusch

Es handele sich um eine „Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“ sagte Laschet nach einer Sondersitzung des Landeskabinetts am Freitag. Er kündigte ein mehrstufiges Hilfsprogramm des Landes für die Opfer an.

Vor dem Hintergrund der Flut sprach Laschet sich am Donnerstag auch für mehr Tempo beim Klimaschutz aus – nur um den eigenen Vorstoß am selben Abend wieder einzuschränken. Jetzt sei nicht die Zeit, politische Forderungen zu stellen, so Laschet im WDR. Ambitionierter werden bei der Einsparung von CO2 will er nicht: „Weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik“.

Olaf Scholz in Jeans und Wanderschuhen

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz fuhr an die Ahr.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz fuhr an die Ahr. © mago images/photothek

Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz reiste ins Hochwassergebiet. Er unterbrach seinen Urlaub, um gemeinsam mit Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, vor Ort zu sein. In Jeans und Wanderschuhen besichtigte er an der Ahr das Ausmaß der Schäden und versprach, dass der Bund finanziell helfen werde.

Baerbock ohne Begleitung von Pressevertretern

Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, brach als Reaktion auf die Katastrophe ebenfalls ihren Urlaub ab. Auch sie machte sich auf den Weg ins Kata­strophengebiet – ausdrücklich ohne Begleitung von Pressevertretern. Baerbock werde sich in der Region in Gesprächen über die Lage informieren und sich ein Bild machen, sagte ein Sprecher der Grünen.